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Basel Stimme der neutralen Schweiz

Peter Ade
Das einstige Sendezentrum von Radio Beromünster im luzernischen Gunzwil Foto: Fotos: zVg/DRS Zürich

Beromünster: Vor 14 Jahren erlosch der Schweizer Landessender / Quelle unabhängiger Nachrichten

Die Stimme des legendären Schweizer Landessenders Beromünster im luzernischen Gunzwil ist vor 14 Jahren erloschen: Nach 77 Jahren ertönte 2008 zum letzten Mal die auch in Südbaden vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit hoch geschätzte „Stimme der neutralen Schweiz“.

Von Peter Ade

Regio. Ältere Menschen in der Region bekommen schon mal ein feuchtes Auge, wenn ihnen der Begriff „Beromünster“ unterkommt. Erinnerungen werden wach an den einstigen Schweizer Radiosender, der als „Stimme der neutralen Schweiz“ auch im Breisgau, am Hochrhein und im Wiesental viele treue Hörer hatte. Bekanntlich waren im früheren Deutschen Reich und während der Nazi-Herrschaft Radioanstalten und Zeitungen gleichgeschaltet.

Der Schweizer Sender nahm am 11. Juni 1931 seinen Betrieb auf und wurde bis 29. Dezember 2008 genutzt. Der Hauptsendeturm auf dem Blosenberg steht seit 2009 unter Denkmalschutz. Die Ausrüstungen des ehemaligen Mittelwellensenders sind heute im Museum für Kommunikation in Bern ausgestellt. Im ehemaligen Betriebsgebäude des Senders befindet sich seit 2010 das Zentrum für Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB) - eine Initiative des Künstlers Werner Zihlmann alias Wetz.

Aus für Sendebetrieb

Der Sendebetrieb musste eingestellt werden, da „Beromünster“ – mit 215 Metern eines der höchsten Bauwerke der Schweiz - für einen weiteren Betrieb aufwendig hätte saniert werden müssen. Der Empfang der volkstümlichen „DRS Musigwälle“ erfolgte bereits 1999 über Digitalradio. Die Bedeutung des Mittelwellensenders hat mit der Einführung von UKW in den 1950er Jahren deutlich abgenommen. Die wesentlich klarere Ultrakurzwelle entwickelte sich zur gängigen Verbreitungsart. Überdies garantiert Digitalradio wesentlich mehr Programme.

„Beromünster“ ist nicht nur für ältere Menschen ein Begriff und mit dem Medium Radio stark verknüpft. Allerdings stammte das Programm nicht aus Beromünster selbst, sondern aus den Radiostudios Bern, Basel und Zürich.

Blütezeit in Kriegsjahren

Seine Blütezeit hatte der Sender im Zweiten Weltkrieg. Er war die Quelle unabhängiger Nachrichten in Europa und ein Symbol der freien Welt. Der Zinken im Luzerner Hinterland verdankte seine Bekanntheit auch dem Umstand, dass der Landessender zu den stärksten Mittelwellensendern Europas gehörte.

Die Nachrichtenbulletins hatten höchsten Status. „Die Weltchronik“ (seit 1940) wurde zum Paradestück. Immer freitags – von 19.10 bis 19.25 Uhr – analysierte ETH-Geschichtsprofessor Jean Rudolf von Salis den Gang der Weltpolitik. Es war die Viertelstunde, in der halb Europa vor dem guten alten Dampfradio saß.

Seit Sendereröffnung im Jahr 1931 bildete Beromünster in der Deutschschweiz ein Synonym für Radio schlechthin, aber auch für zuverlässige, etwas lehrmeisterliche Informations-, Kultur- und Unterhaltungsangebote, bei denen der redaktionelle Einsatz für Qualität, Vielfalt und Ausgewogenheit spürbar war. Die Flexibilität der Macher äußerte sich oft in abrupten Programmwechseln – von Marschmusik hin zu Opernklängen, von staatspolitischen hin zu kindgerechten Wortsendungen.

Legendäre Stimmen

Vielen unvergessen bleiben die Stimmen der Radiolegenden Elisabeth Schnell, Ueli Beck, Susanna Enz, Vreni Speck und des Basler Journalisten Heiner Gautschy. Von 1949 bis 1967 arbeitete er als Korrespondent für das Schweizer Radio in New York – insbesondere für die Sendung „Echo der Zeit“. Vortragsreisen in der Schweiz machten ihn zum prominenten Kommentator der Zeitgeschichte. Die Reportagen aus New York prägten das Amerikabild vieler Eidgenossen. Legendär die Anrede am Anfang eines jeden Radiobeitrags: „Hallo Beromünster, hier spricht Heiner Gautschy in New York.“

Während der Krisenjahre beteiligten sich die Radiomacher aktiv an der bundesrätlichen „Kulturbotschaft“ – ab 1938 als einer Art geistiger Landesverteidigung. Obendrein stärkten die Programme das Bewusstsein für regionale Eigenheiten und bildeten ein Bekenntnis zu den verschiedenen Landesteilen mit ihren „gemeinsamen Idealen wahrer Demokratie, echten Verantwortungsgefühls des Einzelnen gegenüber dem Volksganzen und Ehrfurcht der Gesamtheit vor der Würde des Einzelnen“.

Viele sehen auch heute noch im Sender Beromünster ein „Denkmal von nationaler Bedeutung“. Sicher ist: Der Mythos Beromünster bleibt.

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