^ Basel: Wenn Figuren zum Leben erwachen - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel Wenn Figuren zum Leben erwachen

Die Oberbadische
Imposanter Festivaleinstieg: der Auftritt der der Gruppe l’homme debout mit ihrer Riesenpuppe Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Große und kleine Figuren bezaubern: Noch bis Sonntag läuft das achte Basler Figurentheaterfestival

Von Beatrice Ehrlich

Basel. Vier Tage lang steht der Basler Münsterhügel wieder im Zeichen internationaler Theaterkunst. Mit einem kleinen Festakt und ersten Einblicken ins Programm wurde am Mittwochabend die achte Ausgabe des Figurentheaterfestivals eröffnet. Als spektakulärer Höhepunkt des ersten Abends hatte die acht Meter hohe, bewegliche Puppe „Vénus“ der französischen Compagnie L’homme debout ihren Auftritt.

Aus dem Kuppelzelt am Münsterplatz, hell erleuchtet in der Abenddämmerung, dringen mikrofonverstärkte Stimmen, zwischen den Kastanien ist ein hölzernes Podest aufgebaut, und ein handbeschriebener Wegweiser verweist auf die verschiedenen Veranstaltungsorte rund um den Platz: die Allgemeine Lesegesellschaft, das Keller Theater im Restaurant „Zum Isaak“, das Basler Marionettentheater, das Museum der Kulturen Basel, die Scala und das Vorstadttheater Basel.

Schon bei der Begrüßung kommen die ersten Figuren ins Spiel. Den Anfang macht das außergewöhnliche Paar Kim und Jeff, mit einer Doppelmaske – vorn Frau, oben Mann – gespielt von der Schweizerin Mirjam Ellenbroek. Mit Maske, einem aufgestellten Biertisch als Requisit und verschiedenen Instrumenten, entwickelt sich das Auf und Ab einer Liebesgeschichte zwischen einem ungleichen Paar: der schönen jungen Sängerin Kim und dem lallenden Trunkenbold Jeff, nochmals zu sehen am Freitag, 18. September, im Rahmen eines Parcours mit fünf Kurzstücken (siehe kleines Foto).

Es ist schon eine Tradition, die hier ihre Fortsetzung findet. Die Begeisterung des Festival-Gründers Christian Schuppli hat in dem aktuellen Leitungspaar Kathrin Doppler und Marius Kob ihre kongeniale Fortsetzung gefunden.

Boris Brüderlin aus der Abteilung Kultur des Präsidialdepartements Basel-Stadt, lobt in seinem Redebeitrag den aus Halle stammenden Figurenspieler Kob, Jahrgang 1982, als einen der „emsigsten Kulturschaffenden dieser Stadt“. Mit seiner begehbaren Installation „Ghost City“ habe er neue Horizonte eröffnet.

Kob und Doppler stehen für experimentelles Figurentheater, aus der traditionellen Guckkastenbühne geht es bei ihnen hinaus in die verschiedensten Formen der Wahrnehmung.

Ein Blick ins Programm beweist den sachkundigen Blick über die Schweizer Grenzen hinaus, mit denen sich Kob und Doppler schon jetzt einen Namen gemacht haben. Die Figuren können klein und unscheinbar sein wie bei Facundo Moreno und Rugiada Grignani mit ihrer „Historieta de un abrazo“, gezeichnet und fotografiert wie in Judith Nabs Kinderstück „Die große Reise“, das in einem Bus aufgeführt wird oder eben groß wie ein Riese.

Plötzlich ganz klein, drängen sich am Mittwochabend die Besucher um die riesige und hell erleuchtete Gliederpuppe „Vénus“, als diese mit dem Eintreten der Dunkelheit von der Rheinterrasse aus in großen Schritten an den Häuserfassaden am Münsterplatz entlangschreitet. Sieben Personen steuern mit vollem Körpereinsatz die Puppe von einem ausgeklügelten Gefährt aus, weitere Mitglieder der Gruppe L’homme debout sind über den Platz verteilt, entzünden Feuerwerkskörper und vertreiben die Abendstille mit dröhnenden Bässen. Ein imposanter Auftritt, der die vielen Zuschauer staunen lässt, der aber auch – vor allem mit Abstand betrachtet – einem als eine Art lebendig gewordene Frankenstein-Puppe Schauer über den Rücken laufen lässt.

u  Das komplette Programm ist einsehbar unter: www.figurentheaterfestival.ch

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading