Basel Noch keine Entwarnung möglich

(sda/boz)
Im Grund des Klybeck-Areals könnten bis zu 2000 chemische Substanzen schlummern. Foto: zVg/BASF

Umwelt: Organisation Ärzte für Umweltschutz fordert systematische Untersuchung des Areals auf Benzidin.

Basel - Das Basler Amt für Umwelt und Energie (AUE) hat bei Kontrolluntersuchungen des Grundwassers zusätzliche Messungen im Klybeckquartier vorgenommen. Der krebserregende Stoff Benzidin konnte nicht in einem schädlichen Ausmaß nachgewiesen werden. Dies ist nach Sicht der Organisation Ärzte für Umweltschutz (AefU) noch kein Grund zur Entwarnung.

Die zusätzlichen Messungen im Klybeck hat das AUE dieses Jahr wegen „Vermutungen der Organisation Ärztinnen und Ärzte für den Umweltschutz (Aefu)“ vorgenommen, wie es in einer Mitteilung heißt. Deshalb sei der krebserregende Stoff Benzidin, der in Basel bei der Herstellung von Azofarbstoffen verwendet worden sei, zusätzlich ins Messprogramm aufgenommen worden.

Das AUE kommt zum Schluss, dass die Belastungssituation im Klybeck unverändert bleibe und schädliche Einwirkungen auf Mensch oder Umwelt im heutigen Zustand nicht zu erwarten seien. So seien „in den historischen und technischen Untersuchungen“ keine Anzeichen dafür zu finden, dass es auf den Werkarealen im Klybeck „je zu Havarien mit Benzidin“ gekommen sei.

Kanton Basel-Stadt betreibt Symbolpolitik

Mit einer systematischen Vorgehensweise hat die neueste Untersuchung des AUE wenig zu tun, halten die AefU in einer Stellungnahme dagegen fest. Geschäftsführer Martin Forter meint im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Kanton eine Symbolpolitik betreibe. „Den Stoff Benzidin haben die Vorgängerfirmen der Ciba zumindest im Areal 1 im Bau 99 des Geländes zwischen den Jahren 1901 bis 1952 zur Produktion der Farben Direkt- und Diaminblau eingesetzt. Es gibt aber keine Bohrlöcher in dieser Verdachtszone. Dort hätte man mit der Suche beginnen müssen“, betont der Arzt.

Zudem gebe es Firmenpapiere, die belegen, dass viele Schadstoffe aus der alten aus Tonröhren bestehenden Kanalisation in das Erdreich gesickert seien. Damals flossen diese ungehindert in den Rhein. Im Jahr 1929 sollen die Röhren so marode gewesen, dass es zu Explosionen und Verpuffungen gekommen sei. Die jetzt untersuchten Stellen lägen teilweise falsch wie die beim Kinderspielplatz Ackermätteli: Die dortigen Proben können die Verschmutzung durch die Chemiemülldeponie Atrheinweg der Vorgängerfirmen von BASF und Novartis laut AefU nicht erfassen.

Zudem habe das AUE nur nach fünf Chemikalien gesucht und hätte rund 1995 weitere ignoriert, urteilt die Vereinigung. Im Klybeck könnten rund 2000 Substanzen den Boden und das Grundwasser verschmutzen, wie Forter in einem Gutachten erklärt hatte.

AefU fordern systematische Untersuchungen

Anstatt unzureichender Untersuchungen, wie sie das AUE durchgeführt habe, fordern die Ärzte eine systematische Kontrolle des Chemiemülls und des Grundwassers auf Benzidin und andere gefährliche Substanzen, die im Klybeck verarbeitet wurden. Dies solle an neu geschaffenen Messstellen geschehen, die dazu geeignet seien, alle belasteten Orte genau zu erfassen.

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