^ Basel: Wenn die Existenz gefährdet ist - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel Wenn die Existenz gefährdet ist

Toni Kostic
Diskutierten über die Energieversorgung der Schweiz (v.l.): Nicoletta Cimmino, Murat Aydemir, Conrad Ammann, Patrick Hofstetter, Claus Schmidt und Monika Rühl. Foto: Toni Kostic

Diskussionsrunde: Drohende Strom- und Gasmangellage treibt Wirtschaft um

Weil auch die Schweiz einen Teil ihres Energiebedarfs importiert, droht ihr im Winter eine Mangellage. Die achte Basler Energiedebatte versammelte Experten, die über die Versorgungssicherheit diskutierten und Lösungen erörterten.

Von Toni Kostic

Basel. Einer Umfrage der Handelskammer beider Basel zufolge sei der Anstieg der Strompreise für 20 bis 23 Prozent der befragten Unternehmen entweder geschäftsschädigend oder sogar existenzgefährdend, gab ihr Direktor Martin Dätwyler zu Beginn der achten Basler Energiedebatte bekannt. Die Veranstaltung, die jüngst stattfand, warf die zentrale Frage auf: „Wie sicher ist unsere Energieversorgung?“ Gleichzeitig sollte sie dazu anstoßen, darüber nachzudenken, wie künftig eine sichere, verlässliche Versorgung zu gewährleisten ist.

„Es gibt kein Schweizer Übertragungsnetz“, stellte Philipp Isler, Verantwortlicher für die Sicherheit des Netzbetreibers Swissgrid, klar, „das Stromnetz ist europäisch“.

Schweiz muss bis zu 40 Prozent importieren

Zu bedenken gab er außerdem, dass die Schweiz im Winter bis zu 40 Prozent ihres Strombedarfs importieren müsse, und zwar aus dem angrenzenden europäischen Umland. Deshalb sei geplant im bevorstehenden Winter, sollte es zur Knappheit kommen, unter anderem auf eine Wasserkraftreserve zurückzugreifen. Der Ansicht Islers nach bestünden „Unsicherheiten“ in der Versorgung.

Man habe es über Jahrzehnte verpasst, Möglichkeiten für die Energiegewinnung zu schaffen. „Daran sind wir selbst schuld“, bekannte die Direktorin des Wirtschaftsverbands economiesuisse, Monika Rühl. Aufgrund der drohenden Mangellage könne es ihr zufolge zu 100 Milliarden Franken an potenziellen Schäden für die Eidgenossenschaft kommen. Sie forderte, Energie heute zu sparen, um einen Mangel im Winter zu verhindern.

Langfristig sei die Situation „beunruhigend“ und dazu komme die von der Schweiz anvisierte Dekarbonisierung der Energieerzeugung, der Verzicht auf fossile Energieträger. Im Zuge dessen sieht sie den Stromkonsum um 50 Prozent weiter ansteigen. Das ist die Leistung, die erzeugt werden würde, rüste man die gesamte Dachfläche der Schweiz drei Mal mit Photovoltaikanlagen aus, errechnete die Ökonomin. Insgesamt sei die Schweiz aber gut aufgestellt. „Die Risiken, dass die Schweizer Volkswirtschaft in eine Rezession rutschen wird, sind gering“, sagte Rühl.

An der Podiumsdiskussion der Veranstaltung beteiligte sich Conrad Amman, Geschäftsführer des Energieanbieters Primeo Energie. Seiner Meinung nach habe man sich an den Luxus günstiger Energie gewöhnt.

Zukünftig auf andere Preise einstellen

Zukünftig werde man sich aber auf ganz andere Preise einstellen müssen. Murat Aydemir, Berater für Energielösungen der GETEC Switzerland, setzt vor allem auf „grüne Moleküle“ – CO 2-arme oder -freie Energieträger wie Wasserstoff oder Ammoniak –, darüber hinaus auf effiziente Energiearchitekturen, etwa die Nutzung von Industrieabwärme in Haushalten oder den Photovoltaikausbau. Zur Frage, ob die Kernkraft als eine Möglichkeit anzusehen ist, eine stabile Stromgewinnung sicherzustellen, bilanzierte Patrick Hofstetter, Klima- und Energieexperte des WWF, die zurückliegende politische Diskussion dieser Technik. Unterm Strich ist es laut Hofstetter richtig, dass man zum Entschluss gekommen ist, man wolle sie nicht mehr.

Durch den Abend hinweg war der Tenor zu vernehmen, die Schweiz müsse „offenbleiben“, wie Martin Dätwyler abschließend ausführte. Offen für den Ausbau erneuerbarer Energien und offen gegenüber Innovationen, die der Schweiz ermöglichen, ihren Strombedarf zu decken. Die Energieversorgung sei schließlich ein umfassendes, vielschichtiges Thema, das immer wieder diskutiert werden müsse, erklärte Dätwyler.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading