Basel Vom Fasnachtsfieber erfasst

Valentin Radonici
Auch die Larven, Piccolo-Instrumente und Trommeln haben sich laut von Rohr über die Jahre verändert und gewandelt. Foto: Michael Werndorff /

Felix Rudolf von Rohr hat viele Facetten der Basler Fasnacht erlebt.

Die Basler Fasnacht hat eine lange Historie. In den vergangenen 100 Jahren erlebte der traditionelle Anlass einen Wandel und ging dennoch mit der Zeit. Der langjährige Fasnachts-Obmann und ehemalige Präsident des Basler Großen Rates, Felix Rudolf von Rohr, ist seit mehr als 60 Jahren mit dabei. Er hat bis auf zwei Ausnahmen jede Fasnacht mitgemacht. Lediglich wegen zwei Anlässen konnte er nicht teilnehmen: „1964 ging es nicht wegen der Rekrutenschule und während Covid klappte es bekanntlich auch nicht.“ Entsprechend viel kann das Basler Urgestein erzählen.

Eisige Fasnacht 1956

Die Faszination für die Fasnacht startete bei ihm in jungen Jahren. Gemeinsam mit seinem Bruder entwickelte er das Interesse und fand den Cortège spannend. Das erste Mal aktiv dabei war Felix von Rohr 1956 zur eisigen Fasnacht: „Es war eiskalt. Dennoch hat mich das Fasnachtsfieber infiziert, ich war mit Freude dabei und genoss die besondere Atmosphäre. So hat sich mein Weg zur Fasnacht entwickelt.“

Von Rohr faszinierte das Piccolo-Spielen. Über seine Frau, die auch das Pfeifen lernte, kam er zu einer Piccolo-Clique und gründete eine junge Garde. Hier wurde er schnell Obmann und engagierte sich. Die Rolle als Obmann der Garde gab er auf, als er 1986 Mitglied des Basler Großen Rats wurde. Er wollte sich gezielt auf seine Arbeit in der Politik kümmern. Die Rolle als Mitglied des Großen Rats füllte Felix von Rohr für 12 Jahre bis 1992 aus.

Zeit als Comité-Obmann

Sehr prägend war für ihn die Zeit als Obmann des Basler Fasnachts-Comités von 2003 bis 2010. Gerne blickt er auf den Moment zurück, als man ihn anfragte: „Ich habe mich sehr gefreut über die Anfrage, und es war eine Ehrensache für mich, das Amt wahrzunehmen.“ Wichtigstes Anliegen sei von Rohr immer die Verbindung zu anderen Fasnachten und anderen Comités gewesen und das Miteinander zu fördern.

An drei Begebenheiten als Obmann erinnert sich von Rohr zurück. Traurigstes Erlebnis war der tödliche Unfall eines Jungen, der unter einen Wagen kam. „Diesen Fall werde ich nie vergessen. Ich habe die Familie kennengelernt und die Familie hat trotz des Vorfalls weiter Fasnacht gemacht.“ Solche Vorfälle seien immer Chefsache eines Obmanns.

Eine andere spezielle Fasnacht war 2007 oder 2008. Am Sonntag vor dem Morgestraich lag 40 Zentimeter Schnee in Basel. Zur Besprechung kamen die Teilnehmer teilweise in Skiern und die Medien fragten ihn, ob der Morgestraich umsetzbar sei. Mit einer Energieleistung habe der Zivilschutz damals die Route von den Schneemassen befreit. Der Morgestraich konnte wie geplant und ohne Zwischenfälle stattfinden.

Die Fasnacht zum Jubiläum des Fasnachts-Comités war für ihn auch besonders. Eigentlich hätte er 2008 nach geltenden Vorgaben aufhören müssen. Da er aber so involviert in die Vorbereitungen war, hängte er zwei Jahre dran und war Obmann der Jubiläums-Fasnacht.

Drei Aufgaben der Fasnacht

Im Gespräch mit unserer Zeitung machte der amtierende Obmann des Fasnachts-Comités, Robi Schärz, deutlich, dass für ihn jede Fasnacht für sich besonders sei. Von Rohr stimmt Schärz zu: „Natürlich ist unsere Basler Fasnacht speziell. Größenwahn hat aber nie geholfen, und es gibt so viele schöne Fasnachten weltweit.“

Für von Rohr hat die Basler Fasnacht vier Aufgaben: Kritik üben, die soziale Komponente und die Kunst.

Den Bereich Kritik beschreibt von Rohr wie folgt: „Die Fasnacht hat die Rolle des Hofnarren im Mittelalter. Kritik an Politik, Kirche und Wirtschaft ist wichtig.“

Die soziale Komponente sei durch das Miteinander geprägt. Die Basler Fasnacht sei wie eine große Familie: „Während der Fasnacht spielen politische Ansichten keine Rolle. Es wird über Grenzen hinweg gefeiert.“

Eine andere Aufgabe ist die Kunst, mit der Gestaltung der Larven und der Musik mit Piccolo-Pfeifern und Trommlern der Guggenmusik. Zur Kunst gehöre auch das Wort und die Bewahrung der Dialekte sowie die Dichtkunst, die sehr kreativ sei.

Unterschied der Technik

Auch wenn von Rohr seit 2010 nicht mehr Teil des Comités ist, engagiert er sich aktiv zur Fasnacht. Dazu gehörte die Aufnahme der Basler Fasnacht in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes. „Diese Arbeit war mir sehr wichtig. Es ist auch ein Zeichen, dass die weltweite Fasnacht verbindet.“

Im Vergleich zu früher sieht von Rohr vor allem die Technik in der Kunst als Unterschied. Früher seien einfache Märsche gespielt worden. Heute sei das Repertoire viel herausfordernder. Auch die Larven hätten früher anders ausgesehen, und die Instrumente seien aus anderem Material gewesen als heute. Ein anderer wichtiger Punkt, sei die Route. Der Umzug gehe heute viel länger und mit viel mehr Besuchern.

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