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Basel Nostalgie und Nervenkitzel

Denis Bozbag

Veranstaltung: Die Basler Herbstmesse bietet wiederzahlreiche Vergnügungen mit Tradition

Furchteinflößende, grelle Schreie dringen aus der zweistöckigen Wiener Prater Geisterbahn in der Basler Messehalle 3. Während rasanter Fahrt auf einem Schienengestell durch Dunkelheit vorbei an gruselige Kreaturen, brüllen Kinder sich die Seele aus dem Leib – nicht anders als vor 84 Jahren, als die Bahn in Betrieb ging.

Von Denis Bozbag

Basel. Wer dieser Tage durch die zahlreichen Buden, Schießstände und Fahrgeschäfte der 549. Basler Herbstmesse streift, erlebt nicht nur Nervenkitzel und Gaumenfreuden sondern auch jahrzehntelange Historie auf den Plätzen in der Innenstadt.

Die Geschichte der Wiener Prater Geisterbahn reicht zurück in die 1930er Jahre. Sie kam 1952 auf Betreiben namhafter Schausteller in die Eidgenossenschaft. „Mehr als drei Jahrzehnte war die Bahn auf den Kirmesplätzen der Schweiz unterwegs“, weiß der Betreiber Pascal Steiner. „Mein Bruder übernahm sie Anfang der 1990er Jahre und begann parallel mit den notwendigen Restaurierungsarbeiten.“

In einem Kraftakt generalüberholt

Doch dann musste sie für 20 Jahre außer Betrieb gesetzt und generalüberholt werden. „Das war ein richtiger Kraftakt und erforderte viel handwerkliches Geschick.“

Dankbar ist Steiner für die Unterstützung der zahlreichen Helfer, die sich damals diesem Unterfangen gestellt hätten. Paul Läuppi, Besitzer der Calypso-Bahn, brachte seine umfangreiche Expertise bei der Restaurierung mit ein. Ein Großteil der Fassade wurde originalgetreu wiederhergestellt, und eine Künstlerin kümmerte sich um die furchterregende Außenbemalung.

Im Jahr 2013 war es dann soweit, und die Wiener Prater Geisterbahn lehrte mit moderner Technik Jung und Alt wieder das Fürchten.

70 Jahre Autoskooter der Familie Walser

Nicht weit entfernt steht in der Messehalle 3 eine weitere Attraktion mit Nostalgiecharakter: 70 Jahre betreibt die Schaustellerfamilie Walser ihr Autoskooter schon. Mittlerweile wird der Betrieb von Urs Walser in zweiter Generation geführt. „Ich freue mich jedes Jahr auf die Basler Herbstmesse. Sie ist eine der traditionsreichsten Veranstaltungen der Schweiz und immer gut besucht.“ Ein schöner Abschluss sei sie nach einer vollendeten Sommersaison und die letzte Gelegenheit, vor der Winterpause noch einmal die Kassen zu füllen.

„Ich bemerke schon, dass sich das Verhalten der Besucher verändert hat“, gibt der Schausteller zu bedenken. „Früher sind viele vor der Geschwindigkeit der Autoskooter zurückgeschreckt und haben vorsichtig ihre Kreise gedreht.“ Doch heute werden für Selfies die Handys herausgezückt, und man achtet nicht mehr aufs Fahren. „Manch Einer wundert sich, wenn ihm dann das Telefon auf den Boden knallt.“ Das sei schon ein wenig schade.

Leckereien und Traditionsgebäck

Wer nichts von Nervenkitzel hält und sich lieber mit allerlei Leckereien die Zeit auf der Herbstmesse versüßen will, kommt am Stand der Jonasch Confiserie nicht vorbei. Auch hier wird Tradition großgeschrieben. Und dies seit bereits mehr als 100 Jahren. „Familiengründer Franz Jonasch wanderte damals aus Böhmen ein und machte sich in Basel als Confiseur selbstständig“, erzählt Christine Jonasch aus der fünften Generation der Familie. „In den 30er Jahren begann dann zudem das Marktgeschäft, und die Familie fuhr zu verschiedenen Orten im Land, um die Süßwaren unters Volk zu bringen.“ Mittlerweile hätten sich die Jonaschs in vier Zweige aufgespaltet. Jeder von ihnen habe ein eigenes Marktfahrer-Geschäft.

Christine Jonasch hat Rahmdäfeli, Maagebrot, brennti Mandle, Beggeschmütz, Biber und die berühmten Mässmogge im Angebot. „Das Magenbrot ist bei den Besuchern besonders beliebt und wird nach einen alten Hausrezept gebacken.“ Die Basler Herbstmesse sei für sie etwas Besonderes, weil „hier Tradition gelebt und geschätzt wird.“  Sie dauert noch bis 10. November an sieben Orten der Basler Innenstadt. Der Häfelimarkt auf dem Petersplatz geht zwei Tage länger bis zum 12. November.

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