Als der Herrscher in tiefen Wahnsinn versinkt, zitiert Ullmann das Schlaflied „Schlaf, Kindlein, schlaf“, unterlegt mit einem tieftraurigen Text. „Schlaf“ reimt sich hier auf „Epitaph“. Doch diese „Art Oper“ kann von komplexen Schönberg-artigen Klängen gleich umschalten auf Neo-Barockes mit Cembalo und auf Unterhaltungsstil mit Harmonium und Klavier (musikalische Leitung des Hochschulorchesters: Stephen Delaney).
In dieser Dualität bewegt sich die Musik, schwankt zwischen Hoffen und Verzweiflung. Durch seine Zuversicht wirkt der verfremdete, satztechnisch polyfon dichte Schlusschoral „Ein feste Burg“ dann umso berührender. Neben aller Grausamkeit ist das ein wunderschöner Hoffnungsschimmer.
Die Protagonisten bleiben den Finessen und Stilarten der Partitur nichts schuldig. Andrew Murphy ist ein überragender Tod, der durch den Abend führt und gleich zu Beginn eine Arie in einem traurigen Blues-Tempo anstimmt. Der Bariton Domen Krizaj als Kaiser Overall, der eine große puccinihafte Arie kantabel aussingt, gibt sich eher verzweifelt als herrschsüchtig.
Lyrisches und Chansonartiges interpretieren gekonnt der Bubikopf (Sarah Brady) und der Trommler (Ena Pongrac). Eine versöhnliche Szene gibt es, wenn ein Soldat (Hyunjai Marco Lee) und ein Mädchen sich auf dem Schlachtfeld begegnen und erkennen, dass sie nicht sterben können.
Diese gedankenvolle und emotional packende Aufführung berührt sehr und ist umso wichtiger und bewegender, wenn man bedenkt, wie ein deutsch-jüdischer Komponist unter solchen Bedingungen ein derlei unterhaltsames, hoffnungsvolles Kammerspiel schreiben konnte! Nächste Vorstellungen am 18., 19., 26., 27. Februar