Basel (rr). Ideen und auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung des Schienenverkehrs gab es beim trinationalen Bahnkongress zu Genüge. Auch haben die Industrie- und Handelskammern sehr direkte Erwartungen, sogar Forderungen formuliert, denn zuverlässiger Verkehr ist für die Wirtschaft unbedingt notwendig. In einer Podiumsdiskussion wiesen Experten auf bevorstehende grundlegende Veränderungen im Transportwesen hin. So werden die Firmen, wie der Schweizer Logistikunternehmer Nils Planzer sagte, in wenigen Jahren grundsätzlich andere Anforderungen an die Mitarbeiter stellen als heute. „Da wird die ladegerechte Warenbereitstellung wichtiger sein als das Fahren an sich.“ Das treffe sowohl für Straßen- als auch Bahnfahrzeuge zu. Im Personenverkehr komme es auf eine deutlich bessere Kommunikation der Verkehrssysteme mit den Fahrgästen an, wie der Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberger, Sven Hantel, beschrieb. „So wird es bald zum Alltag gehören, dass Fahrgäste, die täglich im Berufsverkehr die gleiche Verbindung nutzen, bei Störungen automatisch von uns eine Nachricht erhalten.“ Deutlich zu vereinfachen sei der Fahrkartenverkauf. Die Handels- und Gewerbekammern im Dreiländereck präzisierten ihre Forderungen an die Politik zum Ausbau der Verkehrsnetze. Erst eine weitere Vernetzung schaffe die dringend notwendigen Voraussetzung, die Bahn auch effektiv zu nutzen. Patrick Hell von der Handelskammer Mulhouse verwies auf den Abschluss der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Dijon. Noch immer sei die Finanzierung für die letzten 30 Kilometer von Mulhouse bis Montbeliard nicht gesichert, doch allein die volle Inbetriebnahme der TGV-Strecke würde auf den bisherigen Gleisen deutlich dichteren Güterverkehr von den Mittelmeerhäfen nach Ostfrankreich ermöglichen. Außerdem sollte dann noch, wie schon lange gefordert, die Strecke von Mulhouse nach Müllheim wieder zweigleisig ausgebaut werden. Luc Galliet, Präsident der Handelskammer Südelsass, erinnerte daran, sich rechtzeitig um zusätzliche Gelder aus dem EU-Förderprogramm Interreg zu bemühen. Er betrachte es als notwendig an, für den Ausbau der Rheintalbahn als wichtigste europäische Güterstrecke EU-Mittel einzusetzen, dies würde nationale Mittel für den Personenverkehr frei halten. Christian Junker, Vorsitzender des Verkehrsaussschusses der IHK Südlicher Oberrhein, lobte zwar, dass im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplanes Südbaden mit etlichen Projekten benannt ist. Die Finanzierung bleibe aber nach wie vor ungesichert. Unzufrieden mit der langen Ausbaudauer der Rheintalbahn zeigte sich SBB-Chef Andreas Meyer. 2035 als Fertigstellungstermin sei für die Schweiz nicht akzeptabel. Er werde anlässlich der Eröffnung des Gotthardbasistunnels mit DB-Vorstand Rüdiger Grube über dieses Thema reden. Für die Planung des „Herzstückes“ der Regio-S-Bahn regte Meyer den Bau in solchem Profil an, dass auch Fernzüge im Tunnel fahren könnten. Dann müssten Züge von und nach Deutschland in Basel SBB nicht mehr wenden.