Poetische Vielfalt

Basel (js). „Auf den Fußspuren der Poesie“ wandelte das Basler Lyrikfestival zu Ehren der großen Dichterin Friederike Mayröcker. Die 90-jährige Wienerin reist nicht mehr gern, weil es sie vom Schreiben abhält. Zwei mit ihr befreundete Autoren übernahmen es, Texte von ihr zu lesen und Hommagen an Mayröcker zu richten, deren beeindruckendes umfangreiches Werk einzigartig in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart dasteht. Leben, Natur, Mensch, Altern und Tod, alles gibt ihr Anlass zum Schreiben.

Elke Erb identifiziert sich stark mit Mayröckers Texten. In ihrem sehr persönlichen Beitrag war kaum auseinanderzuhalten, ob das Gedicht von ihr oder der verehrten Dichterin stammte. Erb fasste Reaktionen in Worte und in Dankgedichte.

Marcel Beyer, Herausgeber eines Bandes mit Gedichten von Mayröcker, stellte sich als ein guter Essayist vor, las ebenfalls Eigenes und von Mayröcker und erinnerte sich an deren verstorbenen „Lebensmenschen“ Ernst Jandl. Trotz der langatmigen Ausführungen kam eines an: Die poetische Vielfalt Mayröckers, ihr Mut zum Experiment, das Schreiben als existenzielle Geste und die ausgeprägte Gabe, Bilder zur Sprache zu machen. So entstand ein dichtes literarisches Porträt der Dichterin, der das Schlusswort vorbehalten blieb: ein mit schleppender Stimme vorgetragenes Grußgedicht.