Basel Mehr als ein Symbol für Religion und Baukunst

Beatrice Ehrlich
Kostbarer Aufbewahrungsort für Heiligengebeine: das Reliquiar des heligen Laurentius. Foto: Betrice Ehrlich

Münster: Beim Europäischen Tag des Denkmals stand Basels Wahrzeichen im Mittelpunkt.

Basel - Die Stadt am Rheinknie hat etwas zu feiern: Ihr markantester Bau wird 1000 Jahre alt. Auch beim Europäischen Tag des Denkmals dreht sich in Basel (fast) alles um das Basler Münster, das am 11. Oktober 1019 feierlich geweiht wurde. Auch wenn es sich bei dem heutigen Bau nicht mehr um das damalige Originalgebäude handelt – unter anderem das große Erdbeben 1356 hinterließ schwere Schäden –, so geht die Geschichte des spätromanischen Baus doch auf diesen Tag zurück.

Zahlreiche Veranstaltungen und Führungen rund um Basels Wahrzeichen ließen kaum Fragen offen: Architektur und Baugeschichte, Zerstörung und Wiederaufbau, Fragen der Restaurierung sowie der gesellschaftlichen Funktion des Münsters sind unter anderem Themen der vielen von kundigen Fachleuten durchgeführten Führungen.

Umfangreiches Programm

Beim Mittagskonzert mit dem Kammerorchester Basel wurde die herausragende Akustik erfahrbar gemacht, beim Handwerkermarkt im Kreuzgang ließen sich historische Handwerke betrachten: vom Kunstschlosser bis zum Glockengießer, vom Handziegler bis zum Seiler, all dies bei freiem Eintritt.

Auch das Historische Museum Basel in der Barfüßerkirche beteiligte sich am Europäischen Tag des Denkmals. Unter dem eingängigen Titel „Tote in Dosen und andere Geschichten” – er soll vor allem jüngere Museumsbesucher neugierig machen auf den Münsterschatz – gab Führerin Barbara Luczak einen mitreißenden Einblick in die heute vielen fremd gewordene Welt religiöser Kunstgegenstände, Reliquien und Reliquiare.

Von der einstigen Fülle und Pracht des Basler Münsterschatzes – er gehört zu den vier bestdokumentierten weltweit – ist nicht mehr allzu viel übrig. Dem protestantischen Bildersturm 1529, aber auch erheblichen Verlusten durch Verkäufe bei der Trennung von Basel-Stadt und Basel-Land 1833 fielen zahlreiche Kunstgegenstände zum Opfer, allen voran das prachtvolle goldene Antependium mit Darstellungen des Heiligen Benedikts, der Erzengel Rafael, Gabriel und Michael sowie des Stifterpaars König Heinrich und seiner Frau Kunigunde. Das Original fand damals im Pariser Musée de Cluny eine neue Heimat und zählt heute zum französischen Nationalerbe, in Basler Besitz ist lediglich eine minderwertige Kopie. In der Sonderausstellung „Gold und Ruhm“ anlässlich des 1000-jährigen Münsterjubiläums im Kunstmuseum Basel wird das Antependium erstmals wieder im Original in Basel zu sehen sein. Unter der Bedingung hoher Sicherheitsvorkehrungen hat die französische Regierung ausnahmsweise eingewilligt, den Baslern das Werk für die Jubiläumsausstellung auszuleihen.

Kurioses und Unterhaltsames hatte Luczak zu den Reliquiaren zu berichten, kunstvollen Behältnissen für Erinnerungsstücke an Heilige und biblische Ereignisse. Ihres Inhalts in den meisten Fällen entleert – für die Protestanten haben Reliquien keine Bedeutung – sind sie vor allem ihres materiellen Wertes wegen bis heute erhalten geblieben.

Auch was nicht mehr da ist, legt Zeugnis ab

Die Reliquien selbst haben auf Initiative des mit der Entsorgung beauftragten Stadtschreibers im nahegelegenen Kloster Mariastein eine neue Heimat gefunden, wo sie bis heute besichtigt werden können. Übrig geblieben sind ihre leeren Hüllen – oder eben Dosen –, im Historischen Museum besonders eindrucksvoll vertreten durch zwei Darstellungen der Heiligen Ursula sowie des Heiligen Laurentius. Letzterer ist übrigens auch seines Sockels verlustig gegangen – auch dieser wurde verkauft und ist heute in Sankt Petersburg zu finden.

Eine ganz neue Erkenntnis am Tag des Denkmals: Gerade das nicht mehr Vorhandene legt beredt Zeugnis ab über die Vergangenheit.

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