Basel Mit Radar und Magnetometer den Römern auf der Spur

Die Oberbadische

Siedlung: Dank moderner Technik werden in Augusta Raurica Zeugnisse der Vergangenheit sichtbar

Konzentriert richtet Andreas Kreklau seinen Blick auf den Bildschirm des Georadars, während er eine gerade Linie auf dem Gelände von Augusta Raurica abschreitet. Der Laie sieht nur Wellenmuster, der Experte erkennt indes im Boden verborgene Mauerreste – Zeugnisse der ehemaligen Römerstadt, die den Forschern immer noch Rätsel aufgibt.

Von Michael Werndorff

Augst. Doch jetzt soll Licht ins Dunkel gebracht werden, allerdings ohne Spitzhacke und Schaufel. Ein stattlicher Zentralbau mit Säulenhallen, ein Heilbad, Tempel: Vor rund 1800 Jahren führten heilkundige Priester hier medizinische Badekuren durch. Die monumentale römische Anlage am westlichen Stadtrand von Augusta Raurica ist außergewöhnlich. Manches vom Heiligtum in der Grienmatt ist heute noch sichtbar oder wurde in früheren Ausgrabungen freigelegt, anderes lässt sich dank Flugaufnahmen erahnen, wie Archäologe und Geophysiker Till Sonnemann erläutert.

Bodenschätze werden nicht beschädigt

Bisher verborgene Strukturen unter der vom trockenen Sommer verdorrten Wiese sollen jetzt mit geophysikalischen Methoden entdeckt werden, weshalb seit einigen Tagen Forscher der Universitäten Basel, Bamberg und Brno in Tschechien und der Fachhochschule Nordwestschweiz am Werk sind. Zwar sind die Arbeiten mit dem Magnetometer bereits abgeschlossen, die Radarmessungen unter der Leitung Sonnemanns laufen aber noch.

Der Bamberger Juniorprofessor, der bereits einen unbekannten Tempel auf dem Gelände von Angkor Wat in Kambodscha mit dieser Methode entdeckte, ist begeistert von der Römerstadt am Rhein. Täglich untersuchen sie eine Fläche von gut einem halben Hektar, wie er berichtet. Am Abend werden die Daten gesichtet und in einem ersten Schritt ausgewertet. Meter für Meter stoßen die Forscher weiter in die Vergangenheit vor und bringen Licht ins Dunkel der Geschichte des ungewöhnlichen historischen Ensembles, über das man längst noch nicht alles weiß. Wenn im Laufe der nächsten Monate alle Informationen zusammengetragen werden, entsteht eine Karte, die ein genaues Bild vom Untergrund liefert. „Es ist schon beeindruckend, was wir zutage fördern“, meint der Geophysiker.

Wie Projektleiter Urs Rosemann im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, liegen die Vorteile dieser nicht-invasiven Untersuchungen auf der Hand: Zum einen sei die Methode wesentlich schneller und koste nur einen Bruchteil des Betrags, der bei Ausgrabungen fällig würde, zum anderen blieben die antiken Überbleibsel unversehrt. Seit Jahren werden aus Kostengründen nur noch Notgrabungen durchgeführt, es fehlt am politischen Willen, Ausgrabungen zu starten. „Daher sind wir sehr froh über die Partnerschaft mit den Forschern“, macht Rosemann deutlich. Und weiter: „Wir möchten mit Radar und Magnetometer einen Überblick gewinnen, wie weitläufig diese Anlage eigentlich ist.“

Täglich untersucht Sonnemann mit seinem Team einen halben Hektar. Das rund zehn Kilogramm schwere Georadar sendet seine Wellen bis in zwei Meter Bodentiefe, wo sie in verschiedenen Schichten reflektiert werden.

Forscher sehen Ergebnisse in Echtzeit

„Wir sehen in Echtzeit, was sich unter unseren Füßen befindet, zum Beispiel Mauerreste, Säulen oder Hohlräume“, erklärt Student Andreas Kreklau, der mit seinen Kommilitonen ein Geländepraktikum absolviert. „Wir sind sehr beeindruckt von dem Areal“, freut sich Sonnemann. Der niedrige Grundwasserspiegel komme den Untersuchungen sehr entgegen. Weil es mit der Arbeit so schnell vorangeht, haben die Verantwortlichen entschieden, auch noch andere Flächen als das Gebiet Grienmatt zu untersuchen. Heute steht ein Areal an, das bisher noch nicht unter die Lupe genommen wurde, weshalb die Vorfreude bei den Geophysikern groß ist.

Die Vorfreude ist auch bei Rosemann groß, denn nach Auswertung, Abgleich und Zusammenführung aller Messergebnisse der verschiedenen Untersuchungsverfahren, zu denen auch Luftaufnahmen zählen, wird man mit den gewonnenen Daten den archäologischen Stadtplan von Augusta Raurica erweitern können. „Erste Ergebnisse sehen wir zwar schon am gleichen Abend, aber die Auswertung wird noch bis in den Herbst dauern“, weiß der Projektleiter.

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