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Basel „Radioweg“ belebt den Mythos

Peter Ade
Im Tonstudio des einstigen Landessenders Beromünster Foto:  

Der frühere Landessender Beromünster hatte viele Fans im südbadischen Raum. Im Luzernischen erinnern Hörstationen an die Geschichte des Radios in der Schweiz.

Die Anlage wurde 1931 gebaut, 1937 erweitert und 2008 endgültig stillgelegt. Sie verbreitete das deutschsprachige Programm der halbstaatlichen Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) auf Mittelwelle 531 kHz. Seine größte Bedeutung hatte er während des Zweiten Weltkriegs als Quelle unabhängiger Informationen für das deutschsprachige Europa.

Mit dem Aufkommen des UKW-Rundfunks in verbesserter Tonqualität in den 1960er Jahren sank die Bedeutung des Senders. Seit den 1990er Jahren strahlte er das Spartenprogramm „Musigwälle 531“ mit vorwiegend volkstümlicher Musik und den Informationsbeiträgen des ersten deutschsprachigen Programms der SRG aus.

Allerdings hatte die „Musigwälle 531“ zuletzt täglich nur noch rund 300 000 Zuhörer, während DRS1 rund eine Million erreichte. Und der Sender geriet auch in die Schlagzeilen, weil die Anlage mehrfach die Vorschriften zu den Emissionsgrenzwerten für elektromagnetische Wellen nicht mehr erfüllt hat und damit sanierungspflichtig wurde.

Verzicht auf Sanierung

Deshalb stellten SRG und Swisscom (als technische Betreiberin) beim Luzerner Amt für Umweltschutz ein Gesuch um eine befristete Ausnahmebewilligung bis 2015 – ohne Sanierung. Die Bitte wurde jedoch abgelehnt. Der Sender hätte bis Ende 2008 saniert oder stillgelegt werden müssen. Schließlich teilte die SRG mit, dass sie den Landessender Beromünster spätestens Ende 2008 stilllegen werde.

So kam es auch: Nach 77 Jahren ertönte seinerzeit zum letzten Mal die auch im Breisgau, am Hochrhein und im Wiesental vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit hoch geschätzte „Stimme der neutralen Schweiz“. Bekanntlich waren im damaligen Deutschen Reich während der Nazi-Herrschaft Radioanstalten und Zeitungen gleichgeschaltet.

Unter Denkmalschutz

Mittlerweile kümmert sich die kantonale Denkmalpflege um die Erhaltung des Sendegebäudes. Der Hauptturm auf dem Blosenberg im luzernischen Gunzwil steht seit 2009 unter Denkmalschutz, die Ausrüstungen des ehemaligen Mittelwellensenders sind im Museum für Kommunikation in Bern ausgestellt.

Großer Beliebtheit erfreut sich seit einiger Zeit der „Radioweg Beromünster“. Er führt auf einer Rundwanderung an sieben Hörstationen vorbei, an denen die ereignisreiche Geschichte rund um den Landessender hörbar gemacht wird – mit originalen Tondokumenten und Menschen, die dem Radio Leben eingehaucht haben. Der Wanderer kann wählen zwischen einem spannenden Hörstück zum Klimawandel für Kinder und Jugendliche, einem Hörspiel über den ersten datierten Buchdruck der Schweiz und einer siebenteiligen Hörfolge zur bewegten Geschichte des Radios in der Schweiz.

Beromünster – das wird auf dem von einem Verein getragenen „Radioweg“ deutlich – ist die Wiege des Radios in der Deutschschweiz. Von hier aus wurde das Medium „Schweizer Radio“ zum Garanten für guten Journalismus, zur Stimme der Freiheit, zum Quell neuer Unterhaltungsformen.

Starke Mittelwelle

Seine Blütezeit erlebte der Sender im Zweiten Weltkrieg. Der Zinken im Luzerner Hinterland verdankte seine Bekanntheit auch dem Umstand, dass der Landessender damals zu den stärksten Mittelwellensendern Europas gehörte.

Die Nachrichtenbulletins hatten höchsten Status. „Die Weltchronik“ (seit 1940) wurde zum Paradestück. Immer freitags von 19.10 bis 19.25 Uhr analysierte ETH-Geschichtsprofessor Jean Rudolf von Salis den Gang der Weltpolitik. Es war die Viertelstunde, in der mutmaßlich das halbe Europa vor dem guten alten Dampfradio saß.

Seit Sendereröffnung im Jahr 1931 bildete Beromünster in der Deutschschweiz ein Synonym für Radio schlechthin, aber auch für zuverlässige, etwas lehrmeisterliche Informations-, Kultur- und Unterhaltungsangebote, bei denen der redaktionelle Einsatz für Qualität, Vielfalt und Ausgewogenheit spürbar war. Die Flexibilität der Macher äußerte sich oft in abrupten Programmwechseln – von Marschmusik hin zu Opernklängen, von staatspolitischen hin zu kindgerechten Wortsendungen.

Muba-Fernsehversuch

Für viele unvergessen bleiben die Stimmen der Radiolegenden Elisabeth Schnell, Ueli Beck, Susanna Enz, Vreni Speck und Heiner Gautschy. Letzterer war von 1949 bis 1967 Korrespondent in New York, insbesondere für die Sendung „Echo der Zeit“. Seine Berichte prägten das Amerikabild vieler Eidgenossen. Legendär seine Anrede am Beginn jeden Radiobeitrags: „Hallo Beromünster, hier spricht Heiner Gautschy in New York.“ 1952 leitete er den Basler Muba-Fernsehversuch, die ersten Sendungen des damals entstehenden Schweizer Fernsehens.

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