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Basel Mit scharfen dynamischen Kontrasten

Jürgen Scharf
Das Basler Streichquartett fiel zum Auftakt der Riehener „Schubertiade 2019“ mit hochengagiertem Spiel auf. Foto: Jürgen Scharf

Schubertiade: Franz Schubert in Bezug zu einem zeitgenössischen Werk gesetzt.

Riehen - Der vierte Zyklus der Schubertiade hat in der Dorfkirche Riehen wieder begonnen – wie stets wurde Franz Schubert in Beziehung gesetzt zu einem zeitgenössischen Stück. Dieses Mal rahmten der leidenschaftlich-erregte Quartettsatz in c-Moll und das letzte hochdramatische und tieftraurige G-Dur-Streichquartett Nr. 15 die Uraufführung des Streichquartetts „Wanderer“ von Andreas Pflüger nach Themen aus Schuberts Wanderer-Fantasie ein.

Das neue Werk ist ein Auftragsstück des Caravaggio Quartetts, das am Sonntag vom Basler Streichquartett aus der Klangtaufe gehoben wurde. Das gut 25-minütige Werk des bekannten Basler Opernkomponisten basiert zwar auf Schuberts großem Klavierstück, der Wanderer-Fantasie, zitiert es aber nur indirekt. Pflüger nimmt in diesem postmodernen Werk, das sich vom Purismus der seriellen Musik und der Darmstädter Schule hörbar distanziert, wenige Motivkerne Schuberts, bricht sie sehr auf und verarbeitet sie in den drei Sätzen.

Das ist gekonnt gemacht: Musik der Vergangenheit, in die Gegenwart geholt, und ganz strikt abgekommen von Stockhausen & Co: Es tönt fast wie Schubert, nur mit modernen Mitteln realisiert. Pflügers Wanderer-Quartett war also kein Fremdkörper im Programm der Schubertiade. Zumal es vom Basler Streichquartett mit Susanne Mathé und Isabelle Ladewig (Violinen), Stella Mahrenholz (Viola) und Stéphanie Meyer (Cello) sehr präzise in Klang umgesetzt wurde.

Die vier Streicherinnen fielen überhaupt bei diesem Konzert durch ein sehr engagiertes Spiel auf. Schon eingangs im sehr emotional und lyrisch angegangenen Quartettsatz d-Moll mit seiner dramatischen Unruhe, den nervösen Tremoli und dem lyrischen Seitenthema. Sie wählen eine zupackende Artikulation, haben keine Angst vor harten, harschen rhythmischen Akzenten in den Ecksätzen des G-Dur-Streichquartetts, arbeiten die Sforzati und „sinfonischen“ Tremoli spannend heraus und sorgen so bei dieser Schubertschen Musik mit ihren „himmlischen Längen“ für großartige Steigerungen.

Nicht genug mit dem sehr prägnanten und expressiven Spiel gerade im ausladenden Kopfsatz-Allegro – das ganze Stück über bestimmen scharfe dynamische Kontraste das Spiel an allen vier Pulten. Die Interpretinnen arbeiten die orchestralen Züge dieses letzten Schubert-Quartetts mit seinen ungeheuren Ausmaßen und verdichteten musikalischen Aussage deutlich heraus. So nimmt der Finalsatz schier „sinfonische“ Dimensionen an. Den enormen spieltechnischen Anforderungen war das Ensemble also bestens gewachsen.  Die Reihe der sechs Konzerte in der Dorfkirche Riehen wird am 24. Februar, 17 Uhr, mit dem zweiten Schubertiade-Konzert fortgesetzt. Dann wird das populäre Forellenquintett einem Klavierquintett von Franz Limmer (1834) gegenübergestellt.

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