Basel Tore öffnen ihre Pforten

Die Oberbadische

Tag der offenen Stadttore: Stadtführer bieten am Samstag zahlreiche Führungen an

Die Basler Stadttore öffnen ihre Pforten: Am Samstag, 18. August, bieten die Basler Stadtführer-Organisationen an fünf Orten geführte Touren zu den Wehranlagen der Stadt an.

Basel. Was es mit diesen Anlagen geschichtlich gesehen auf sich hat und worauf die Besucher gespannt sein können, darüber hat sich Adrian Steineck mit dem Basler Stadtführer Mike Stoll unterhalten.

Frage: Herr Stoll, beim Tag der offenen Stadttore werden auch Führungen im Basler Waisenhaus angeboten. Was hat es damit auf sich?

Das Waisenhaus hat nicht direkt etwas mit den Wehranlagen von Basel zu tun, aber es war früher ein wichtiges Kloster, nämlich das Kartäuserkloster. Es wird Führungen durch einige Räume des Waisenhauses geben. Der Club zur Alten Klappe wird am Samstag beim Waisenhaus auch einen kleinen Imbissstand betreiben.

Frage: Ein weiterer Schwerpunkt liegt beim Pulverturm, wo eine Ausstellung gezeigt wird. Was gibt es dort zu sehen?

Es werden Funde gezeigt, die im Pulverturm gemacht wurden, wobei das Wort Funde in diesem Zusammenhang vielleicht etwas hochgestochen klingt. Der Pulverturm wurde früher als Rumpelkammer etwa für Rüstungen und Schwerter benutzt, und diese werden in der Ausstellung zu sehen sein.

Frage: Welchen geschichtlichen Hintergrund haben die Mauern und Tore von Basel?

Die erste Mauer stammt aus dem Hochmittelalter bis zur Zeit des Basler Erdbebens im Jahr 1356. Unsere noch stehenden Tore gehören zur Äußeren Stadtmauer, und diese stammt aus dem Spätmittelalter, also der Zeit um 1400. Im Übrigen diente die Anlage damals kaum dem Zweck, Feinde von Basel fernzuhalten.

Frage: Was war dann der Zweck?

Basel war damals als Handelsstadt weithin anerkannt. Die Mauer diente also eher dazu, den Markt zu schützen und zu kontrollieren, wer dort ein und ausgeht. Das sieht man auch an den Toren selbst, etwa am Spalentor (siehe Bild oben), das mit einer großen Marienstatue verziert ist. Das diente ganz klar dem Repräsentieren, nicht der Verteidigung. Damit wollte man zeigen, wer man ist.

Frage: Beim Tag der Stadttore liegt der Schwerpunkt jedes Jahr auf anderen Anlagen. Wie wird das entschieden?

Seit wir Stadtführer den Tag der offenen Stadttore vor fünf Jahren übernommen haben, achten wir darauf, nicht jedes Jahr das Gleiche zu zeigen. Generell haben aber alle Wehranlagen offen. Daneben versuchen wir, mit der Auswahl auch die Besucherströme etwas zu steuern. So hatten wir in der Vergangenheit beim Spalentor bis zu 1000 Besucher, während es am St. Johannstor eher zu wenige waren. Darum gibt es diesmal keine Führungen durch das Spalentor, aber durch das St. Johannstor.

Frage: Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie dieses Jahr?

Das lässt sich schwer sagen, denn diese Veranstaltung ist extrem wetterabhängig. Wenn es regnet, ist bei allen Toren tote Hose. Aber generell sind wir mit dem Besucherzuspruch zufrieden. Natürlich gibt es auch feuerpolizeiliche Auflagen. So dürfen sich in den teilweise sehr engen Toren höchstens 40 Besucher gleichzeitig aufhalten. Wichtig ist vor allem, dass es den Besuchern Spaß macht.

Frage: Nehmen an den Führungen hauptsächlich alteingesessene Basler teil, oder kommen etwa auch aus Deutschland Besucher?

Wir haben bei den Führungen auch Teilnehmer aus Deutschland und Frankreich. Bei vielen Besuchern handelt es sich um Leute, die sowieso in Basel zu tun haben. Daneben kommen auch Arbeitskräfte aus dem Ausland, die etwa in der Chemiebranche beschäftigt sind und die es toll finden, in einer geschichtsträchtigen Stadt wie Basel zu arbeiten. Aus diesem Grund bieten wir seit zwei Jahren erstmals Führungen auf Englisch an.

Frage: Ein Wort noch zu den Stadtführern in Basel: Wie sind diese entstanden?

Es handelt sich bei uns um fünf Vollblutbasler, auch wenn wir nicht alle aus der Stadt stammen. (lacht) Wir sind an diesem Tag ehrenamtlich tätig, ansonsten bin ich der Einzige, der davon lebt. Wir arbeiten mit Basel Tourismus zusammen, sind aber eigenständig. Es ist uns wichtig, den Menschen nicht einfach zu sagen: Dort steht das Basler Münster. Wir wollen ihnen geschichtliche Hintergründe unterhaltsam vermitteln.

Der Tag der offenen Stadttore findet am Samstag, 18. August, von 10 bis 17 Uhr statt. Dieses Jahr steht der Pulverturm, Oberer Rheinweg 97, im Zentrum des Geschehens, wo es eine kleine Ausstellung neben den Kurzführungen durch das Waisenhaus gibt. Weitere Führungen finden beim St. Alban-Tor (Deutsch: 10, 12, 13 und 16 Uhr, Englisch: 11 und 15 Uhr), der Letzimauer im St. Alban-Tal (11 und 14 Uhr) und beim St. Johanns-Tor (Deutsch: 10 und 14 Uhr, Englisch: 11 und 15 Uhr) statt. Näheres erfahren Interessierte im Internet unter www.stadttorebasel.ch und www.stadtfuehrerbasel.ch.

ist freischaffender Stadtführer und Geschichtenerzähler. Der Ägyptologe und Religionswissenschaftler widmet sich seit rund 20 Jahren der Geschichte von Basel und dem Dreiland und tritt unter anderem vor Fasnachts-Cliquen und in Firmen auf.

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