Basel Wenn Kälte glücklich macht

Michael Werndorff
 Foto: Michael Werndorff

Schwimm-Spektakel: Basler Dreikönigschwimmen soll Tradition werden

Basel - Strahlender Sonnenschein, kein einziges Wölkchen am Himmel: Einem erfrischenden Badevergnügen im Rhein steht an Dreikönig nichts entgegen. Rund 20 hartgesottene Winterschwimmer bereiten sich auf das kühle Nass vor, während sich Schaulustige am Kleinbasler Rheinufer sammeln.

Raus aus den warmen Wintersachen, rein in das sieben Grad kalte Wasser. Das kostet im ersten Moment viel Überwindung, weiß Organisatorin Dora Moser, die sich mit ihren Mitstreitern am Steg der St. Alban-Fähre trifft. Dort herrscht Feierlaune, während sich die Teilnehmer, überwiegend passionierte Rheinschwimmer, vorbereiten. Einige haben Mützen auf oder Neoprenschuhe an, gemeinsam haben sie eine gewisse Abhärtung. „Und die braucht es auch“, erklärt Moser. Sie hat vor drei Jahren das „Dreikönig-schwimmen“ ins Leben gerufen, das sich etablieren und in der Stadt am Rheinknie zu einer Tradition werden soll.

Rhein ist eine wichtige Lebensader

Auf die Idee kamen sie und ihr Partner Torio Bauer, als sie damals einen Bade-Film gedreht haben, um Freunden und Bekannten ein frohes neues Jahr zu wünschen. Die Reaktionen der Schaulustigen sei damals schon durchweg positiv gewesen. Da lag der Gedanke, eine gemeinsame Schwimmveranstaltung zu organisieren, auf der Hand. „Der Rhein ist eine wichtige Lebensader, das Schwimmen im Fluss gehört dazu. Warum also nicht auch im Winter“, meint Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Außerdem sei die Idee des Winterschwimmens in der Schweiz nichts Neues. „Kurzum: Wir fügen Sommer- und Winterschwimmen zusammen. Das nennen wir dann die Krönung“, sagt Bauer schmunzelnd und setzt sich eine aufblasbare Krone auf den Kopf.

Unter 15 oder zehn Grad sei das Schwimmen im Rhein stets eine Überwindung, gar eine Extremsituation, meint Bauer. „Wenn man es falsch macht, dann kann es sogar tödlich enden.“ Keinesfalls dürfe man wagemutig in den kalten Rhein springen. „Wir gleiten langsam ins Wasser, jeder schaut dabei, dass das Atmen ganz normal weitergeht.“ Wichtig dabei: „Lächeln nicht vergessen, das hilft ungemein.“

Die Strecke könne und sollte auch nach eigenem Empfinden verkürzt werden, wenn es Schwimmer nicht mehr aushalten. Anders als im Sommer ist nicht erst bei der Dreirosenbrücke wieder Landgang. Im Winter endet das Badevergnügen bereits nach 100 Metern, denn: Bei solchen Temperaturen beginnt die Haut schon nach wenigen Sekunden zu schmerzen. Damit nichts passiert, ist ein offizieller Rettungsschwimmer mit von der Partie. Sollten sich nächstes Jahr mehr Schwimmer anmelden, würden laut Bauer Rettungsschwimmer auf Longboards und in Booten im Einsatz sein, auch soll ein Zelt aufgebaut werden, in dem es heißen Tee geben wird.

Ein Kick an Glücksgefühlen

Und was ist am Winterschwimmen so reizvoll? „Es gibt einen Kick an Glücksgefühlen“, sagt Moser strahlend. „Ich nenne es: Zellen in Extase“, verweist sie auf den großen Adrenalinschub. Zunächst spüre man den Körper wegen der Kälte nicht mehr, dann fühle man aber das Leben zurückkehren, erklärt die ausgebildete Sozialarbeiterin, die in ihrem Beruf Menschen in Extremsituationen begleitet.

Diese hat auch Teilnehmer Anton Szöke in seinem Leben erfahren. Das tägliche Schwimmen in allen Jahreszeiten helfe ihm, Kraft zu sammeln, Herausforderungen zu überstehen, gesund zu bleiben und das Leben zu meistern. Das Baden im kalten Rhein sei ein Jungbrunnen, sagt Szöke und gibt Interessierten Tipps: Erst heiß duschen, dann kalt. Dazu brauche es Willenskraft, aber so könne man sich langsam an die tiefen Temperaturen gewöhnen und seinen Körper abhärten. Am Ende des nur wenige Minuten dauernden Schwimm-Spektakels jubeln nicht nur die Teilnehmer, Beifall gibt es auch von den vielen Schaulustigen. „Coole Sache!“, kommentiert eine Zuschauerin das Kältebad.

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