Basel Wenn die Touristen fernbleiben

Michael Werndorff
Die pandemische Lage spitzt sich zu, viele Hotels und Gastrobetriebe in Basel verzeichnen Stornierungen. Foto: Juri Weiss

Pandemie: Deutschland erklärt Schweiz zum Hochrisikogebiet / Kaum Gesprächsthema in Basel-Stadt

Die Corona-Pandemie trifft den Städtetourismus besonders hart. Die Basler Hotels haben alleine im Corona-Jahr 2020 einen Rückgang der Übernachtungen um 61,7 Prozent verzeichnet. Nachdem Deutschland die Alpenrepublik zum Hochrisikogebiet erklärt hat, reagiert die Tourismusbranche betroffen.

Von Michael Werndorff

Basel. Dass Deutschland die Schweiz wegen hoher Corona-Infektionszahlen zum Hochrisikogebiet erklärt hat, wird von HotellerieSuisse als verheerend bewertet. In Basel-Stadt ist die Stimmung kaum besser: „Deutschland ist für Basel der wichtigste Auslandsmarkt. Wenn die Reisebeschränkungen für Deutsche verschärft werden, etwa durch Quarantänebestimmungen, dann ist das auch für den Tourismus in Basel schädlich“, meint Christoph Bosshardt, stellvertretender Direktor von Basel Tourismus.

Lage hat sich verschlechtert

Generell habe sich die Lage durch die steigenden Fallzahlen und die neue Virusvariante innerhalb kurzer Zeit wieder verschlechtert. „Unsere Betriebe mussten und müssen täglich viele Stornierungen entgegennehmen.“ Das bestätigt auch Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt: „Die Stimmung ist völlig gekippt, und das im Dezember, dem sonst stärksten Monat.“ Zuvor sei man noch optimistisch gewesen, berichtet Ebneter von vollen Büchern und einem für viele Betriebe überraschend guten Sommergeschäft. „Fast alle großen Anlässe wurden aber dann in kürzester Zeit abgesagt.“

Sorge bereite Basel Tourismus weniger die Pandemie, denn trotz hoher Fallzahlen seien die Krankenhäuser in Basel nicht überlastet und die Schutzkonzepte funktionierten gut. „Wir machen uns eher Sorgen darüber, dass wir wieder in eine Situation mit Schließungen und Reiseverboten geraten könnten, nachdem sich die Situation im letzten halben Jahr wieder verbessert hatte“, verdeutlicht der stellvertretende Direktor im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Branche habe sich nämlich ein wenig aufrappeln können: Aber man sei noch weit vom Niveau vor der Pandemie entfernt. Im Vergleich mit 2019 verzeichnete Basel Tourismus von Januar bis Oktober einen Rückgang der Übernachtungen von 47 Prozent. 2020 waren es noch mehr als 60 Prozent gewesen. Dass der inländische Tourismus in der Pandemie an Bedeutung gewonnen hat, steht laut Bosshardt außer Frage: „Wir stellen fest, dass Basel vermehrt von Schweizern besucht wurde. So gab es beispielsweise in den Monaten August bis Oktober noch nie so viele Übernachtungen von Schweizer Gästen in Basel wie in diesem Jahr. Dies stimmt uns zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft mit den inländischen Gästen rechnen können.“ Kompensieren könnten sie jedoch den Ausfall der internationalen Geschäftstouristen bei Weitem nicht.

Geschäftstourismus spielt große Rolle

Und wie wichtig diese für Basel seien, betont auch Ebneter aus Sicht der Wirte. Messen, Kongresse und der Geschäftstourismus spielten für den Stadtkanton eine wesentliche Rolle, hier habe bis auf die Art Basel im September aber wenig stattgefunden. Zurückblickend seien die Basler Betriebe gut über das Jahr gekommen, erinnert er an Instrumente wie Kurzarbeit und Härtefallhilfen. „Die staatlichen Leistungen haben uns enorm geholfen.“ Wer aber von Großveranstaltungen und vom internationalen Reiseverkehr abhängig ist, hatte auch im Sommer schlechte Karten; derweil kamen die einheimischen Gäste zurück und gaben zudem mehr Geld aus als vor der Pandemie.

Mit der Einführung der Zertifikatspflicht kam allerdings ein Einschnitt, der insbesondere die Betriebe auf dem Land aufgrund der geringeren Impfquote hart getroffen habe, so der Präsident im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass die Schweiz zum Hochrisikogebiet erklärt wurde, treffe jetzt vor allem die Wintersportregionen. Die deutschen Urlauber seien dort sehr wichtig, weshalb die neue Einstufung große Folgen haben werde. „In Basel-Stadt ist es kaum Gesprächsthema.“

Im letzten Winter seien die Hotels auch für Freizeittouristen geöffnet gewesen, vergleicht er die unterschiedlichen Coronamaßnahmen in Deutschland und der Schweiz. Mit der gebotenen Vorsicht sei die Schweiz bislang gut durch die Pandemie gekommen. „Wir können nur hoffen, dass uns 2G oder sogar 2G Plus erspart bleiben.“ Denn dies komme für die meisten Betriebe einem Lockdown gleich.

Und welche Forderungen stellt Bosshardt an die Politik? „Diese hat die Tourismusbranche mit einem Maßnahmenbündel wirkungsvoll unterstützt, sodass die Mehrheit der Betriebe überleben konnte. Sollte sich die Lage nun wieder verschlechtern, werden diese Maßnahmen wohl wieder aktiviert oder verlängert werden müssen.“

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