Basel „Vereinfachen und verbessern“

Die Oberbadische

Am Universitätsspital Basel sollen spezialisierte Zentren Abläufe noch effizienter gestalten

Von Michael Werndorff

Basel. „Sie haben einen Tumor.“ Für viele Menschen gleicht die Diagnose Krebs einer Hiobsbotschaft. Auch die Zeit zwischen erstem Arztbesuch und Therapiebeginn zehrt an den Nerven von Patienten und Angehörigen. Zudem kann kostbare Zeit verstreichen, wenn der Hausarzt nicht an den jeweils richtigen Facharzt überweist, weil die Symptome so verschieden sein können. Oft stellen sich Betroffene dann auch die Frage, ob sie eigentlich beim „richtigen“ Arzt gelandet sind.

Dem begegnet das Universitätsspital Basel (USB) mit einem ausgeklügelten Gesamtkonzept. Für Tumorpatienten und überweisende Ärzte bedeutet das eine zentrale Anlaufstelle mit interdisziplinärer Behandlung nach neuesten medizinischen Erkenntnissen. Dr. Dominik Cordier, Oberarzt der Neurochirurgie am USB, ist Mitinitiator des neuen Hirntumorzentrums, das für das Dreiland und weit darüber hinaus eine wichtige Rolle spielt. „Der Beginn der Bildung eines Gesamt-Tumorzentrums für verschiedene Organe, darunter auch das Hirntumorzentrum, liegt schon einige Jahre zurück; wesentlich ist dabei das Prinzip, interdisziplinär zu arbeiten. Verschiedene Fachdisziplinen erarbeiten dabei zusammen ein für den jeweiligen Patienten maßgeschneidertes Behandlungskonzept“, betont Cordier. Aber jetzt erst laufe der komplexe Zertifizierungsprozess. Auch in Deutschland arbeiten einige Kliniken nach diesem Prinzip, das Abläufe vereinfachen und verbessern soll.

Kennengelernt hat Cordier auf Krankheiten spezialisierte Zentren während eines Studienjahres an der US-amerikanischen Duke University in North Carolina. Jenseits des Atlantiks sind die Zentren schon seit Langem etabliert. „Im USB hat man die Vorteile auch erkannt: Eine gemeinsame Patientendatenbank, optimierte Behandlungsabläufe und laufend aktualisierte medizinische Standards – alles ist bestens eingespielt“, unterstreicht der in Lörrach wohnhafte Neurochirurg.

Dieser betont auch den Vorteil für die niedergelassenen Kollegen. So sei es für den überweisenden Arzt eine Erleichterung zu wissen, dass hier eine umfassende Behandlung angeboten werde und eine mögliche Odyssee von Arzt zu Arzt der Vergangenheit angehört. Die korrekte Zuweisung zu den einzelnen relevanten Spezialdisziplinen wird automatisch innerhalb des Hirntumorzentrums organisiert und geregelt.

Allerdings waren gemeinsame Anstrengungen nötig: „Eine Herausforderung war und ist der bürokratische Aufwand. Wer schreibt Protokolle und Richtlinien? Wer kümmert sich um die gemeinsame Terminführung? Hinzu kommen noch finanzielle Fragestellungen, schließlich sollten die Lasten gleichmäßig verteilt sein“, ergänzt Cordier, der in dem neuen Zentrum einen Entwicklungsprozess sieht, der eigentlich nie abgeschlossen sein wird. So werde sichergestellt, stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu sein.

Patienten dürfen sich zurecht gut aufgehoben fühlen. „Die Wertschätzung der Menschen, die wir behandeln, kommt dank der Vernetzung noch stärker zum Tragen. Das führt dazu, dass sich die Betroffenen in einer schwierigen Zeit noch sicherer fühlen können.“

Zudem wollen die Basler Mediziner auch externe Spitäler als Partner gewinnen, dennoch legt man den Fokus auf das Einzugsgebiet, das einen beachtlichen Radius vorweisen kann.

Die innerklinische Vernetzung gebe es bereits seit Längerem, doch jetzt erst trete das Universitätsspital bewusst an die Öffentlichkeit. „Wir möchten unsere Patienten bestmöglich behandeln. Daher spielt der aktive Einbezug weiterer Disziplinen wie Sozialdienst, Psychoonkologie, Ergotherapie und Physiotherapie eine entscheidende Rolle in der ganzheitlichen Therapie“, betont Dominik Cordier.

Mit einem Krebs-Infotag am 8. November im Zentrum für Lehre und Forschung wird das Tumorzentrum Basel in Form von Vorträgen und Fragerunden für Interessierte und Betroffene wichtige Themen und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.

u Infos unter www.unispital-basel.ch

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