Basel Provokativ le Black-Power

Dominique Spirgi

Ausstellung: Kara Walkers düstere Geschichtsbetrachtungen im Kunstmuseum

Basel - Das Kunstmuseum Basel präsentiert einen sehr persönlich gefärbten Einblick in das Schaffen der schwarzen amerikanischen Künstlerin Kara Walker. In den über 600 erstmals gezeigten Papierarbeiten ist ein düsteres Bild der schwarzen Vergangenheit und Gegenwart zu sehen.

In ihren Arbeiten zeigt sich Kara Walker alles andere als versöhnt mit der Geschichte und der Gegenwart der schwarzen Bevölkerung in den USA und natürlich auch in Europa. Auf provokativ-direkte Art drückt sie in ihren Tusche-, Kohle- und Pastellzeichnungen sowie in den Schriftbildern ihre Leitthemen aus, wie Rassendiskriminierung, die Unterdrückung der Frauen, Sexualität, Gewalt sowie Black- und Frauen-Power.

Die 1969 geborene US-amerikanische Künstlerin wurde Mitte der 1990er-Jahre bekannt für ihre zum Teil wandfüllenden Scherenschnitte. Das Kunstmuseum Basel fokussiert sich nun in der mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt und dem De Pont Museum, Tilburg (NL) koproduzierten Ausstellung mit dem Titel „Kara Walker, A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be“ aber auf Papierarbeiten.

Auf und mit diesem Medium offenbart sich das politische und gesellschaftliche Engagement der Künstlerin spontaner und emotionaler als in den strengen Scherenschnittpanoramen. Dieser Eindruck wird durch die Tatsache verstärkt, dass Walker für die Ausstellung erstmals ihr persönliches Archiv geöffnet hat. So finden sich neben großformatigen Einzelwerken auch umfangreiche Zeichnungsserien, Skizzen, Studien, Collagen und künstlerische Tagebuchnotizen.

Humor, Liebe und Hass sind die Triebfedern der Künstlerin. Daraus entstanden und entstehen Werke, die auf doppeldeutige Art Humor und Brutalität kombinieren und auch die Grenzen von Politik zur Sexualität bis zur skizzenhaften Pornografie verschwimmen lassen.

„Mit etwas über 650 Exponaten – Schnipseln, Notizen, Zeichnungen, Fragmenten und Texten – wird da schon ganz schön viel gesprochen, geschrieen und geflüstert“, lässt sich Walker im reich bebilderten Katalog zur Ausstellung trefflich verlauten. Die Geister aus ihrem Archiv wolle sie zu einer Supernova vermischen, die an die Büchse der Pandora erinnere.

Obama als Othello

Zu den großformatigen Werken gehören unter anderem vier bitterbös-ironische Darstellungen von Barack Obama. Gezeigt wird der erste schwarze US-Präsident in verschiedenen historischen Rollen: einmal als Shakespeares Othello mit dem abgeschlagenen Kopf Donald Trumps (als Jago) auf dem Schoß, ein weiteres Mal als afrikanisches Stammesmitglied mit einem Jagdspeer in der Hand; auf einem dritten Bild ist Obama als von Monstern gepeinigter Heiliger zu sehen.

Bei diesem Bild sind die formalen Bezüge zum Isenheimer Altar des Barock-Künstlers Matthias Grünewald in Colmar offensichtlich. Auch sonst lehnt sich Walker in ihren Werken oft an zeichnerische Altmeister-Traditionen an.

 Die Ausstellung „Kara Walker, A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be“ ist noch bis 26. September im Neubau des Kunstmuseums Basel zu sehen. Ab 11. Juni ist in Koproduktion mit dem Theater Basel unter dem Titel „Telling Bodies“ zudem eine tänzerische Auseinandersetzung von Mitgliedern des Ballettensembles mit Kara Walkers Figurenwelt zu sehen.

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