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Basel Lage in der Schweiz ist fragil

Michael Werndorff
Impfungen und eine veränderte Teststrategie: So will die Schweiz weitere Lockerungen beschließen. Foto: Die Oberbadische

Pandemie: Entscheidung über weitere Öffnungsschritte vertagt / Anzeichen deuten auf dritte Welle hin

Basel/Bern -  Der Schweizer Bundesrat sieht in einem zweiten Öffnungsschritt weitgehende Lockerungen vor. Wann und in welcher Form diese in Kraft treten können, ist derzeit aber noch offen. Eine Entscheidung wurde vertagt. In einer Woche will das Gremium über das weitere Vorgehen befinden. Zunächst sollen die Kantone zu Wort kommen, wie bei der gestrigen Medienkonferenz zu erfahren war.

Die Lage in der Schweiz und weiteren Ländern ist fragil, verwies Gesundheitsminister Alain Berset auf die steigende Zahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus. „Wir müssen Vorsicht walten lassen“, sagte er mit Blick auf weitere Lockerungen. Vieles deute auf eine dritte Welle hin, offen sei, wie stark diese ausfallen werde.

„Die Situation ist nicht so, wie wir uns das wünschen.“ Die Fallzahlen stagnierten seit mehreren Wochen, zuletzt seien sie wieder gestiegen. „Derzeit befinden sie sich rund 20 Prozent über dem Niveau der Vorwoche. In den Nachbarländern seien ähnliche Entwicklungen zu beobachten. „Niemand weiß genau, weshalb die Zahlen wieder steigen.“ Ein Grund seien vielleicht die mutierten Viren, ein anderer der erste Öffnungsschritt. „Dessen Folgen können wir noch nicht absehen.“

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gestern innerhalb von 24 Stunden 1333 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Basel-Stadt meldete eine Sieben-Tage-Inzidenz von 75, 31 neue Infektionen und 197 aktive Fälle.

Was die Lockerungsschritte angehe, habe man die festgelegten Richtwerte im Blick, von denen sich lediglich der Schwellenwert zur Belegung der Intensivplätze positiv entwickelt habe. Gleichwohl verliere man die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft nicht aus dem Blick: „Wir versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen, um den besten Weg für die Schweiz zu finden“, betonte Berset.

Öffnungen trotz steigender Fallzahlen

Die Entwicklung könne man stark beeinflussen, appellierte er an die Bevölkerung, die Schutzmaßnahmen einzuhalten. „Öffnungen sind trotz steigender Fallzahlen möglich, und zwar mit einer guten Teststrategie und aufgrund der Impfungen.“

Derweil verteidigte Lukas Engelberger, Vorsteher des Basler Gesundheitsdepartements und Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, die harten Covid19-Maßnahmen. „Die Pandemie ist noch nicht ausgestanden“, sagte Engelberger am Mittwoch in der Großratssitzung, in der er sich kritischen Fragen aus dem linken und rechten Lager stellen musste. Die unvorhersehbare Entwicklung mache es unmöglich, schon jetzt die nächsten Öffnungsschritte festzulegen.

Laut Berset ist der Bundesrat frei in der Wahl der Öffnungsschritte. Man habe bereits vor einigen Wochen einen Strategiewechsel vorgenommen. Es sei das erste Mal, dass Öffnungen ins Auge gefasst würden, obwohl die Zahlen stiegen. Weil Impfungen voranschritten und die Teststrategie ausgeweitet worden sei, könne man diesen Weg einschlagen.

In der Diskussion sind weitgehende Lockerungen: Bei Treffen im Familien- und Freundeskreis in Innenräumen soll die Zahl der erlaubten Personen von fünf auf zehn Personen erhöht werden. Restaurants sollen ihre Terrassen wieder öffnen können. Vorgesehen ist eine Sitzpflicht, und die Maske darf nur für das Essen abgelegt werden.

Öffentlich zugängliche Freizeit- und Unterhaltungsbetriebe sollen wieder öffnen können. Ermöglicht werden sollen Publikumsveranstaltungen mit maximal 150 Besuchern im Außen- und 50 im Innenbereich. Zusätzlich gilt eine Beschränkung auf maximal ein Drittel der Kapazität des Veranstaltungsorts. Es gilt eine Sitzpflicht, und die Maske muss immer getragen werden, war gestern zu erfahren.

Im Sportbereich könnten Gruppenaktivitäten mit bis zu 15 Personen wieder möglich werden. Draußen müsste dabei entweder eine Maske getragen oder der erforderliche Abstand von anderthalb Metern eingehalten werden. In Innenräumen müsste grundsätzlich sowohl die Maske getragen als auch der Abstand eingehalten werden. Sportarten mit Körperkontakt sollen in Innenräumen weiterhin nicht erlaubt werden, im Außenbereich weiterhin nur, wenn eine Maske getragen wird. Wettkämpfe in allen Sportarten blieben verboten.

Weiter ist eine Lockerung der Maskenpflicht vorgesehen: Bewohner von Alters- und Pflegeheimen müssten dann keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen.

Darüber hinaus soll für Unternehmen, die 80 Prozent der vor Ort tätigen Belegschaft mindestens einmal pro Woche testen, die Kontaktquarantäne entfallen. Für geimpfte Personen, die Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten, soll die Quarantänepflicht aufgehoben werden, wie der Bundesrat bekannt gab.

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