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Basel „Kundi“ trauert um Wohltäter

Peter Ade

CVJM-Einsatz: Hans Eberhard am Jubiläumstag gestorben / Arme und Einsame bewirtet und beschenkt

Die Wohltätigkeitsveranstaltung „Kundi“ des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) war überschattet vom Tod des langjährigen Präsidenten und Organisators Hans Eberhard. 73-jährig ist der gute Geist und Motor des Basler Events für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, am ersten Weihnachtsfeiertag gestorben – just an dem Tag, da die „Kundi“ zum 125. Mal stattfand.

Von Peter Ade

Basel. Im Kleinbasler Union-Saal war wie immer zu Weihnachten alles bestens vorbereitet, um etwa 200 Gäste einen Abend lang köstlich zu bewirten. Nichts sollte die Stimmung trüben. Zum Auftakt musste der Kleinbasler CVJM-Präsident Dieter Helfer jedoch die Todesnachricht verkünden: Hans Eberhard, bis 2019 sein Vorgänger im Amt, erlag in den Morgenstunden einem längerem Leiden – ausgerechnet am Jubiläumstag der Wohltätigkeitsveranstaltung.

Die Nachricht schockiert viele Anwesende, die zum Teil seit Jahren kommen. Gunther W. aus dem Baselbieter Reigoldswil bringt es auf den Punkt: „Ich bin fassungslos, Hans hatte immer ein großes Herz für Arme und Benachteiligte. Warum nur muss er uns so früh für immer verlassen?“

Trübsal blasen wäre freilich nicht im Sinne des Verstorbenen gewesen. Die Atmosphäre im Saal bleibt herzlich. Auf vielen Gesichtern spiegelt sich freundschaftliche Wärme. Einige diskutieren, andere genießen leise das Zusammensein.

„Schinkli“ und Salat

Kaum ist das Essen serviert, schwindet der Lärmpegel beträchtlich ab. Die „Schinkli“ mit gemischtem Salat werden genüsslich verspeist. Einige verlangen zwei oder gar drei Portionen. Ein Mann mit Rauschebart schwärmt: „Ich komme seit 1998 jedes Jahr, weil die Atmosphäre so schön ist und das Essen einfach immer so lecker schmeckt.“ Eine behinderte Frau im Rollstuhl wird vom Tischnachbarn aufmerksam betreut. Er zerkleinert ihr das Fleisch, reicht das Glas mit Limonade.

Klänge des CVJM-Posaunenchors Riehen leiteten das Treffen stimmungsvoll ein. Nach dem Essen begeistert Heinz Flückigers Band „The cool Bunch“ mit flottem Country Sound.

Menschen, die allein, obdachlos, arm oder am Rande der Gesellschaft stehen, werden jedes Jahr aufs Neue eingeladen. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause freute sich das Team, im Quartierzentrum von Kleinbasel wieder feiern zu dürfen. Organisiert und durchgeführt wird der Abend seit 1895. Alle Helfer – diesmal rund 50 – arbeiten unentgeltlich, schöpfen Essen aus, servieren und verteilen Geschenke.

Wieselflinke Helfer

„Es ist ein Fest für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagte einst der verstorbene Hans Eberhart. Er war gut 40 Jahre Leiter der „Kundenweihnacht“, die im Volksmund liebevoll „Kundi“ genannt wird. Das Publikum ist gemischt und jedes Jahr anders. Junge Frauen und Männer sitzen zwischen älteren, einsamen Menschen.

„Darf ich noch eine Portion haben?“, hört man bald von überall. Die Helfer servieren wieselflink. Einheitlich in Weiß gekleidet, fliegen sie zwischen den Tischen hin und her, wünschen hier ein „en Guete“ und dort ein „…kommt gerade“. Frank ist zum fünften Mal als Helfer dabei und meint: „Es ist immer wieder schön, diese fröhlichen Gesichter zu sehen, diese Dankbarkeit spüren zu dürfen.“

Zu später Stunde naht etwas, worauf die meisten fast nicht mehr warten können: Die Gugge-Ausgabe. Jeder Kundi-Besucher bekommt eine Tragtasche – gefüllt mit Honig, Schokolade, Shampoo und Weihnachtsgebäck, dazu ein Paar handgestrickte Wollsocken oder ein Schal. Doch ist wohl das größte Geschenk an diesem Abend die Herzlichkeit der CVJM-Leute. Und: Es bleibt die Erinnerung an Hans Eberhard, den liebenswürdigen, stets hilfsbereiten Menschen.

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