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Basel Wenn jede Sekunde zählt

Die Oberbadische

Reportage: Mit der Basler Rheinpolizei auf Streife

„Heck ist frei, Leinen los!“ Mark Farronato, Wachtmeister 1 von der Polizeiwache Kannenfeld, legt den Rückwärtsgang ein und bugsiert das Polizeiboot behutsam aus seinem überdachten Liegeplatz am Drei-König-Weglein auf Großbasler Seite. Mit seinen Kollegen geht es an diesem Sommertag auf Rheinpatrouille zwischen Dreiländereck und Schwarzwaldbrücke.

Von Michael Werndorff

Basel. „Wir starten dann mal“, gibt Farronato per Funk an die Zentrale durch. Mit an Bord der „Basilea II“ sind zwei weitere Kollegen und Polizeikommissar Alexander Kling, stellvertretender Dienstleiter der Sicherheitspolizei im Bezirk Großbasel. Farronato steuert das Boot rheinaufwärts in Richtung Birsfelden. „Bergfahrt heißt das im Fachjargon“, erklärt der Polizist. Sachte drückt er die Gashebel nach vorne, bis das 600 PS starke Boot an Fahrt aufnimmt. „Das Schiff muss ausreichend motorisiert sein, um im Ernstfall schnell genug am Einsatzort zu sein“, weiß Kling.

Nicht nur auf den Straßen Basels ist die Polizei unterwegs, Präsenz zeigt sie auch auf dem Rhein, wo sich Schwimmer und Schiffsverkehr bisweilen ins Gehege kommen und die Gefahren des Flusses unterschätzt werden.

Schiffe müssen den Steuerkurs exakt einhalten

„Derzeit sieht alles ruhig und unverdächtig aus“, meint Kling und lässt seinen Blick über Fluss und Ufer schweifen. Noch sind an diesem Vormittag keine Schwimmer im Rhein, indes bahnt sich ein deutsches Tankschiff seinen Weg talwärts, das Farronato auf der Steuerbordseite passieren lässt. „Ab der Wettsteinbrücke muss der Kurs exakt stimmen, dafür sorgt der Lotse, sollte dem Kapitän das für die Durchfahrt nötige Patent fehlen“, berichtet der Beamte von der Herausforderung, das mittlere Joch der Mittleren Brücke genau anzusteuern. „Manchmal haben die Großschiffe nicht mehr als 20 Zentimeter Spielraum.“ Das sei sehr knapp und bisweilen heikel, weiß der Polizist, der auch privat gerne auf dem Wasser unterwegs ist – entweder im Hausboot oder am Steuer eines Basler Rhytaxis. Erschwerend komme der tote Winkel hinzu. Der Kapitän eines Frachtschiffes sieht nicht, was vor dem Schiff alles passiert. „Deshalb steht jemand am Bug des Schiffes, der Informationen in die Kabine hochfunkt“, erklärt Farronato, während unser Boot von den Wellen des Frachters kräftig durchgeschüttelt wird.

Im Ernstfall nützt aber alles Funken nichts: Der jüngste Unfall ereignete sich am 18. Juli vergangenen Jahres, als die Ruderanlage des Containerschiffs „Camaro VI“ ausfiel, es die Mittlere Brücke streifte und dann gegen einen Pfeiler der Johanniterbrücke prallte. Trotz der vielen Rheinschwimmer soll es damals keine Verletzten gegeben haben.

Für Schwimmer kann es gefährlich werden

Rheinschwimmer leben jedenfalls gefährlich, sollten sie den mit Bojen abgesteckten Bereich verlassen und in die Fahrrinne geraten. „Das passiert manchmal, und wir machen die Schwimmer auch darauf aufmerksam“, wie Kling im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Lebensbedrohlich könne es an Brückenpfeilern werden, deutet der Polizeikommissar auf die unruhige Wasseroberfläche. „Wer in diesen Strudel gerät, kann nach unten gezogen werden. Dann die Nerven zu behalten und versuchen, aus der Gefahrenzone wegzutauchen, gelingt nicht jedem.“

Daher sollten sich Schwimmer auch nicht oberhalb der Schwarzwaldbrücke in den Rhein begeben und schon gar nicht erst versuchen, vom Birsköpfli zum anderen Ufer zu schwimmen. Riskant sei es auch, sich an einer Boje festzuhalten, an der sich der Wickelfisch verheddern kann. „Wir haben einen Schwimmer in letzter Sekunde retten können. Der hatte Glück im Unglück“, erinnert sich Farronato.

Rheinpolizei hat breites Aufgabenspektrum

Sollte es zu einem Schwimmunfall oder einer Vermisstenmeldung kommen, sind die Beamten darauf angewiesen, dass der Notruf gewählt wird, macht Toprak Yerguz, Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements Basel Stadt, deutlich. Zuletzt war das am 20. August der Fall, als Polizei, Eidgenössische Zollverwaltung und Berufsfeuerwehr alarmiert worden waren und zur gemeinsamen Wasserrettung ausrückten. Damals waren Meldungen eingegangen, wonach ein Mann von der Wettsteinbrücke gesprungen und nicht mehr gesehen worden sei. Die Suche wurde nach rund einer Stunde ergebnislos beendet.

Die Beamten haben laut Kling ein breit gefächertes Aufgabenspektrum: Neben dem Ermahnen von Schwimmern, Rettungs- sowie Suchaktionen, dem Auffischen von Treibgut und losgerissenen Booten ist die Rheinpolizei gemeinsam mit anderen Blaulichtorganisationen auch bei Großanlässen im Einsatz und sorgt für Sicherheit auf und am Wasser. „Und nicht zuletzt kontrollieren wir Freizeitkapitäne“, erläutert Kling, der spontan eine Rettungsübung anordnet.

Im hohen Bogen fliegt ein Rettungsring über Bord, der einen verunglückten Schwimmer darstellen soll. Langsam wendet Farronato die Basilea II, während ein Beamter den im Rhein treibenden Rettungsring nicht aus den Augen lässt und dem Steuermann mit einer Armbewegung die Richtung weist. „Noch zwei Meter, ein Meter, Stopp!“ Über die Bugklappe zieht der Polizist den Rettungsring aus dem Rhein – „Mann an Bord!“.

Jetzt heißt es zurück zum Ausgangspunkt vor dem Hotel Les Trois Rois, und das in rasanter Fahrt. „Hinsetzen und festhalten, das fühlt sich gleich an wie ein Flugzeugstart“, mein Farronato und schmunzelt. Mit rund 70 km/h schießt das Boot flussabwärts, wo gleich die zweite Rheinstreife startet, diesmal mit Kommissar Kling am Steuer. Schließlich will die Basler Polizei so oft wie möglich auf dem Fluss präsent sein.

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