Basel Nach der Infektion weiterbehandeln

boz/ov
Die Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie in Basel hat ein neues Behandlungs­angebot für Menschen mit Covid-19-Langzeitfolgen geschaffen. Foto: zVg/Rehab Basel

Pandemie: Rehab Basel bietet neue ambulante Sprechstunde für Covid-Patienten mit Langzeitfolgen

Basel - Ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie klagen circa zehn bis 15 Prozent der Covid-19-Patienten auch nach überstandener Erkrankung über diffuse Beschwerden und Organschäden. Für Betroffene dieses „Long-Covid Syndroms“ bietet das Rehab Basel seit März eine spezielle Sprechstunde an.

„Wir behandeln jetzt bereits den ersten Patienten mit Covid-19-Langzeitsymptomen in unserer ambulanten Abteilung“, erklärt Anita Ferrauti, administrative Leitung des Ambulatoriums im Rehab Basel, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie (Rückenmarkverletzungen). Und die Anfragen für eine Sprechstunde nähmen weiter zu.

Ziel dieses Angebots sei es, behandelbare Symptome nach überstandener Infektion von verschiedenen Fachärzten abklären zu lassen und frühzeitig ein gezieltes, ambulantes Therapieprogramm einzuleiten, schreibt die Klinik in einer Pressemitteilung. Mit einem individuell angepassten Behandlungs- und Therapieplan sollen die Patienten die Belastbarkeit im Alltag wieder zurückgewinnen.

„In einem ersten Schritt erfolgt die medizinische Abklärung über Messung der Blut- und Vitalwerte. Anschließend werden Belastbarkeitstests am Patienten von unseren Physiotherapeuten durchgeführt sowie seelische Beschwerden durch einen Psychologen abgeklärt“, berichtet Ferrauti im Gespräch mit unserer Zeitung. Depressionen als Folge der schweren Erkrankung seien nicht selten. Ehemals Infizierte hätten ihre alte Leistungsfähigkeit nicht wieder erreicht und seien im Familienalltag und im Beruf nicht mehr belastbar.

Offizielle Zahlen zu Patienten mit Langzeitsymptomen sind laut Mitteilung derzeit schwierig zu erhalten, da diese Personen oft in keinem Krankenhaus erfasst werden. Hausärzte seien mit den Komplikationen nach der überstandenen Erkrankung auch mangels bekannter Leitlinien häufig überfordert. Als mögliche Langzeitsymptome können neben Gewichts- und Muskelverlust starke Ermüdung, Luftnot, mangelnde Belastbarkeit oder Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen auftreten.

Ambulante Angebote im Landkreis fehlen

Die langjährigen Erfahrungen in der Rehabilitation von schwer Betroffenen nach Krankheit oder Unfall im Rehab Basel seien in die Planung der neuen Long-Covid Sprechstunde eingeflossen, schreibt die Klinik.

Derweil sucht man vergeblich nach solchen ambulanten Angeboten im Landkreis Lörrach . Das Universitätsklinikum Freiburg bietet eine Nachsorge für Betroffene in der Covid-19-Ambulanz mit Terminvergabe unter Tel. 270/18286 an.

Marion Steger, Pressesprecherin der Lörracher Kreiskliniken, erklärt: „Das deutsche Gesundheitssystem ist völlig anders organisiert als das schweizerische. Unsere Kreiskliniken sind per Definition mit der Akutbehandlung von Krankheiten beauftragt und dürfen auch nur diese leisten.“

Mai-Kim Lâm von der Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass man Initiativen zur Gründung einer Selbsthilfegruppe zu diesem Thema über die KISS-Kontaktstelle unter www.loerrach-landkreis.de/kiss beraten und unterstützen würde. Hierzu müssten jedoch die Betroffenen aktiv werden. Bislang habe man noch keine Anfrage erhalten.

Ob es Bestrebungen gebe, Strukturen für solche Menschen im Landkreis aufzubauen, wie ein Beratungstelefon oder Informationsbroschüren im Gesundheitsamt, wurde vom Landratsamt nicht beantwortet.

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