Basel Nachts sollen weniger Flugzeuge abheben

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Luftfahrt: Aktionsplan soll bis Ende des kommenden Jahres greifen

Der EuroAirport (EAP) will bis Ende kommenden Jahres in der Nachtstunde zwischen 23 und 24 Uhr die Zahl der Starts halbieren und jene aller Flugbewegungen „stabilisieren“. Er erkennt an, dass es „einen Handlungsbedarf in Bezug auf die Lärmsituation“ gebe.

Basel (sda). Verantwortliche des EAP präsentierten am Montagnachmittag vor den Medien einen „Aktionsplan“ als „Kernelement seiner nachhaltigen Entwicklungsstrategie“. Ein Ziel sei, die Lärmsituation in betroffenen Gemeinden „markant zu entschärfen“. In Allschwil war im Jahr 2016 erstmals der Immissionsgrenzwert von 50 Dezibel zwischen 23 Uhr und Mitternacht überschritten worden.

Die Bestrebungen dürften jedoch die „wichtige volkswirtschaftliche Funktion des Flughafens für die Region“ nicht gefährden. Von den 6400 EAP-Angestellten wohnen 19 Prozent in der Schweiz und 75 Prozent im Elsass; direkt und indirekt seien 25 000 Arbeitsplätze mit dem Flughafen verbunden, sagte EAP-Direktor Matthias Suhr.

23 Uhr gilt als weiche Grenze

Der Aktionsplan hat gestaffelte Zeitachsen. Laut EAP werden schon im Sommerflugplan für dieses Jahr Flüge zwecks Lärmschutz vorverlegt. So starte das bisher einzige nächtliche Expressfrachtflugzeug am Wochenende nicht mehr um 23.10 Uhr, sondern um 20.40 Uhr. Allerdings macht die Expressfracht nur die Hälfte der Bewegungen zwischen 23 und 24 Uhr aus. Mit den Fluglinien strebe man mehr Pünktlichkeit und größere Zeitpolster an. Auch die Pistenbenutzung und technische Hilfsmittel für die Routen würden überprüft. Zudem setze der Flughafen auf finanzielle Anreize für leisere Maschinen. Der EAP gehe das Thema Lärmschutz partnerschaftlich mit seinen Firmen an.

Laut Suhr bezahlt zum Beispiel ein Airbus A320 mit 186 Plätzen tagsüber und bis 22 Uhr 273 Franken Landegebühr, in der Stunde vor Mitternacht aber 953 Franken werktags. Das entspricht einer Differenz von rund vier Franken pro Sitzplatz.

Dass mit zunehmendem Verkehr auch Fluglärm und Widerstände rundum wachsen, ist den Flughafenverantwortlichen nicht entgangen. Suhr unterstrich daher die kurz-, mittel- und langfristigen Bemühungen und Ziele des EAP. „Wenn es irgendwie geht, möchte der Flughafen keine Flüge nach 23 Uhr“, sagte er.

Allerdings will er nicht die formelle Nachtflugsperre auf 23 bis 6 Uhr ausdehnen, ähnlich wie sie am Flughafen Zürich gilt: Dies würde das Aus für die Expressfracht am EAP bedeuten und auch Easyjet als größten Fluganbieter am Rheinknie dazu bewegen, ihre „Basis deutlich herunterzufahren“, weil deren Jets so weniger Rotationen fliegen könnten.

Der EAP attestiert sich in einer Mitteilung eine seit 30 Jahren „im internationalen Vergleich progressive und aktive Lärmschutzpolitik“.

Infrastruktur soll ausgebaut werden

Weil sich die Südstarts in der Stunde vor Mitternacht aber dennoch seit dem Jahr 2014 verdoppelt haben, seien „wirksame kurz- und langfristige Aktionen zur Entspannung der Fluglärmsituation“ nun „unabdingbar“.

Laut EAP nahmen die Südstarts in Richtung Basel-Allschwil primär wegen verspäteten Landungen von Passagiermaschinen von Norden her zu: Diese würden Starts über den weniger dicht besiedelten Norden verhindern. 2017 betrafen 37 Prozent der Bewegungen von 23 bis 24 Uhr Verspätungen.

Langfristig stellt sich der Flughafen vor, dass die französischen und die Schweizer Behörden gemeinsam eine „begrenzende Lärmkurve“ einführen. Diese solle ab dem Jahr 2020 gelten und unabhängig von der Zahl der Flugbewegungen den Fluglärm limitieren. Suhr erwartet „Engagement“ seitens der Luftfahrtunternehmen.

Dahinter steht ein Plan: Der EAP rechnet mit anhaltendem Wachstum beim Passagier-, Luftfracht- und Expressfracht-Geschäft, weshalb auch Gebäude erweitert werden müssten. Bis 2030 könnten die Passagierzahlen von 8,4 Millionen im vergangenen Jahr auf elf Millionen ansteigen; die Luftfracht könnte sich verdoppeln.

Zu bewältigen ist das Wachstum nur mit einem Ausbau der Infrastruktur; unter anderem sind 30 Prozent mehr Fläche im Hauptgebäude bis zum Jahr 2025 vorgesehen – auch der Bahnanschluss steht noch aus. Ohne die staatlich definierte „Fluglärmkurve“ hält Suhr einen Ausbau jedoch für politisch „schwer durchsetzbar“.

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