Basel Wenn Berührungen unangenehm sind

Adrian Steineck
(Symbolfoto) Foto: Archiv

Kinderschutzbericht: Sexuelle Gewalt gegen Kinder nimmt in Basel weiter zu.

Basel - Alle Hände voll zu tun haben die Mitarbeiter des Fachbereichs „Kinder und Jugendliche“ der Opferhilfe beider Basel (OBB). Vor allem die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche bleibt weiter ein Problem: Die Zahl der angezeigten Fälle nimmt seit dem Jahr 2012 stetig zu.

Das geht aus dem aktuellen Kinderschutzbericht hervor, den das Basler Erziehungsdepartement alle zwei Jahre erstellt und in den die Statistik der Opferhilfe beider Basel einfließt. Die von den Basler Kantonen finanzierte Beratungsstelle kümmert sich um die Opfer von Straftaten, darunter Sexualdelikte. Ihre Klienten werden ihr von Polizei und Fachleuten zugewiesen.

Die Fallzahlen des Jahres 2017 stellen einen Höchststand dar in den vergangenen sieben Jahren. Hat die Opferhilfe im Jahr 2012 noch 113 Fälle von sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche registriert, waren es im Jahr 2017 bereits 175 Fälle. Dabei handelt es sich lediglich um die Fälle, die im Stadtkanton Basel auch zur Anzeige gelangen – die Dunkelziffer dürfte höher sein.

Zurückhaltung bei der Analyse der Zahlen

Bei der OBB ist man mit der Suche nach Gründen äußerst zurückhaltend, wie sich auf Anfrage unserer Zeitung zeigt. Auf die Frage, ob es tatsächlich mehr Fälle des sexuellen Übergriffs auf Kinder und Jugendliche gibt oder ob diese im Zuge der MeToo-Debatte lediglich vermehrt zur Anzeige gelangen, teilt Brigitte Greuter, Geschäftsführerin der OBB, knapp mit: „Das können wir nicht beurteilen.“

Wie dem Jugendschutzbericht zu entnehmen ist, geht die sexuelle Gewalt gegen Kinder nahezu ausschließlich vom engen Umfeld aus. So seien die Täter praktisch immer in der Familie und im Bekanntenkreis zu finden: 95 Prozent der minderjährigen Opfer kennen ihren Peiniger.

Einen weiteren Anstieg der Fallzahlen stellt die Opferhilfe auch bei der sexuellen Gewalt von Kindern gegen Kinder fest, ohne detaillierte Zahlen zu veröffentlichen. Auch dies will man auf Nachfrage nicht deuten.

In den kommenden Jahren dürften die Fallzahlen weiter steigen. So gilt seit diesem Jahr eine Meldepflicht beim Verdacht auf Kindsmisshandlung. Dann müssen Kita-Mitarbeiter oder Trainer in Vereinen sich an die Behörden wenden, wenn sie Anlass haben, einen Missbrauch zu vermuten.

Kinder sollen deutlich nein sagen können

Günter Koenemund, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle des Landkreises Lörrach, hat die Erfahrung gemacht, dass durch die Berichterstattung über Missbrauchsfälle die Menschen für dieses Thema sensibilisiert werden und dann eher bereit sind, solche Vorfälle anzuzeigen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Von der Kripo Lörrach war gestern auf Anfrage unserer Zeitung niemand erreichbar.

Kinder darin zu bestärken, deutlich nein zu sagen und Grenzen zu setzen, das ist das Ziel des Präventionsparcours „Mein Körper gehört mir“, der für alle Drittklässler in Basel Pflicht ist. Er baut auf sieben Grundsätzen auf, welche den Kindern vermittelt werden. Diese reichen von „Mein Körper gehört mir“ bis hin zu „Ich bin nicht schuld“.

Weitere Informationen: Wer unsicher ist, ob sein Kind Gewalt erlebt hat oder wer selbst Opfer von Gewalt wurde, findet unter anderem bei der Psychologischen Beratungsstelle Lörrach, Tel. 07621 / 410 53 53, Beratung. Näheres gibt es im Internet, unter anderem unter www.//frauenberatung-loerrach.de/beratung/fuer-maedchen/ und www.kinderschutz.ch.

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