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Basel Niemand will ein Endlager zum Nachbarn haben

Die Oberbadische
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Atommüll: Standortsuche gestaltet sich schwierig

Atommüll in der Nachbarschaft – diese Vorstellung stößt auf wenig Gegenliebe. Entsprechend langwierig gestaltet sich die Suche nach einem unterirdischen Atomendlager in der Schweiz. Davon betroffen sind auch Landkreise in Baden-Württemberg, denn alle ins Auge gefassten Standorte befinden sich in der Nähe zur deutschen Grenze.

Von Adrian Steineck

Regio. Auch der Kanton Aargau will den atomaren Abfall nicht. Der Aargauer Regierungsrat hat seine Ablehnung eines Atommüll-Tiefenlagers auf dem Kantonsgebiet bekräftigt, wie die Schweizerische Nachrichtenagentur sda gestern meldete. Er wolle jedoch beim weiteren Verfahren konstruktiv mitarbeiten. Im Zentrum der Diskussion steht der Standort Jura Ost (Bözberg). Insgesamt geht es um 100 000 Kubikmeter Atommüll, davon handelt es sich bei 10 000 Kubikmetern um hoch radioaktiven Abfall.

Nachdem das Thema Anfang März bereits den Umweltausschuss des heimischen Landkreises beschäftigt hat (wir berichteten), kam es auch in der jüngsten Sitzung des Kreistags aufs Tapet.

Drei Standorte ins Auge gefasst

Dabei stand die Stellungnahme der Landkreise Lörrach, Waldshut, Konstanz und Schwarzwald-Baar-Kreis im Mittelpunkt, wobei dem Kreistag lediglich eine „zustimmende Kenntnisnahme“, wie es in der Vorlage heißt, möglich war. Dies lag daran, dass die Frist für die Stellungnahmen von deutscher Seite bereits am 9. März verstrichen war. Der Umweltausschuss hatte noch einen Beschluss über die vorgelegte Stellungnahme fassen können und dieser einstimmig beigepflichtet.

Bei den drei von ursprünglich sechs vorgesehenen Standorten für das Atomendlager, welche die Genossenschaft zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (Nagra) ins Auge gefasst hat, handelt es sich um „Nördlich Lägern“ bei Weiach – also gegenüber von Hohentengen im Landkreis Waldshut. Der zweite mögliche Standort „Zürich Nordost“ befindet sich beim Zürcher Weinland und damit gegenüber von Jestetten (Landkreis Waldshut). Das dritte Endlager und jenes, gegen das sich jetzt der Aargauer Regierungsrat ausgesprochen hat, heißt „Jura Ost“ und befindet sich bei Bözberg, nordwestlich von Brugg und damit etwa 45 Kilometer von Basel entfernt.

Erschwert wird die Situation dadurch, dass auch oberirdische Anlagen für den Atommüll geplant sind, in denen radioaktiv strahlender Müll in Endlagergefäße umverpackt wird. Hinzu kommt, dass die möglichen Standorte in der Nähe von Flüssen liegen und damit ein Risiko für das Grundwasser darstellen. Der Regierungsrat Aargau, auf dessen Gemeinde Villigen sich diese oberirdische Verladestation befinden soll, sieht hier „grundsätzlichen Klärungsbedarf.“

In der von den Gremien der vier betroffenen Landkreise verfassten Stellungnahme wird unter anderem auf das „Primat der Sicherheit“ verwiesen, das heißt, der schlussendliche Standort für das Tiefenendlager solle größtmögliche Sicherheit bieten.

Sicherheit muss an erster Stelle stehen

In der Stellungnahme, welche dem Schweizerischen Bundesamt für Energie (BFE) vorgelegt wurde, heißt es: „Wir waren und sind bereit, die Lasten einer grenznahen Tiefenlagerung zu tragen.“ Zugleich fordern die Landkreise Transparenz.

Gleiches ist von Schweizer Seite zu vernehmen. So heißt es auch in der gestern veröffentlichten Stellungnahme des Regierungsrats Aargau: „Sicherheit kann und darf nicht verhandelt werden.“ Den Schutz der Bevölkerung und der Umwelt und die im Zusammenhang mit der geologischen Tiefenlagerung zusammenhängenden Sorgen und Ängste der Bevölkerung nimmt der Regierungsrat „sehr ernst“.

Trotz der Ablehnung gibt sich dieser gewillt, im Standortverfahren „konstruktiv mitzuarbeiten“. Voraussetzung dafür sei die konsequente Einbeziehung des Kantons „in einem nachvollziehbaren, fairen, glaubwürdigen und transparenten Verfahren“, heißt es in der mehr als 30 Seiten zählenden Stellungnahme an das BFE.

In der derzeit laufenden Etappe 2 des Verfahrens ist die Anzahl der möglichen Standorte für ein Atomendlager auf drei reduziert worden. Bei der Etappe 3 des Sachplanverfahrens komme den Standortkantonen eine immer wichtiger werdende Rolle zu. Bis aber ein Standort für das Atomendlager gefunden ist, wird es ohnehin noch seine Zeit dauern: So ist mit einer Umsetzung frühestens im Jahr 2030 zu rechnen.

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