Basel „Tusker“ hinterlässt eine große Lücke

Michael Werndorff
Elefantenbulle Tusker war an Tuberkulose erkrankt. Foto: Zoo Basel

Der Elefantenbulle Tusker war seit Monaten krank. Am Mittwoch musste der Dickhäuter im Basler Zoo eingeschläfert werden.

Zuletzt war der aus dem Kruger-Nationalpark stammende Elefantenbulle Tusker ein Schatten seiner selbst, wie Haupt-Elefantenpfleger Martin Burri in einer Medienkonferenz am Mittwochmorgen beschrieb. Der 31-jährige Dickhäuter litt an einer fortgeschrittenen Tuberkuloseerkrankung und musste gestern eingeschläfert werden. Eine Behandlung sei in seinem Fall aussichtslos gewesen, erklärte Tierärztin Fabia Wyss vor den zahlreich erschienenen Medienvertretern.

Späte Diagnose

Bevor Anfang Woche eine definitive Diagnose gestellt werden konnte, fielen ab Ende 2022 Tuskers Gewichtsverlust, sein passiv-lustloses Verhalten und später sein fehlender Appetit auf. Verschiedenste und wiederholte Kot-, Urin- und Blutuntersuchungen ergaben jedoch nie ein eindeutiges Resultat, berichtete Wyss. Seine Symptome ließen auf eine chronisch zehrende Erkrankung der inneren Organe schließen. Tuberkulose sei aber nicht einfach zu diagnostizieren. Die tuberkulösen Mykobakterien bildeten abgekapselte Granulome. Dadurch gelinge es ihnen, sich vor dem Immunsystem ihres Trägers zu verstecken, führte Wyss aus.

Entsprechend wurde der afrikanische Elefantenbulle ab Juli intensiv medizinisch betreut. Trotz Behandlungen und Spezialfutter verschlechterte sich sein Gesundheitszustand weiter. „Wir haben viele Untersuchungen vorgenommen und diverse Therapien unternommen“, so die Zolli-Tierärztin – aber ohne Erfolg. Er war offensichtlich krank, was auch den Besuchern nicht verborgen blieb. Wäre Tusker symptomfrei gewesen, hätte er im besten Fall medikamentös gegen Tuberkulose behandelt werden können, um diese in Schach zu halten. Aufgrund seines Krankheitsverlaufs blieb jedoch nur das Einschläfern.

Mitarbeiter untersucht

Ihr Kollege, Christian Wenker, zeigte sich tief betroffen: „Wir sind sehr traurig.“ Tuberkulose hänge wie ein Damoklesschwert über Elefanten. In freier Wildbahn sei dies nichts Außergewöhnliches Auch im Kruger-Nationalpark komme die Tuberkulose bei Elefanten vor. „Wir nehmen an, dass sich Tusker nicht in Basel mit Tuberkulose infiziert hat sondern in einem anderen Zoo.“ Dann habe er eine latente Form entwickelt, ausgebrochen sei die Krankheit in Basel.

Weil es sich um eine Krankheit handle, die sich auch vom Tier auf den Menschen übertrage könne, seien alle Mitarbeitern, die Kontakt mit Tusker gehabt hätten, sofort medizinisch untersucht worden. Bei den Menschen konnte eine Ansteckung Wenker zufolge ausgeschlossen werden. Bei den drei Elefantenkühen könne man das aber noch nicht mit Sicherheit sagen. Diese habe man sofort nach der Diagnose von Tusker getrennt.

Zoo-Direktor Olivier Pagan bedauert, dass das Tier getötet werden musste. Er sei sich jedoch bewusst, dass, wo man mit dem Leben zu tun habe, man sich auch mit dem Tod auseinandersetzen müsse. „Das ist nicht einfach.“

Ruhig und stressfrei

Zum Vorgehen erklärte Wenker, dass man das Tier vor Gabe des eigentlichen Narkosemittels sediert habe. Es sei für Tusker sehr ruhig und stressfrei abgelaufen. Die Entscheidung, den Elefantenbullen zu töten, wurde von einem breiten Netzwerk an Spezialisten getragen und unterstützt. Das Tierärzte-Team des Zoo Basel war europaweit mit verschiedenen auf Elefanten spezialisierten Veterinärmedizinern im Austausch. Ebenso standen die Zoo-Verantwortlichen in regem Kontakt mit Tuskers früheren Pflegern in Rhenen in den Niederlanden und Wuppertal, die ihn auch in Basel besuchten.

Der Zoo Wuppertal führt nicht nur das Erhaltungszuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria für Afrikanische Elefanten. Tusker lebte dort mehr als 20 Jahre und befand sich bis zum Schluss in dessen Besitz. Tusker wurde im Frühling 2021 von den Niederlanden nach Basel übernommen mit dem Auftrag, im Zolli für Nachwuchs zu sorgen – mit Erfolg. Im vergangenen Dezember vermeldete der Zolli die Schwangerschaft der 47-jährigen Elefantendame Heri. Es handle sich nicht zuletzt wegen des Alters des werdenden Muttertiers um eine Risikoschwangerschaft, sagte Wenker. Eine mögliche Tuberkulose-Infektion sei ein weiterer Risikofaktor. Wenn alles gut laufe, erwarte man gegen Jahresende die Geburt des 17. von Tusker in europäischen Zoos gezeugten Elefantenbabys.

Begabter Bulle

Vor seiner Erkrankung war Tusker ein ausgesprochen umgänglicher, lernwilliger und begabter Elefantenbulle. Durch seine Balanceakte mit Baumstämmen auf Stahlträgern avancierte er zum Tiktok- und Youtube-Star. Kurator Fabian Schmid sagte, dass Tusker nicht nur Europas bester Zuchtbulle war– er sei auch eine große Elefantenpersönlichkeit gewesen. „Wir schauen mit Freude und Dankbarkeit auf die Zeit mit ihm zurück.“

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