Basel Weichen fürs Herzstück stellen

Michael Werndorff
Die Foto: Michael Werndorff

Die Bahnknotenpartner wollen das Angebot auf der Schiene ausbauen und in Bern für ihr Großprojekt werben.

Die Regio Basiliensis, die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz und der Verein Pro Herzstück fordern, dass die nächsten Ausbauschritte für den Bahnknoten Basel ohne weitere Verzögerung in Angriff genommen werden.

Das Herzstück Basel, also die unterirdische Durchmesserlinie zwischen Basel SBB und dem Badischen Bahnhof, sei dabei das zentrale und zukunftsweisende Infrastrukturprojekt für die Dreiländerregion, erklärten die Akteure anlässlich einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend, die eine wesentliche Botschaft hatte: Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit der Bundesrat in Bern beim nächsten Ausbauschritt der Eisenbahninfrastruktur im Jahr 2026 das Großprojekt finanziell berücksichtigt.

Intensive Lobbyarbeit

Hierzu ist eine intensive Lobbyarbeit vonnöten, wie im Rahmen der Gesprächsrunde deutlich wurde. Ziel ist es, mit dem Herzstück das Angebot im ÖPNV massiv auszubauen und der prognostizierten Verkehrszunahme Rechnung zu tragen, wie Esther Keller, Vorsteherin des Basler Bau- und Verkehrsdepartements, darlegte.

Ihr Appell: „Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen, damit diese nicht im Verkehr ersticken.“ Klar sei, dass die Bahnhöfe jetzt schon an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und dringender Handlungsbedarf bestehe. Das absehbare Wachstum erfordere Investitionen in die Bahninfrastruktur.

Wichtig für die Wirtschaft

In der Runde herrschte Einigkeit: Der Wirtschaftsstandort brauche eine funktionierende S-Bahn, sagte Sebastian Deininger, Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt bei der Handelskammer beider Basel. Zwar sei Basel per Schiene jetzt schon gut erreichbar, trotzdem komme man nicht um eine Alternative herum, warb er für eine ambitionierte Planung mit dem Herzstück und einem Tiefbahnhof Basel SBB. Dass die deutschen Partner auch einen Tiefbahnhof beim Badischen Bahnhof bevorzugen, ergänzte Thomas Staffelbach, SBB-Gesamtkoordinator für Basel. Eigentlich sei man mit dem Vorhaben, das ÖPNV-Angebot auszubauen, in Verzug, monierte Kaiseraugsts Gemeindepräsidentin Françoise Moser angesichts überfüllter Bahnsteige und verstopfter Straßen. Sie mahnte an, Trassen im Fricktal unterirdisch zu verlegen und in der Bevölkerung für Verständnis für das nicht unumstrittene Großprojekt zu werben.

Zahlreiche Vorteile

Florian Schreier, Geschäftsführer VCS beider Basel, brachte neben Vorteilen für die Wirtschaft und Bevölkerung einen weiteren Aspekt ins Spiel: Für ihn stelle die S-Bahn mit dem Herzstück eine große Chance dar, mehr Kapazitäten auf der Schiene zu schaffen und die Verlagerung vom Auto auf die Bahn voranzutreiben.

Kritik am EAP-Anschluss

Derweil erteilte er dem geplanten Bahnanschluss des EuroAirports eine deutliche Absage: Das würde nur zu steigenden Passagierzahlen und mehr CO2-Ausstoß führen, was mit den Klimaschutzzielen nicht vereinbar sei. Diese Ansicht fand keine Unterstützer. Kein Anschluss würde weniger Bahnkunden bedeuten, erwiderte Patrick Leypoldt, Geschäftsführer von Agglo Basel, der vehement auf die Umsetzung des auf neun Milliarden Franken geschätzten Projekts pocht. Der Ausbau sei die einzige Möglichkeit eine trinationale S-Bahn zu bekommen. „Das Herzstück ist dabei Mittel zum Zweck.“

Bund würde Kosten tragen

Die neun Millionen Franken für den Ausbau des Basler S-Bahn-Netzes würde der Bund übernehmen, sagte Keller auf Nachfrage. Allerdings befindet sich Basel im Wettstreit mit anderen Schweizer Regionen, die ebenfalls mit ihren Projekten im nächsten Ausbauschritt berücksichtigt werden wollen. So liebäugelt die Stadt Luzern ebenfalls mit einem Tiefbahnhof.

Damit die Basler Botschaft in Bern ankommt, müssten nicht nur strategische Partnerschaften geschlossen werden und die Region als Einheit zusammenstehen. Laut Staffelbach sollte das Konzept als Geschichte erzählt werden mit einem ausgebauten Bahnknoten samt Herzstück als Zielbild. Bis dahin will man etappenweise vorgehen. Den richtigen Weg habe man bereits eingeschlagen, verwies er auf bereits laufende Baumaßnahmen wie in Liestal und den Vierspur-Ausbau im Laufental.

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