Basel Vom Industrie- zum Stadtqauartier

Die Oberbadische

Stadtplanung: Der Verein „Zukunft.Klybeck“ will mitgestalten

Von Michael Werndorff

Hängebrücken von Dach zu Dach, beschiffbare Kanäle, die Rhein und Wiese miteinander verbinden, ein Schwimmbad sowie viel öffentlicher Freiraum, um mit den Quartierbewohnern in Kontakt zu treten: Das sind nur einige Ideen, die der Verein „Zukunft.Klybeck“ von Freitag bis Sonntag im Rahmen eines Workshops gesammelt hat.

Basel. Die Vorschläge sollen in die Testplanung miteinfließen und bei der nächsten Beteiligungsveranstaltung am 17. Juni den Planungsverantwortlichen Basel-Stadt, BASF und Novartis vorgestellt werden. Diese loten derzeit die Potenziale des 40 Fußballfelder großen Klybeckareals zwischen Dreirosenbrücke, Wiese und Horburgpark aus, auf dem in den nächsten Jahren ein neues Stadtquartier entstehen wird. Möglich wird die Umwandlung, weil Novartis und BASF längst nicht mehr so viele Produktionsflächen benötigen wie noch vor einigen Jahren.

Zahlreiche Gebäude zwischen Wiese und Autobahn stehen leer, wie es im September bei einer Begehung des Areals hieß (wir berichteten). Aus diesem Grund will der Chemieriese BASF, dem rund die Hälfte des Areals gehört und der in Basel nur noch seinen Hauptsitz unterhält, alle Gebäude veräußern und ein geeignetes Mietobjekt finden.

Verschiedene Projekte wurden erarbeitet

Zahlreiche städtebauliche Projekte sind von Freitag bis Sonntag von Basler Bürgern erarbeitet worden, dabei punkteten die Teilnehmer mit Kreativität. Sie zeigten auf, wie ein neues Stadtquartier den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner Rechnung tragen könnte. Mit-Initiator Christian Mueller präsentierte die Ideen, die in Form von selbst gebastelten Modellen aus Pappe das Gesamtkonzept in einem Stadtmodell veranschaulichten.

„Ein Hochhausneubau an der Badenweilerstraße, damit es im Freien mehr Platz für Kinder gibt“, lautete eine Forderung. An der Mauerstraße soll in den roten Backsteingebäuden ein Schwimmbad untergebracht werden, gegenüber eine Bibliothek, in der Raum zum Debattieren und Philosophieren ist, regten wiederum andere Teilnehmer an. Für Zustimmung sorgte auch der Vorschlag, Dachgärten anzulegen. „Wir sprechen hier von Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden können“, erklärte Mueller. Die Workshop-Teilnehmer hatten auch die Ansiedlung und Förderung von Arbeitsplätzen im zweiten Arbeitsmarkt im Blick.

„Es sind viele konkrete Beispiele zusammengekommen, die zeigen, was sich konkret umsetzen lässt“, kommentierte Christoph Moerikofer vom Verein „Zukunft.Klybeck“ die Ergebnisse des Workshops im Gespräch mit unserer Zeitung. Er sei optimistisch, dass der Verein bei den Verantwortlichen Gehör finden wird, allerdings sei auch klar, dass nach dem Beteiligungsverfahren erst die eigentliche Arbeit beginnen werde. „Wir müssen bei Politik und Wirtschaft Stimmung machen und unseren Standpunkt vertreten, Stadtentwicklung von unten zu machen“, betonte Moerikofer.

Das Thema Altlasten spielt eine Rolle

Allerdings sei man nicht naiv und wisse um die Herausforderungen im Rahmen des langwierigen Projekts, bei dem das Thema Altlasten eine große Rolle spielen wird.

Dass es sich um einen belasteten Standort handelt, betonte schon Ulrich Weber vom Umweltschutz bei Novartis. Früher sei das gesamte Gelände Schwemmland gewesen, das mit Bauschutt, Ofenschlacke sowie mit Haus- und Gewerbeabfällen aufgefüllt wurde. Gerade in der Anfangszeit der Produktion sei es dort immer wieder zu Verunreinigungen gekommen. Insbesondere an der Mauerstraße, wo noch bis vor einigen Jahren Textilfarbstoffe produziert wurden, bestehe Sanierungsbedarf.

Die städtebaulichen Testplanungen laufen

Ein städtebauliches Gesamtkonzept wird derzeit in Form einer Testplanung erarbeitet mit dem Ziel, Übereinstimmungen und Unterschiede mehrerer Strategien zu er- kennen und sich schrittweise einer verfolgenswerten Richtung anzunähern, wie es im aktuellen Newsletter der Planungspartner heißt. Beteiligt sind vier Architekturbüros, die das neue Quartier planen. Im Begleitgremium ist der Basler Architekt Jacques Herzog vertreten. Ansätze, die pragmatisch sind, aber trotzdem auch visionär, erscheinen ihm als besonders sinnvoll für die Gestaltung des ehemaligen Chemiestandorts. „Diese Verbindung braucht es. Es muss etwas sein, das in die Zukunft weist. Basel ist ein sehr begrenztes Territorium, mit Landes-, Kantons- und Gemeindegrenzen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Dichte nutzen und ein lebendiges Quartier schaffen, das bestehende Gebäude sensibel in ein Gewebe von neuen einbindet“, fordert der Architekt. n Bis zur nächsten Beteiligungsveranstaltung sammelt der Verein weiterhin Ideen. Infos finden Interessierte unter www.zukunftklybeck.ch.

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