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Basel Kunst oder Event?

Gabriele Hauger
 Foto: Gabriele Hauger

Multimedia: „Van Gogh alive“ in der Messe Basel

Von Gabriele Hauger

Basel. Vincent van Gogh – das ist doch der mit dem abgeschnittenen Ohr und den Sonnenblumen. Mit dem Namen des niederländischen Malers können die meisten etwas anfangen. Dass seine Kunst nun als Multimedia-Show mit Musikuntermalung weltweit unters Volk gebracht wird, dafür sorgt „Van Gogh alive“ – derzeit in der Messe Basel. Show, Spektakel, Kunstevent? Es steckt wohl von allem etwas drin.

Um es vorweg zu nehmen: Originale findet der Besucher hier keine. Auch mit Informationen zum großen Maler wird man nicht gerade überfrachtet. Ein paar Info-Tafeln am Eingang – schon geht es durch schwarze Vorhänge hinein ins Multimedia-Erlebnis auf über 1200 Quadratmetern Projektionsfläche. Ein paar Sitzgelegenheiten, weicher Teppichboden, auf dem es sich Paare, Familien und Jugendliche bequem machen, die meisten ein Smartphone griffbereit.

Leuchtende Projektionen

Zweifellos ist man gefangen von den überdimensionalen, raumhohen, leuchtenden Projektionen der Malerei van Goghs, die von allen Seiten auf die Sinne einströmen. Thematisch und chronologisch vage gegliedert, blicken uns die tieftraurigen Augen des psychisch erkrankten Malers an, ploppen seine berühmten Sonnenblumen auf, entwickeln sich Pariser Straßenszenen, entfalten sich Stillleben, dehnt sich winterliche niederländische Landschaft aus. Ein leuchtender Sternenhimmel geht über in van Goghs nächtliche Lichterspiegelungen auf der Seine in Paris. Die Bilder werden mehrfach ringsum in unterschiedlicher Größe projiziert, Spiegel sorgen für weitere Reflexionen. Zu klassischer Musikuntermalung werden die Werke immer wieder neu kombiniert. Und: Sie werden teilweise belebt. Blüten schweben herab, ein Zug fährt durch die südfranzösische Provinz. Das kann man effektvoll finden – oder als Effekthascherei abtun.

Das Auge wird von van Goghs Kunst geflutet. Zweifellos beeindruckend, wie sich in dieser extremen Vergrößerung jeder einzelne Pinselstrich wie unter einem Mikroskop zeigt, wie jeder Farbwechsel nuanciert hervortritt – somit die impressionistische Wirkung zeitweise aufhebt.

Animierte Bilderflut

Die animierte Bilderflut lässt sich bequem sitzend konsumieren. Der übliche Museumsrundgang entfällt. Auch zeitlich wird man nicht überfrachtet: In einer guten Stunde werden über 3000 Bilder aufgespielt.

Danach können die Besucher die optische Wirkung eines Spiegelkabinetts mit hunderten Plastik-Sonnenblumen auf sich wirken lassen. Oder sich im Acht-Minuten-Kurs an einer zeichnerischen Wiedergabe von van Goghs Zimmer versuchen.

Zweifellos: „Van Gogh alive“ führt das Grandiose seiner Malerei vor Augen, man lernt den großen Künstler kennen und bewundern. Lernt neue Blicke auf die Kunst. Wird im besten Falle animiert, sich weiter mit dem Genie der Impressionisten zu beschäftigen. Ersetzt das den Museumsbesuch und die Betrachtung der Originale? Hoffentlich nicht! Zu hinterfragen bleibt im Übrigen der ambitionierte Eintrittspreis. 26 Franken pro Person – ohne ein einziges Original.  bis 19. Februar in Halle 2 der Messe Basel, Mi, Do und So, 10 bis 18 Uhr, Fr und Sa, 10 bis 19 Uhr

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