Basel Trost in deren Poesie

Die Oberbadische
Romanautorin Melinda Nadj Abonji Foto: zVg/Tillessen Foto: Die Oberbadische

Theater: Stückbox mit „Soldat Kertész“ von Abonji

Dornach. Im Herbst 2017 ist der Roman „Schildkrötensoldat“ von Melinda Nadj Abonji erschienen. Die Roman-Figur des Zoltán in „Soldat Kertész“ wird nun fast zeitgleich auf die Bühne in Dornach kommen. Es ist der Monolog eines Verstummten, der den Zuschauern in musikalisch anmutenden Spracheruptionen seine Geschichte erzählt und die Zuschauer mitnimmt in eine Welt jenseits von Funktionieren und Gehorchen. „Soldat Kertész!“ feiert am Donnerstag, 11. Januar, im Rahmen der Reihe „Stückbox“ im neuestheater.ch in Dornach Premiere.

Melinda Nadj Abonjis Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schweizerischen und dem deutschen Buchpreis 2010. Regie führt Ursina Greuel, es spielen Robert Baranowski und Jonas Gygax.

Die „Stückbox N°11“ ist die dritte Aufführung der dritten Stückbox-Spielzeit 2017/18, in der in kurzer Zeitspanne neue Texte für die Bühne erarbeitet und in roher Form präsentiert werden. Das Konzept lebt vom und im kontinuierlichen Austausch zwischen Schreibenden, Spielenden und dem Publikum.

Zum Inhalt: Zoltán, ein Stotterer bricht immer wieder zusammen unter dem Druck seines Lehrmeisters, den Erwartungen seiner Familie und dem Drill in der Kaserne. Jedesmal rappelt er sich wieder auf und sucht Trost und Kraft in der Sprache. Er, der eigentlich selber der Sprache nicht mächtig ist, liebt Wörter und sucht Trost in deren Poesie. Sein einziger Freund ist der übergewichtige Mitrekrut Jeno, der bei einer Militärübung ums Leben kommt.

Der Text erzählt von Einsamkeit und Empfindsamkeit. Er erzählt davon, wie diejenigen, die nicht ins System passen, in ihrem Wesen gedemütigt und so zu Schwachen gemacht werden. Er erzählt aber auch von der Kraft der vermeintlich Schwachen, die wahrzunehmen man lernen kann.

Die Figur Zoltan ist dem im Herbst 2017 erschienenen Roman „Schildkrötensoldat“ von Melinda Nadj Abonji entsprungen. Die Autorin schreibt zu ihrem Text: „Über die Hauptfigur Zoltán Kertész – er stottert, leidet an der Fallsucht – wird die Sprache grundsätzlich anders erfahrbar. Indem Worte in Silben und Buchstaben zergliedert werden, wird Sprache als Mittel der militärischen Zurichtung erkennbar, hörbar. Andererseits ist die Sprache der Hauptfigur, die aus der Ich-Perspektive erzählt, durchdrungen von Fantasie und Erfindungsreichtum. Sprache ist also in all ihren Facetten präsent, als Kulturschutt und als Imaginationsraum.

Zoltán erzählt im Rückblick, was geschehen ist; am Ende ist Zoltán stumm, er kann nicht mehr raus, seine Sprache ist nur noch hinter den Lippen, in seinem Kopf. Wir hören also in seinen Kopf hinein, ein Paradox, das bestimmend ist für den Text. Das, was Zoltán monologisiert, ist als Zeugnis zu verstehen – im tiefen Sinn des Bezeugens, weil das Geschehene ansonsten verloren wäre. Der Monolog eines Verstummten.“  Premiere: Donnerstag, 11. Januar, 19.30 Uhr; weitere Termine: Sa 13..1., 19.30 Uhr, So 14.1., 18 Uhr, Mi 17.1., 19.30 Uhr, neuestheater.ch: Bahnhofstrasse 32, 4143 Dornach, Karten: www.neuestheater.ch oder Tel. 004161/ 702 00 83

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