Mehr noch: Ganze Familien standen Modell für Nachstellungen von alttestamentarischen Szenen. Das Fremde wurde zwar geschätzt und im Sinne von Statussymbolen integriert, an den anderen Kulturen war man aus der eurozentrischen Sichtweise heraus aber nicht wirklich interessiert. Geschweige denn an den negativen Begleiterscheinungen der westöstlichen Handelsbeziehungen wie Sklaverei, Unterdrückung oder kriegerischer Gewalt.
Natürlich übten gewaltvolle Szenerien auf die Künstler eine Faszination aus. Diese entnahmen sie aber nicht aus zeitgenössischen Ereignissen, sondern aus Geschichten aus dem Alten Testament, die sich gut mit orientalischen Versatzstücken ausschmücken ließen. Etwa bei Rembrandts Darstellung der Steinigung des heiligen Stephanus – das erste bekannte Gemälde des Künstlers, das noch von der Freude an Action-Szenerien geprägt war.
Die von Gastkurator Gary Schwartz initiierte Ausstellung „Rembrandts Orient. Westöstliche Begegnungen in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts“ möchte aufgrund der rund 120 gezeigten prachtvollen Werke aber auch zum Nachdenken über den noch immer sehr präsenten Eurozentrismus anregen. Und dieses überlassen sie nicht nur der Interpretationsfähigkeit des Publikums und den diesbezüglichen Texten im Katalog.