Basel Roche feiert 125-jähriges Bestehen

(sda)
Über die Jahre hat sich Roche gewandelt, eine Konstante gibt es dennoch: Die Familie Hoffmann. Mittlerweile in der fünften Generation kontrolliert sie den Weltkonzern. Foto: Michael Werndorff

Wirtschaft: Erstes Präparat war Verkaufserfolg. Unternehmensgeschichte mit Rückschlägen.

Basel - Der Pharmakonzern Roche feiert sein 125-jähriges Bestehen. Daran soll auch die Basler Bevölkerung teilhaben. Vom 28. September an wird für vier Tage jeden Abend der Turm 1 mit 3D-Projektionen erleuchtet. Begleitet wird das Open-Air-Kino teils mit Filmmusik des Basler Sinfonieorchesters.

Mit mehr als 100 000 Mitarbeitern und fast 60 Milliarden Franken Umsatz ist Roche heute einer der größten Pharmakonzerne der Welt. Bis dahin war es ein weiter Weg.

Am Anfang stand Fritz Hoffmann-La Roche (1868-1920). Der Nachkomme einer Familie aus der Stadtbasler Oberschicht schloss 1886 eine Banklehre ab, absolvierte darauf noch eine Zusatzlehre in der Basler Drogerie Bohny, Hollinger & Co. Später arbeitete er für ein Kolonialwarengeschäft in Hamburg, wo er die Choleraepidemie miterlebte. Nach Ende der Quarantäne reiste er nach Basel zurück.

Verkaufserfolg

Damit schließt sich der Kreis zu den Pandemiezeiten von heute. Hoffmann-La Roche – der Doppelname entstand durch die Heirat mit Adèle La Roche – wurde Partner der Drogerie Bohny, Hollinger & Co., wo er das Chemielabor leitete. Bald aber überwarf er sich mit den Besitzern. Er lieh sich Geld bei seinem Vater und kaufte damit das Labor auf. Am 1. Oktober 1896 nannte er das Unternehmen in F. Hoffmann-La Roche & Co um. Gleich das erste Präparat – der Hustensirup Sirolin – wurde ein Verkaufserfolg.

Rückkehr mit Vitaminen

Früh expandierte Hoffmann-La Roche. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Carl Meerwein baute er um die Jahrhundertwende Tochtergesellschaften in Europa und Übersee auf – etwa in Mailand, Paris, New York, St. Petersburg und London.

Dann begannen schwierige Jahre. Der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution brachten das Unternehmen in finanzielle Schieflage. Zudem starb Firmengründer Hoffmann-La Roche 1920 an einem Nierenleiden. Erst in den Dreißigerjahren blühte der Konzern mit der Produktion von Vitaminen wieder auf.

Die breitflächige Bewerbung von Vitamin-C-Präparaten war umstritten, da Erwachsene in der Regel dafür keinen Bedarf hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte der Konzern die pharmazeutische Forschung, um die Abhängigkeit vom Vitamin-Geschäft zu mindern. 1968 stieg Roche in die Diagnostika ein. Im Zentrum stand die Entwicklung diagnostischer Tests und Analyse-Geräten.

Produkte von Roche haben viele Menschenleben gerettet. Frei von Rückschlägen ist die Konzerngeschichte aber nicht. 1976 Jahre ereignete sich bei der italienischen Konzerntochter Icmesa ein schwerer Chemieunfall. Eine Dioxinwolke trat aus. Beim Unglück von Seveso erkrankten rund 200 Menschen an schwerer Chlorakne, die Umwelt wurde nachhaltig beschädigt.

Als Entschädigung musste Icmesa – beziehungsweise Hoffmann-La Roche – den vier betroffenen Gemeinden, der Region Lombardei, der Republik Italien und mehr als 7000 Privatpersonen über 300 Millionen Franken bezahlen. Zudem wurden 1985 zwei der verantwortlichen Angestellten zu bedingten Gefängnisstrafen verurteilt.

Vitaminkartell fliegt auf

Kurz vor der Jahrtausendwende flog das Vitaminkartell auf: In den USA musste Roche 750 Millionen Franken Buße zahlen. Und 2001 verdonnerte die EU-Kommission Roche zu einer Strafzahlung von 462 Millionen Euro wegen Preisabsprachen bei Vitaminpräparaten. Das Basler Unternehmen verkaufte im Jahr darauf die Sparte. Nicht nur der Vitaminbereich, auch die Unternehmenszweige Aromen und Duftstoffe wurden ausgegliedert.

Familie bleibt

Der Fokus liegt seither verstärkt auf Biotechnologie. Im Frühjahr 2009 kaufte der Konzern das US-Biotechunternehmen Genentech für fast 47 Milliarden Dollar. Durch den Zusammenschluss wurde Roche zum weltweit größten Biotechunternehmen.

Über die Jahre hat sich Roche gewandelt, eine Konstante gibt es dennoch: Die Familie Hoffmann. Mittlerweile in der fünften Generation kontrolliert sie den Weltkonzern. Die Familie hält 9,3 Prozent des Kapitals, aber 50,1 Prozent der Stimmen. André Hoffmann sitzt seit 1996 im Verwaltungsrat, seit 2006 amtet er als Vizepräsident. Mit Jörg Duschmalé ist vergangenes Jahr die nächste Generation in das Aufsichtsgremium nachgerückt.

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