Basel Tradition versus Trend

Die Oberbadische
Gefährdet die „intelligente Uhr“ das Segment der klassischen Chronografen? Darüber gibt es bei den Baselworld-Ausstellern unterschiedliche Auffassungen. Foto: Baselworld Foto: Die Oberbadische

Smartwatch bei Baselword: Gefahr oder Chance für Schweizer Uhrenindustrie?

Von Alexandre Beuchat

Basel. Die Smartwatch ist auch bei der Basler Uhrenausstellung Baselworld das dominierende Thema. Während die Mehrheit der Uhrenhersteller die Entwicklung vorerst lediglich aufmerksam verfolgt, hat ein Dutzend bereits eigene Projekte für intelligente Uhren präsentiert.

Darunter ist zum Beispiel der Schweizer Uhrenhersteller Breitling, der einen Entwurf für einen intelligenten Zeitmesser präsentiert hat. Aber auch Frédérique Constant, Alpina und Mondaine warteten in Basel mit Projekten für Smartwatch-Modelle auf. Vor der Eröffnung von Baselworld hatte bereits die Swatch-Gruppe offengelegt, was sie in diesem Bereich plant.

Die Beispiele zeigen, dass die Schweizer Uhrenindustrie nach anfänglicher Skepsis die Herausforderung von Apple & Co. angenommen hat. „Zu spät“, sagen jedoch Kritiker, wie zum Beispiel der Swatch-Mitentwickler Elmar Mock: „Die intelligente Uhr gefährdet das Segment der klassischen Uhren im mittleren Preissegment“, sagte er gegenüber „Le Temps“.

Die Verantwortlichen aus der Schweizer Uhrenindustrie halten dagegen. „Die Smartwatch ist eine Ergänzung und nicht ein Ersatz“, sagt zum Beispiel Tissot-Präsident François Thiébau in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda bei der Baselworld. Auch das Telefon habe ja schließlich die Uhr nicht verdrängt.

Thiébaud kann der zurzeit intensiv geführten Diskussion über die Smartwatch auch Positives abgewinnen. „Man hat schon lange nicht mehr so viel über Uhren gesprochen“, sagt er. Genau wie Swatch-Chef Nick Hayek, dessen Gruppe auch die Marke Tissot gehört, weist Thiébaud auf das bereits bestehende große Knowhow der Swatch-Gruppe bei der Miniaturisierung der Elektronik und der Batterien in den Uhren hin.

Das Projekt für eine intelligente Uhr im Rahmen von Tissots „T-Touch“-Uhrenlinie zeige dabei die Strategie der Swatch-Gruppe in dieser Hinsicht, sagt er. Die Tissot-Smartwatch zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht auf eine Verbindung mit einem Smartphone angewiesen ist und lange nicht nachgeladen werden muss.

Thiébaud geht zudem davon aus, dass die Mehrheit der intelligenten Uhren nicht das Label „Swiss made“ tragen wird. Tatsächlich hat zum Beispiel TAG-Heuer-Präsident Jean-Claude Biver durchblicken lassen, dass sein Smartwatch-Projekt nicht unter diesem Label laufen werde.

Aber nicht alle Uhrenmarken, die sich in Basel präsentieren, sehen in der Smartwatch einen Trend, dem es unbedingt zu folgen gilt. Certina, die sportliche Marke der Swatch-Gruppe zum Beispiel, sieht zurzeit von einem eigenen Smartwatch-Projekt ab. „Wir verkaufen Uhren, die langfristig ihren Wert behalten, und nicht Elektronikgeräte für den Massenbedarf“, erklärt Certina-Direktor AdrianBosshard.

Beim Smartwatch-Trend abseits steht auch die Genfer Uhrenmarke Raymond Weil. Dessen Direktor Elie Bernheim kritisiert die kurzfristigen und in seiner Sicht opportunistischen Projekte seiner Kollegen. Seiner Meinung nach ist das größte Problem der Smartwatches, dass sie schnell technisch überholt sein werden.

Die Jugend ansprechen

Bernheim beobachtet die jüngsten Veränderung dennoch aufmerksam. „Weil dieser Markt ein Potential hat, arbeitet unsere Entwicklungs- und Forschungsabteilung an verschiedenen diesbezüglichen Varianten“, sagt er.

Ähnlich beurteilt die Situation auch Thierry Stern, der Präsident der Luxusmarke Patek Philippe. „Eine Patek ist ein Erinnerungsstück an ein Ereignis im Leben seines Trägers. Es ist ein Symbol, das eine Smartwatch nicht sein kann“, sagt er.

Stern sieht die intelligente Uhr daher weniger als Gefahr denn als Chance. Sie könnte nämlich junge Leute neu für Uhren begeistern. Jetzige Smartwatch-Träger könnten künftige Kunden für seine Luxusuhren sein, hofft er. Die Smartwatch ist für Stern auch gar kein Meilenstein in der Entwicklung von Uhren. „Die Leute tendieren zur Überreaktion“, sagt er. Zudem stehe man in Sachen Smartwatch erst ganz am Anfang: „Ich bin gespannt auf die dritte und vierte Generation dieser Modelle.“

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