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Basel „Wir wissen genug, um zu handeln“

Denis Bozbag
Nationalrat der Sozialdemokratischen Partei (SP) Beat Jans, Wilfried Haeberli vom Geographischen Institut der Universität Zürich, Moderator Thomas Häusler von der Wissenschaftsredaktion des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF), die Medizin-Studentin und Vertreterin vom Aktionsbündnis „Climate Games Basel“ Zoë Roth sowie Geschäftsführer Kurt Lanz vom Verband der Schweizer Wirtschaft Economiesuisse diskutierten über die Schweizer Klimapolitik (von links). Foto: Denis Bozbag

Umwelt: Podiumsdiskussion beschäftigt sich mit Schweizer Klimapolitik.

Basel - Wie lässt sich das Pariser Klimaabkommen erfolgreich umsetzen? Welche Schritte müssen Politik und Wirtschaft einleiten, um die Umweltziele erreichen zu können? Diesen Fragen stellten sich bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche der Universität Basel vier geladene Gäste aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Über die aktuelle Lage der Schweizer Klimapolitik diskutierten am Donnerstagabend in der gut besuchten Aula des Kollegienhauses der Gletscherforscher Wilfried Haeberli vom Geographischen Institut der Universität Zürich, der Nationalrat der Sozialdemokratischen Partei (SP) Beat Jans, der Geschäftsführer Kurt Lanz vom Verband der Schweizer Wirtschaft Economiesuisse sowie die Medizin-Studentin und Vertreterin Zoë Roth vom Aktionsbündnis „Climate Games Basel“. Moderiert wurde die Runde von Thomas Häusler von der Wissenschaftsredaktion des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).

Die Schweiz ist in der Pflicht

Die Schweiz hat sich im Pariser Abkommen 2015 dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.

Gleich zu Beginn fragte Häusler den Wissenschaftler Haeberli, wie realistisch dieses Ziel sei und was dafür unternommen werden müsse. Dazu meinte er: „Wir müssen die CO2-Ausstöße bis 2050 auf null senken. Das Problem der Erderwärmung ist seit den 70er Jahren bekannt. Wir wissen genug, um zu handeln. Doch unsere Klimapolitik ist weit von dem Ziel entfernt.“

Dem stimmte Jans zu und kritisierte den Unwillen der bürgerlichen Parteien, die Klimakrise als solche anzuerkennen. „Leider fehlt diesen Parteien das Verständnis, den Klimawandel bekämpfen und nach Lösungen suchen zu müssen“, beklagte er. Er fordere eine Reduzierung der CO2-Ausstöße um 50 Prozent bis zum Jahr 2030.

Dieses Ziel lasse sich aber nur erreichen, wenn man gemeinsam an einem Strang ziehe, betonte der gelernte Landwirt. Ebenso sehe er den globalen Finanzplatz Schweiz in der Pflicht. „Die Banken sollen keine Kredite mehr für Investitionen vergeben, die den Abbau fossiler Brennstoffe fördern“, verlangte der SP-Politiker. Er könne sich sogar vorstellen, bestimmte Fahrzeuge ganz verbieten zu lassen. Lanz hielt als Verfechter einer liberalen Wirtschaftspolitik wenig von solchen Verboten. Er bevorzugte die Selbstverpflichtung von Unternehmen, die eigenen Treibhaus- und CO2-Emissionen im Gegenzug für geringere Umweltabgaben zu senken.

Gesellschaft muss sich solidarisch zeigen

Zudem könne ein technologischer Fortschritt hin zu erneuerbaren Energien nur in einem kapitalistischen System erreicht werden. „Durch Maßnahmen wie in der Planwirtschaft wird die Innovationskraft der Unternehmen geschmälert“, war sich Lanz sicher.

Die Umweltaktivistin Roth erweiterte die Diskussion um einen gesellschaftlichen Gesichtspunkt. Ihr sei vor allem die Solidarität mit den Menschen wichtig, die unter den Auswirkungen der Klimakrise zu leiden haben. Eine Minderheit an Unternehmen aus den Industrienationen seien für die Verschlechterung der Lebensbedingungen von Millionen Menschen verantwortlich. Die Gesellschaft müsse sich daher solidarisch zeigen und durch mehr Engagement, Politik und Wirtschaft zu effektiven Lösungen drängen, lautete ihre Meinung.

Eine Stimme aus dem Publikum vertrat die Ansicht, dass die Gesellschaft bald einen radikalen Gesinnungswandel vollziehen muss, und dass eine nachhaltige Klimapolitik nur durch Verzicht auf Profitstreben und Massenkonsum möglich sei.

Haeberli stellte dazu abschließend folgende These auf: „Eine gesellschaftliche Revolution im Ausmaß der industriellen läuft hauptsächlich über unsere aller Verhalten ab.“

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