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Basel Kunst der Larvenmacher ist in Gefahr

Rolf Rombach
 Foto: Rolf Rombach

Fasnacht: Pandemie bedroht Basler Kulturgut

Noch ist nicht sicher, ob und in welcher abgespeckten Form die Basler Fasnacht im März stattfinden wird. Die Hoffnung auf eine Durchführung lässt auch die Künstler wieder tätig werden, welche die traditionellen Larven, wie die Gesichtsmasken genannt werden, individuell herstellen.

Von Rolf Rombach

Basel. Zu Besuch bei Robert Peter im Atelier Charivari wird unser Reporter direkt von der Vielfalt der unzähligen Masken beeindruckt. Doch die Auswahl im Flur und Verkaufsraum an der Basler Kannenfeldstraße ist nur ein Teil. „500 verschiedene Modelle haben wir. Dazu kommen noch 100 historische Larven aus Wachs und Gitterlarven“, erzählt Peter. Inzwischen geht wieder gelegentlich das Telefon. Termine werden vereinbart für Auswahl, Probe und Abholung der Larven.

Vor Corona stellte das Atelier mit bis zu sechs Mitarbeitern bis zu 2000 Larven jährlich her. Mehr als 50 000 Larven hat Robert Peter seit 1976 selbst bemalt. Für das laufende Jahr rechnet er zumindest mit einer Rückkehr von einem Viertel des bisherigen Umsatzes. Doch 2023 könnte für das Atelier Charivari wieder schlechter werden, da die 2020er-Bestellungen zum Teil noch ungenutzt bei den Cliquen auf ihren Einsatz warten.

Überbrücken konnte man das mit Kurzarbeit und eigenen Rücklagen. Dazu kamen Spenden von Cliquen und Einzelpersonen. „Ohne diese Zuwendungen hätten wir schließen müssen“, sagt Peter dankbar. Für das Münchensteiner Larvenatelier Dildi kam im Herbst das Aus nach 74 Jahren. Derzeit sind zehn bis zwölf größere Handwerksbetriebe noch in Basel tätig, schätzt Peter. Neun Betriebe wurden durch den Verkauf der Solidaritätsplakette 2021 unterstützt, dennoch reichte es für Dildi nicht.

Kunst geht verloren

Die handgemachte Larve aus kaschiertem Papier gehört mit der Basler Fasnacht seit 2017 zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. „Larven aus Plastik sind einfach nicht das Gleiche“, bemängelt der Künstler. Auch Acrylmasken seien zu schwer und nicht zu reparieren, wenn sie herunterfallen. „Vor zehn Jahren wurde behauptet, Plastik sei die Zukunft. Aber alle großen und bedeutenden Cliquen haben erkannt, dass die kaschierte Maske etwas Besseres ist“, freut sich Peter über sein Handwerk und bedauert die Schließungen der Kollegen: „Was kommt danach? Die Pandemie ist eine Gefahr für Künstler und die Kunst an sich. Davor habe ich Angst.“

Beruf zugleich Hobby

Die Kundschaft ist natürlich zu großen Teilen aus Basel, doch auch nach Deutschland, bis ins sächsische Merane, verkauft er Larven. „Dabei kamen vor dem Krieg Millionen Masken aus Thüringen. Da gab es riesige Fabriken“, erzählt der Experte. Sein Beruf ist zugleich Hobby. Masken aus Wachs und Metall hat er in seiner Sammlung. Die ältesten Exponate sind mehr als 200 Jahre alt.

Außerhalb der Fasnacht verkauft das Atelier viele Larven an Künstler der Pariser Theaterschule. Weiß, mit reduzierten Formen – Masken aus Basel sind weltweit dafür gefragt. Und inzwischen sind Peters Produkte in unzähligen Museen vertreten, darunter das belgische Maskenmuseum, in Brasilien sowie im ethnologischen Museum in Los Angeles.

Angefangen hat Peter 1976 mit dem eigenen Atelier. Zuvor entstanden erste Masken zuhause, was er sich autodidaktisch aneignete. „Damals gab es noch kein Lehrbuch. Inzwischen habe ich eines mitgeschrieben. Und vielleicht folgt noch ein eigenes“, lacht er. Frau Christin ist seit 15 Jahren im Betrieb als „Mädchen für alles“, wie sie sagt. Zuvor war sie als Fotografin tätig, was mit der Digitalisierung der Kameras endete. Zur Freude der Peters ist Sohn Bastian ebenfalls im Atelier und wird eines Tages dieses fortführen. „Ich erkenne inzwischen nicht mehr den Unterschied, ob er oder ich malt“, lacht Peter. Dass eine Larve aber aus ihrem Atelier kommt, erkenne man am Leberfleck am Kinn. „Das ist dann eine Maske von uns“, verrät er.

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