Basel Spiel mit Sehgewohnheiten

Die Oberbadische

Kunst Preis Riehen: Preis geht an Basler Camillo Paravicini

Riehen -  Der Kunst Preis Riehen geht dieses Jahr an Camillo Paravicini. Der Preis in der Höhe von 6000 Franken ist von Burckhardt + Partner gestiftet und wird jeweils im Rahmen der „Regionale“ Ausstellung im Kunst Raum vergeben. Nach Matthias Liechti (2015), Martin Chramosta (2016), Paul Takács (2017), Anna Diehl (2018) und Selina Baumann (2019) ist Camillo Paravicini der sechste Preisträger.

Paravicini ist 1987 in Poschiavo geboren und lebt in Basel. Sein künstlerisches, konzeptuell angelegtes Schaffen bewegt sich zwischen den Medien Malerei, Fotografie, Skulptur, Zeichnung, Druckgrafik, Film, Installation und Performance. In der aktuellen Ausstellung „Un certain regard“ (wir berichteten) sind zwei Fotografien Paravicinis augenfällig im Eingangsbereich platziert.

Es handelt sich um großformatige Porträts in schwarz-weiß von Vögeln, von Kohlmeisen, um genauer zu sein. Zu Nahansichten vergrößert, wurden aus harmlosen Vögelchen zwei imposante Kreaturen. Sie befinden sich nun auf Augenhöhe mit den Betrachtern und entfalten dabei selbst „menschliche“ Züge. Der eine scheint als Wächter mit strengem Blick zu mustern, wer sich ihm gegenüberstellt, der andere senkt sein Haupt in kontemplativer Betrachtung. Die Wechselwirkung der Blicke, das „Sehen und Gesehenwerden“ oder die Interaktion zwischen Betrachter und Kunstwerk ist mehr als eine Fußnote in Camillo Paravicinis Schaffen.

Das Spiel mit alltäglichen Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten, die er subtil unterwandert, zeichnen seine künstlerische Praxis aus. Der Mensch oder die „conditio humana“ sind dabei wichtige Konstanten seines Oeuvres.

Die beiden Vogelporträts (ohne Titel aus der Serie „Gesichter des Alltags“, 2018), spielen denn auch mit den Stilmitteln traditioneller Bildnisse. Sie muten einzigartig individuell an, gegenwärtig und zugleich merkwürdig enthoben, als seien sie Bewohner einer anderen Welt, Könige einer in luftigen Höhen gebauten Vogelstadt, kurz nach der Machtergreifung das Vogelparlament zusammenrufend – ähnlich denjenigen in Aristophanes Komödie „Die Vögel“.

Die Jury des Kunst Preises mit Johannes Willi, Künstler, Claudia Pantellini, Leiterin Fachbereich Kultur Riehen, Kiki Seiler-Michalitsi, Kuratorin, sowie Samuel Schultze, CEO Burckhardt + Partner, zeigte sich beeindruckt von der Virtuosität, mit der Camillo Paravicini in den Vogeldarstellungen das Medium Fotografie und die Möglichkeiten des Porträts in ungewohnter Manier auslotet. Dabei gelingen ihm Bilder in einer technischen Raffinesse, die eine nahezu dominante Präsenz einnehmen und den Betrachter in Bann ziehen.

Den Umständen der Coronapandemie geschuldet, ist die Preisübergabe nicht öffentlich.  Mi-Fr, 13-18 und Sa, 11-18 Uhr. Sonntags und Feiertags müssen die Museen geschlossen bleiben.

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