Basel Wenn der Wolf durch die Region streift

Valentin Radonici
Die geografische Lage und der Freizeitdruck machen eine Ansiedlung des Wolfes im Kanton Basel-Land unwahrscheinlich. Foto: pixabay

Immer mehr Wölfe tauchen in der Schweiz auf, und die Anzahl der Sichtungen in der Region nimmt immer mehr zu. SVP-Bundesrat Albert Rösti brachte daher die Idee einer präventiven Abschussgenehmigung ein. Er löste damit eine Diskussion im Umgang mit dem Wildtier aus.

Ansiedlung nicht erwartbar

Im Jahr 2021 hatte es die Sichtung eines Wolfes im Kanton Basel-Land gegeben und im selben Jahr auch einen Fall in der Gemeinde Lauwil, als sieben Hausziegen gerissen wurden. 2023 folgte die weitere Sichtung eines Wolfes. Bei der Zunahme der Sichtungen von Wölfen stellen sich Beobachter die Frage, wie die Situation in der Region aussieht und ob eine Ansiedlung möglich ist.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt der Jäger und Autor von Jagdbüchern Rolf Senn: „Der Kanton Basel-Land ist für eine Ansiedlung von Wölfen nicht unbedingt geeignet. Zwar kann es zu einem Durchziehen von Wölfen kommen, eine Ansiedlung ist aber unwahrscheinlich.“ Ein weiterer Grund, warum die Region wenig attraktiv für den Wolf sei, stelle der hohe Freizeitdruck dar.

Geografische Lage als Rolle

Anders sehe es im direkten Vergleich auf deutscher Seite im oberen Wiesental aus, wo die Jägerschaft auf ganz andere Weise gefordert sei als im Kanton.

Auch die geografische Lage sei im Vergleich anders und spiele eine Rolle dafür, dass nicht mit einer Ansiedlung zu rechnen sei.

Kommunikation ist wichtig

Was ist aber zu tun, wenn es zu einer Ansiedlung kommt? Senn sieht hier insbesondere die Kommunikation als sinnvolles Mittel: „Es sollte darüber informiert werden, wo sich zurzeit Wölfe aufhalten. Mit dem Risiko, dass Schaulustige kommen. Wichtig ist, den Bürgern zu signalisieren, dass diese nicht in die Zone der Wildtiere kommen. So gibt man den Wölfen den notwendigen Raum .“

Der grundsätzliche Umgang bei einer Begegnung mit dem Wolf sei ähnlich wie bei anderen Wildtieren: Stehen bleiben und das Tier beobachten. Wenn das Tier stehen bleibt, sich langsam zurückziehen. Normalerweise würden Wölfe von selbst gehen.

Auf keinen Fall dürfe hektisch reagiert werden, und eine Annäherung an den Wolf gelte es zu vermeiden. Generell sei im Umgang mit Wölfen wichtig, diese ernst zu nehmen und den Wildtieren ausreichende Möglichkeit zum Lebensraum zu geben und sie in keinem Fall irgendwie einzuengen.

Konflikte nicht erwartet

Holger Stockhaus vom Amt für Jagd und Fischerei im Kanton Basel-Land erklärte gegenüber der „Basellandschaftlichen Zeitung“, dass der Kanton nicht davon ausgehe, dass ein Wolf Schaulustige anlocken würde. Weiterhin gebe es im Kanton geschaffene Wildruhe-Gebiete. Diese Gebiete seien eingerichtete Zonen, die als Lebensraum für Wildtiere fungieren würden und ein ungestörtes Leben ermöglichen. Mit dem Luchs habe man im Umgang gute Erfahrungen gemacht, es sei nicht zu Konflikten in der Vergangenheit zwischen Menschen und Wildtieren gekommen.

Rolf Senn erklärte in der „Basellandschaftlichen Zeitung“, dass es so oder so wichtig sei, dass die Gesellschaft lerne, korrekt mit Wildtieren umzugehen. Vor allem, weil immer mehr von ihnen in die Schweiz kommen würden. Das sorge auch für mehr Biodiversität und helfe dem Schweizer Ökosystem. Ein Thema, das im Bezug zu Wölfen immer wieder aufkommt, ist die Möglichkeit, das Reißen von Ziegen oder Schafen zu verhindern und diesbezüglich die richtigen Voraussetzungen im Vorfeld zu treffen. Senn verdeutlicht auf Nachfrage unserer Zeitung: „Was die Nutztiere betrifft, geht es nur mit dem Schutz. Über den Hund als Schutz und mit elektrisch geladenen Hecken, die mindestens 1,20 Meter hoch sein müssen.“ Ein Vorwurf an den Wolf könne nicht gemacht werden. Es sei sein natürliches Verhalten, so vorzugehen. Das gerissene Nutztier müsse dem Nutzer ersetzt werden. Dies sei auch in der gesamten Schweiz nach Vorgabe so der Fall.

Verhältnismäßiger Schutz

Der Verlust der Beziehung zum Nutztier sei hingegen in jedem Fall schwer ersetzbar. Senn betont, dass der Schutz nicht in allen Gebieten funktioniere und eine Einbetonierung nicht immer möglich sei. Darum müsse der Schutz auf einem verhältnismäßig gesunden Mittelmaß stattfinden.

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