Basel Vom Helfer zum Ersatz

Die Oberbadische

Metrobasel: Basler Wirtschaftsforum zeigt Möglichkeiten und Risiken der Digitalisierung

Von Adrian Steineck

Der Chemie-Konzern Roche baut am Standort in Kaiseraugst 500 Stellen ab. Die Schmuck- und Uhrenmesse Baselworld verkleinert ihr Angebot im kommenden Jahr um mehr als die Hälfte. Zwei Meldungen aus jüngster Zeit, die augenscheinlich zunächst nichts miteinander zu tun haben. Doch sie zeigen beide: Die Digitalisierung schreitet voran.

Basel. Was das für den Arbeitsmarkt auch und gerade in der Schweiz bedeutet, war Thema des Basel Economic Forums (BEF), das gestern im Hyperion Hotel stattfand. Der Verein Metrobasel, der sich als trinationale Plattform für die Entwicklung der Metropolregion Basel versteht, hatte Referenten aus dem In- und Ausland gewinnen können, die den gut 100 Zuhörern Denkanstöße gaben.

Eine provokative Frage stellte Roger Wehrli von Economiesuisse, dem größten Dachverband der Schweizer Wirtschaft und erste Referent des ganztägigen Wirtschaftsforums, gleich zu Beginn: Kommt die Robot-Apokalypse? Was klingt wie der Titel eines Perry Rhodan-Romanhefts aus den 1960er-Jahren, wirkt vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie der eingangs zitierten Meldungen durchaus beunruhigend. „Routinetätigkeiten werden zunehmend wegfallen, da sie durch Automaten übernommen werden können“, legte Wehrli dar. Zu den Gewinnern der Digitalisierung würden hingegen Berufe zählen, die Empathie, Kreativität und ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Menschen voraussetzen – als Beispiel nannte Wehrli die Bankberatung, die durch keinen noch so ausgefeilten Roboter übernommen werden könne.

Zugleich monierte Wehrli eine „Asymmetrie der Wahrnehmung“, denn wahrgenommen würden häufig nur die Stellen, die durch eine Automatisierung wegfallen. Dass der digitale Fortschritt auch Berufe und Stellen schaffe, werde oftmals ausgeblendet.

„Wer hätte sich vor 20 Jahren vorstellen können, dass es einmal eine Berufsausbildung zum Webdesigner geben wird?“, fragte der Referent.

Durchaus kritische Töne gegenüber der Schweiz schlug er an, als es um Spannungsfelder der Digitalisierung ging. Etwa beim Gegensatz von politischer Stabilität und schneller Entwicklung: „Wir machen Dinge oft gut, aber zu langsam, da wir für Entscheidungen lange brauchen“, monierte er und verwies darauf, dass das Schulfach Informatik erst kürzlich verbindlich an den Gymnasien der Schweiz eingeführt wurde. „Andere Länder sind uns voraus.“ Aber, so sein Fazit: „Die Robot-Apokalypse kommt nicht, wir werden weiterhin Berufe haben.“

Den Aspekt des Aging, also den Umstand, dass die Menschen in Europa immer älter werden, brachte Fabiola Gerpott von der Universität in Amsterdam aufs Tapet. Die Juniorprofessorin, die sich selbst als zu den „Millennials“ gehörend vorstellte – so wird die Generation der zwischen den Jahren 1980 und 2000 Geborenen bezeichnet, die erste Altersgruppe, die mit digitaler Technik aufgewachsen ist – appellierte an die Wirtschaftsbosse, ältere Arbeitnehmer stärker einzubinden. „Oft fällt Unternehmen zu spät auf, dass Menschen in Rente gehen“, meinte sie und beschrieb Ansätze aus anderen Ländern, in denen Menschen über 65 Jahre gemeinsam mit Berufsanfängern noch einmal die Schulbank drücken und diese dadurch an ihrer Lebenserfahrung teilhaben lassen. „Wir müssen Alter und Erfahrung stärker wertschätzen“, sagte sie.

Zu Beginn des Basler Wirtschaftsforums hatte Regierungsrat Thomas Weber darauf hingewiesen, dass in der Schweiz mehr Menschen in Rente gehen würden, als junge Kräfte nachkommen. Ansätze, wie diesem Umstand Abhilfe geschaffen werden kann, zeigten die beiden Auftaktreferate wie auch die übrigen Vorträge der ganztägigen Veranstaltung.

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