Basel Basler Apotheken verkaufen bald Cannabis

Michael Werndorff
Mit dem Basler Pilotprojekt „Weed Care“ startet nun eine Studie, welche die gesundheitlichen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs betrachtet. Foto: Pixabay

Pilotprojekt: Cannabis-Verkauf in Basler Apotheken startet am 15. September

Von Michael Werndorff

Basel. Kein Drogenhandel in dunklen Gassen, vielmehr soll Cannabis ganz offiziell in der Apotheke den Besitzer wechseln: Mit dem Basler Pilotprojekt „Weed Care“ startet nun eine Studie, welche die gesundheitlichen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs betrachtet. Zudem soll sie eine Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik liefern.

Maximal zehn Gramm THC pro Monat darf jeder registrierte Studienteilnehmer in einer von neun teilnehmenden Apotheken im Kanton Basel-Stadt kaufen, wie Regine Steiner, Leiterin Abteilung Sucht vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, erklärte.

„Besser wäre gar kein Cannabiskonsum“, befand Lukas Engelberger, Regierungsrat und Vorsteher des Gesundheitsdepartements im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz. Cannabis sei aber die meist konsumierte illegale Substanz. Die langjährige Verbotspolitik habe zu keiner nachhaltigen Reduzierung des Konsums geführt. Mit der gemeinsamen Studie des Gesundheitsdepartements, der Universitären Psychiatrischen Kliniken und der Universität Basel wolle man nun das minimal schädliche Regulierungsmodell für den Konsum finden.

Öffentliche Gesundheit besser schützen

Und weiter: „Die neue Art der Regulierung hat das Potenzial, die öffentliche Gesundheit besser zu schützen und die Kriminalitätsrate zu senken.“ Die Studie soll die Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs auf die Gesundheit der Konsumenten im Vergleich zu den Folgen der illegalen Beschaffung der Droge untersuchen. Ziel der Studie sei auch, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik in der Schweiz zu sammeln.

Startschuss ist der 15. September. Dann können bis zu 370 Teilnehmer im Rahmen der auf zweieinhalb Jahre angelegten Untersuchung nach Vorzeigen eines Teilnehmerausweises und der Identitätskarte sechs Cannabisprodukte in neun ausgewählten Basler Apotheken kaufen. Die Preise orientieren sich am Schwarzmarkt-Preis und THC-Gehalt. Ein Gramm kostet zwischen acht bis zwölf Franken, wie weiter zu erfahren war.

Kontrollverlust und Entzugssymptome

Anmelden können sich Basler ab 18 Jahren, die bereits Drogenhanf konsumieren, erläuterte Marc Walter, Chefarzt Psychiatrie und Projektleiter der Studie. Ausschlusskriterien sind Konzentrationsschwierigkeiten und Schwangerschaft, auch dürfen Menschen in einer stationären psychiatrischen Behandlung und Stillende nicht teilnehmen, erklärte Walter, der auch die Wirkung der Droge und Abhängigkeitserkrankungen beleuchtete.

Wer über einen Monat von zehn Kriterien drei wie Kontrollverlust, Entzugssymptome oder eine Toleranzentwicklung erfülle, sei nach WHO-Kriterien abhängig. „Etwa 13 bis 25 Prozent aller Konsumenten mit schädlichem Gebrauch entwickeln eine Abhängigkeit“, stellte der Mediziner klar. Moderate Cannabiskonsumenten seien derweil psychisch meist unauffällig. Zwar verschaffe Cannabis Entspannung und gebe ein gutes Gefühl, es könnte aber auch zu negativen Effekten wie kognitiven Beinträchtigungen, psychischen Problemen sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen kommen.

Apotheker melden auffälliges Verhalten

Teilnehmer, die über einen längeren Zeitraum Auffälligkeiten an den Tag legen, sollen an den Studienarzt gemeldet werden, wie Lukas Meister, Vertreter der an der Studie beteiligten Apotheken, sagte. Die Apotheken würden zudem auf alternative Konsumformen mit Verdampfer hinweisen.

In der Schweiz ist Cannabis seit dem Jahr 2013 entkriminalisiert, der Besitz bis zu zehn Gramm ist straffrei. Für die Studie gibt es rechtliche Rahmenbedingungen: So ist der Weiterverkauf, Teilen oder das Verschenken des Studiencannabis an Dritte oder Minderjährige untersagt, ebenso der Konsum im öffentlichen Raum. In Absprache mit der Kantonspolizei dürfen zehn Gramm Cannabis originalverpackt mitgeführt werden. Bei einer Kontrolle muss sich der Besitzer mit Studienausweis und Identitätskarte ausweisen können.

Die Cannabisprodukte mit Namen wie „Durban Bourbon“ oder „Pineapple Train“ werden vom Anbieter Pure Production in Zeiningen bezogen. Dieser besitzt seit Anfang 2020 vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Ausnahmebewilligung für den Anbau von Drogenhanf.

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