Gibt es so etwas wie ein typisches Obdachlosenschicksal? Anders gefragt: In welchen Punkten ähneln sich die Lebenswege von Menschen, die in Armut und Obdachlosigkeit landen?
Ähnlich wie in Deutschland und anderen Ländern hat die Lebenssituation in der Schweiz viel mit der Herkunftsfamilie zu tun. Reichtum wird vererbt, aber Armut ebenso. Wenn jemand aus einer eher armen Familie stammt, besteht zu einem hohen Prozentsatz die Wahrscheinlichkeit, dass er später selbst arm wird. Kommen dann noch Schicksalsschläge wie Arbeitsunfälle oder psychische Erkrankungen wie Burn-out dazu, nimmt diese Wahrscheinlichkeit weiter zu. Viele Wohnungslose sind auch in Heimen aufgewachsen. Wir wollen mit unseren Führungen auch Vorurteile abbauen, denn oft gibt es noch immer die Vorstellung, dass Obdachlose einfach nicht arbeiten wollen.
Wie ist die Resonanz auf die Führungen?
Wir bieten die Führungen seit dem Jahr 2013 in Basel an, seit 2014 in Zürich und in Bern seit dem vergangenen Jahr. In dieser Zeit haben wir etwa 50 000 Menschen erreicht und erhalten durchweg positive Rückmeldungen. Wir freuen uns auch darüber, dass Studien der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) belegen, dass wir tatsächlich ein Umdenken bei den Menschen bewirken können. An der FHNW ist es für Studenten mittlerweile auch verpflichtend, dass sie an einer Sozialen Stadtführung teilnehmen.
- Weitere Informationen: Die nächsten Sozialen Stadttouren in Basel finden am 11. und 12. Januar jeweils ab 9 Uhr statt. Treffpunkt ist am 11. Januar beim Kiosk an der Tramhaltestelle Wettsteinplatz und am 12. Januar am Portal der Theodorskirche. Näheres zu den Touren unter www.surprise.ngo/angebote/stadtrundgang.