Basel Mit markantem Strich

Die Oberbadische
Auch das Logo der Deutschen Herzstiftung stammt von Celestino Piatti. Foto: zVg

Ausstellung: Celestino Piatti - Trouvaillen des Grafikers.

Basel - Celestino Piattis Arbeiten stehen in jeder deutschsprachigen Bücherwand: Der Schweizer war Hausgrafiker des dtv-Verlages. Auch seine Polit- und Produktplakate mit markantem Rahmenstrich kennt man – weniger aber seine Kunst. Auch die ist seit Samstag in Basel zu sehen.

Der 2007 verstorbene Piatti gehört zu den international bekanntesten Schweizer Grafikern. Alleine für den dtv-Verlag schuf er ab 1961 rund 6300 Buchumschläge; Originale davon gehören zur Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums. Vor seinem 100. Geburtstag 2022 präsentieren nun Familie und Freunde eine große Werkschau in Basel.

Ganze Breite des Schaffens

Ein eigens gegründeter Verein hat in einer Altstadtliegenschaft im Petershof am Petersgraben 19 eine Pop-up-Ausstellung kuratiert, die die ganze Breite des Schaffens dokumentiert. Seine Tochter Barbara Piatti spricht von einem „Best-of“ aus unzähligen Grafikblättern, Plakaten, Originalen, Skulpturen et cetera aus Atelier und Lagern.

Die Schau, die bis am 18. Mai offen ist, weckt Erinnerungen an ikonische Alltagsbilder der 1960er- bis 1990er-Jahre. Eine grafische Zeitreise gespickt mit Anekdoten: Laut Barbara Piatti hatte er etwa für die erste Mondlandung eigens ein Fernsehgerät gekauft und Eindrücke gleich direkt auf Lithoplatten gezeichnet.

Politplakate gestaltete er neben Aufträgen auch aus Überzeugung, so spontan eines 1968 nach dem russischen Einmarsch in der Tschechoslowakei, samt eigenhändiger Unterschriftensammlung zuhänden der Botschaft. Die ersten Unterschriftenbogen kolorierte Piatti voller Wut von Hand.

Weit weniger bekannt ist hingegen – trotz über 50 Einzelausstellungen – die Kreativität Celestino Piattis als Künstler. Davon zeugen etwa Skizzenbücher, rein geometrische Arbeiten oder einzelne Tierskulpturen von Katzen und Eulen.

Die Ausstellung ermöglicht erstmals und einmalig Einblicke in den künstlerischen Nachlass. Sie hat – für ihn nicht unpassend und in heruntergekommenen Räumen charmant – eine kommerzielle Seite: Der gesamte Reinerlös wird für eine Jubiläumspublikation in gedruckter und digitaler Form verwendet, die 2022 vorliegen soll.

Daher sind die Exponate käuflich: Von Lithos etwa liegen meist mehrere Blätter auf, Originale gibt es als Skizzen oder auch in Öl – mit Preisen von 80 bis 20 000 Franken weit unter musealen Ansätzen. Laut Barbara Piatti hat ihr Vater nie scharf zwischen Kunst und Alltagsgestaltung unterschieden; das sei eine „fließende Grenze gewesen“.

An der Finissage ist als Weltpremiere ein Film zu sehen, von dem nur noch eine Kopie existiert: Er zeigt Piatti beim Eulen-Malen zu Musik von Jacques Wildberger. Der Basler Komponist war gleich alt wie er.  Weitere Infos unter: www.celestino-piatti.ch

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