Basel Mit Volldampf voraus

Die Oberbadische
Hermann Haas, Klaus Wagner und Otto Baier (v.l.) verbindet die Liebe zur Dampflok-Technik. Fotos: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Freizeit: Die „Stiftung Ysebähnli am Rhy“ hat zur 25. Ausgabe des traditionellen Dampftreffens eingeladen

Sie schnaufen, dampfen und pfeifen wie ihre großen Vorbilder: „Jede Dampflok lebt“, schwärmt Hermann Haas. Der 59-Jährige ist Präsident der Gartenbahn-Stiftung „Ysebähnli am Rhy“ in Pratteln, die am Wochenende zur 25. Ausgabe des traditionellen Dampftreffens einlud.

Von Michael Werndorff

Pratteln. Die Faszination steht dem Frenkendorfer ins Gesicht geschrieben. Mit weiteren Engagierten sorgt er dafür, dass sich die zwischen Rhein und Rheinstraße liegende Gartenbahn stets von ihrer besten Seite zeigt, Loks, Waggons und die gesamte Technik in Schuss sind. „Das ist viel Arbeit“, meint Haas, der schon als Kind mit seiner Modelleisenbahn spielte und und seit jeher technikbegeistert ist. „Mein Herz hat schon immer für die Eisenbahn geschlagen.“ Dabei seien Dampfloks etwas ganz Besonderes. „Die haben eine Seele, und jede Lok ist anders“, erklärt er die technischen Besonderheiten, während ein Zug in den kleinen Bahnhof der Gartenbahn einfährt. Dort warten schon Groß und Klein auf die nächste Runde.

Stets den Wasserstand im Blick behalten

Auf dem Führerstand der schwarzen Dampflok sitzt Jonas Sommer. Der 24-jährige Maulburger engagiert sich seit mittlerweile 14 Jahren in der Stiftung. „Man muss stets den Wasserstand im Blick behalten“, erklärt der Maschinenbaustudent. Ist zu wenig im Kessel, kann dieser beschädigt werden. Und das wäre sehr kostspielig, schließlich könne so ein Gefährt bis zu 140 000 Franken kosten, deutet Haas auf die „Hannibal II“.

Das einer amerikanischen Lok nachempfundene Dampfross hat der mittlerweile verstorbene Initiator Hannibal Wohlschlegel gebaut. „Da ist nichts von der Stange, alles wurde in mühevoller Handarbeit individuell angefertigt“, erzählt Haas, der im Lokschuppen zwei weiteren Eisenbahnern, Otto Baier und Klaus Wagner, über die Schulter blickt. Die sind eigens aus Deutschland angereist, um am dreitägigen Dampftreffen teilzunehmen, an dem gefachsimpelt, gefahren und geschraubt wird.

Mit der Gartenbahn hat sich Wohlschlegel im Jahr 2002 einen Traum erfüllt und mit Gleichgesinnten die Topografie geformt, 870 Meter Gleise verlegt, einen Lokschuppen errichtet und das Rollmaterial beigesteuert. Sein Lebenswerk führen die Stiftungsmitglieder und freiwillige Helfer im Sinne Wohlschlegels fort. Allerdings plagt die Stiftung Nachwuchssorgen. Zwar sei das Interesse am Zugfahren groß, wenn es aber darum gehe, die Gartenbahn zu pflegen, sei die Begeisterung weniger stark ausgeprägt, schmunzelt Haas. Der ist seit 19 Jahren mit von der Partie und hat noch Pläne. Die Werkstatt sei derzeit eingelagert, langfristig wolle man diese aber wieder aufbauen, um so die Möglichkeit zu haben, wieder Lokomotiven zu bauen.

Entspannt geht es auf dem Gelände der kleinen, aber feinen Gartenbahn zu. Während Eltern und Großeltern im Schatten die vorbeirollenden Loks bewundern, fahren die Kleinen Runde um Runde. „Als Lokführer trägt man viel Verantwortung“, erzählt Sommer, denn solch ein Gefährt wiegt voll beladen bis zu einer Tonne. Da müsse man schon wissen, wie man richtig bremst und wieder anfährt. Er fährt nicht nur, sondern baut auch Lokomotiven, berichtet der Maschinenbauer. Hobby und Beruf wolle er aber nicht vermischen. Sonst könnte der Spaß irgendwann auf der Strecke bleiben.

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