In der Ausstellung besonders hervorgehoben werden neben vielen genannten Helfern – darunter auch Hermann Hesse – zwei Persönlichkeiten: Abraham Silberschein, einer der Köpfe des Helfernetzwerks aus Genf, und Rudolf Hügli, Berner Notar und Honorarkonsul von Paraguay.
Hilfe geschah nicht nur aus Menschenliebe heraus
Hügli soll rund 5000 Pässe für das Land, das er vertrat, ausgestellt haben. In der Regel kassierte er 500 Franken pro Pass. Andere Konsuln verlangten 1000 bis 2000 Franken. Ein Zürcher Anwalt erhob nachgewiesenermaßen in vier Fällen gar eine Gebühr von 600 000 Franken. Die Hilfe geschah also nicht nur aus Menschenliebe heraus.
Hügli und weitere Mitwirkende des Netzwerks wurden im Jahr 1943 aber an die Polizei verraten. Weil die Schweizer Behörden Angst hatten, die Deutschen zu verärgern, wischten sie das Ganze unter den Teppich.
So konnten sie Anklagen und Gerichtsverhandlungen vermeiden und sich darauf konzentrierten, den Handel mit den Pässen zu unterbinden.
Ausstellung präsentiert Porträts von Helfern und Dokumente
Die Ausstellung in der Annex-Galerie des Jüdischen Museums zeichnet nun die Stationen dieses bislang nicht aufgearbeiteten Stücks der Geschichte auf: mit Porträts der Helfer, Originaldokumenten wie Pässe und Briefe sowie Beschreibungen der einzelnen Kapitel dieser Zeit.
Das führt bis zur Identifizierung der Menschen, die wegen den Pässen überleben konnten. Bislang wurden 771 Namen ermittelt – drei davon erzählen in Videointerviews ihre Geschichte. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich entstanden.
Museumsleiterin Naomi Lubrich sagte an einer Medienführung dieser Tage, dass sie diese Ausstellung nicht zuletzt als Initialzündung verstehe, dieses bislang verborgen gebliebene Thema wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die Dokumente lägen in den einschlägigen Archiven bereit, jetzt müssten die Historiker nur noch zugreifen.
Info: Die Ausstellung „Pässe, Profiteure, Polizei. Ein Schweizer Kriegsgeheimnis“ im Jüdischen Museum Basel, Kornhausgasse 8, dauert bis 6. September. Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 13 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.