Basel Kunstbegegnung in lauschigen Gärten

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Die Skulptur im Garten des Hauses zum Raben ist eine Station auf dem Art Parcours in Basel. Foto: Michael Werndorff

Kunstmesse: Art Parcours als Exkursion in spektakuläre und intime Kunstsphären

Der öffentliche Art Parcours im Rahmen der Kunstmesse Art Basel führt einmal mehr zu überraschenden Kunstpositionen an zum Teil nicht alltäglich zugänglichen Orten in Basel. Kurator Samuel Leuenberger hat dafür den Claim „How to Grow in Times of Change“ ausgewählt.

Basel (sda). Es ist eine Begegnung der sehr intimen Art in einer ganz und gar nicht intimen Umgebung. Verloren und verletzlich steht sie mitten in der von Baulärm umtosten Basler Einkaufsmeile Freie Straße: die Bronze-Skulptur einer nackten Frau. So zumindest erscheint es auf den ersten Blick – sie ist als „Woman“ angeschrieben. Auf den zweiten Blick erkennt man aber, dass es sich um eine Trans-Frau handelt. Mit Brüsten und einem Penis. Es ist, wie man erfährt, das in Bronze gegossene 3D-Scan-Abbild der amerikanischen Künstlerin beziehungsweise des Künstlers, die oder der lange unter dem Künstlerinnen- oder Künstlernamen „Puppies Puppies“, seit einiger Zeit auch unter ihrem oder eben seinem richtigen Namen Jade Guanaro Kuriki Olivo auftritt. Als Performance-Künstlerin und Bildhauer setzt sie/er sich und den Betrachter auf berührend direkte Art mit dem schweren Schicksal der Transsexualität auseinander.

Intime und spektakuläre Momente erleben

Ganz anders der Eindruck wenige hundert Meter entfernt, beim Eingang zur und in der Krypta der Elisabethenkirche. Es ist dies erstens ein Ort, wo man normalerweise nicht hingelangt. Ein seltsamer Ort: Der Zugang zur Krypta in der neugotischen Kirche ist Teil des Theaterbaus aus den 1970er-Jahren und wirkt wie die Einfahrt in eine Tiefgarage. Die Krypta wiederum ist im Stil der Gotik errichtet.

Der deutsche Künstler Tobias Rehberger hat darin einen eigenen Parcours eingerichtet. Draußen wird man von einem Chinatown-artigen Neonschild mit der Aufschrift „Butcher Shop“ empfangen. Im unwirtlichen Gang verkünden weitere, bunt umrahmte Neonschriften „Forbid in Heaven“ und „Useless in Hell“, bis man in der Krypta selber auf leuchtende weiße Rauchsäulen trifft. Es ist eine geheimnisvolle Geschichte, die einem da erzählt wird.

Solche Geschichten gibt es viele auf dem Art Parcours mit seinen rund 20 Stationen in der Basler Innenstadt. Kurator Leuenberger hat einmal mehr ein gutes Gespür für das Zusammenspiel von Kunst und Ausstellungsort offenbart. Da gibt es Stationen, wie das Metall-Lager der Kunstschmiede-Werkstatt Weiland am Münsterberg, wo das ausgestellte Werk mit der Umgebung verschmilzt und erst mit etwas Akribie zu entdecken ist. Oder die Installation von Maria Loboda unter der Wettsteinbrücke, die Kunstwerke, die an Arbeiten von Hans Arp, Constantin Brancusi oder Jean Dubuffet erinnern, als angeschwemmtes Treibgut inszeniert hat.

Parkhaus ist Schauplatz für Kunst

Es gibt aber auch Orte wie die große Oberlichthalle der UBS, die der kolumbianische Künstler Oscar Murillo mit einer spektakulären Installation mit einem Bilderwald und einer Schar von menschengroßen Kleiderständern mit bunt ornamentierten Gewändern nutzte.

Es gibt Kunstbegegnungen in lauschigen Gärten, wo man am liebsten lange verweilen möchte, oder auch höchst hintersinnige Begegnungen. Dazu gehören die Beschneidungen von Simon Starling, auf die man im dritten Untergeschoss des neuen Kunstmuseum-Parkhauses trifft. Der britische Künstler hat einen originalen Fiat-Oldtimer und eine Gemälde-Kopie von Giovanni Battista Tiepolo beschnitten, das heißt um gewichtige Stücke befreit.

In der Umnutzung erfüllt das bislang außerordentlich schlecht besuchte Parkhaus seine temporäre Aufgabe als Ausstellungsraum besser als seine eigentlich angedachte Funktion.

Der Art Parcours ist bis Samstag täglich von 10 bis 20 Uhr frei begehbar, am Sonntag ist um 19 Uhr Schluss. Am Samstag wird zudem die Art Parcours Night stattfinden mit Performances und Konzerten an ausgewählten Orten.

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