Die breitflächige Bewerbung von Vitamin-C-Präparaten war umstritten, da Erwachsene in der Regel dafür keinen Bedarf hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte der Konzern die pharmazeutische Forschung, um die Abhängigkeit vom Vitamin-Geschäft zu mindern. 1968 stieg Roche in die Diagnostika ein. Im Zentrum stand die Entwicklung diagnostischer Tests und Analyse-Geräten.
Produkte von Roche haben viele Menschenleben gerettet. Frei von Rückschlägen ist die Konzerngeschichte aber nicht. 1976 Jahre ereignete sich bei der italienischen Konzerntochter Icmesa ein schwerer Chemieunfall. Eine Dioxinwolke trat aus. Beim Unglück von Seveso erkrankten rund 200 Menschen an schwerer Chlorakne, die Umwelt wurde nachhaltig beschädigt.
Als Entschädigung musste Icmesa – beziehungsweise Hoffmann-La Roche – den vier betroffenen Gemeinden, der Region Lombardei, der Republik Italien und mehr als 7000 Privatpersonen über 300 Millionen Franken bezahlen. Zudem wurden 1985 zwei der verantwortlichen Angestellten zu bedingten Gefängnisstrafen verurteilt.
Vitaminkartell fliegt auf
Kurz vor der Jahrtausendwende flog das Vitaminkartell auf: In den USA musste Roche 750 Millionen Franken Buße zahlen. Und 2001 verdonnerte die EU-Kommission Roche zu einer Strafzahlung von 462 Millionen Euro wegen Preisabsprachen bei Vitaminpräparaten. Das Basler Unternehmen verkaufte im Jahr darauf die Sparte. Nicht nur der Vitaminbereich, auch die Unternehmenszweige Aromen und Duftstoffe wurden ausgegliedert.
Familie bleibt
Der Fokus liegt seither verstärkt auf Biotechnologie. Im Frühjahr 2009 kaufte der Konzern das US-Biotechunternehmen Genentech für fast 47 Milliarden Dollar. Durch den Zusammenschluss wurde Roche zum weltweit größten Biotechunternehmen.
Über die Jahre hat sich Roche gewandelt, eine Konstante gibt es dennoch: Die Familie Hoffmann. Mittlerweile in der fünften Generation kontrolliert sie den Weltkonzern. Die Familie hält 9,3 Prozent des Kapitals, aber 50,1 Prozent der Stimmen. André Hoffmann sitzt seit 1996 im Verwaltungsrat, seit 2006 amtet er als Vizepräsident. Mit Jörg Duschmalé ist vergangenes Jahr die nächste Generation in das Aufsichtsgremium nachgerückt.