Basel Wo einst Dominikanerinnen lebten

Adrian Steineck

Ausgrabung: Früheres Kloster Klingental birgt Geheimnisse / Es enthält wohl einen zweiten Totentanz

Marco Bernasconis Stimme klingt gespannt und zugleich erfreut. „Das ist ein weiteres Puzzleteil für den Kreuzgang des einstigen Klosters Klingental“, sagt der Leiter der Abteilung für Ausgrabungen bei der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt. Bei dem „Puzzleteil“ handelt es sich um einen noch intakten Plattenboden, der bei Ausgrabungen im Hof der Kleinbasler Kaserne entdeckt wurde und rund 700 Jahre alt sein dürfte.

Von Adrian Steineck

Basel. Die Bedeutung dieses Fundes sei nicht zu unterschätzen, sagt Bernasconi im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwar habe man den Grundriss des einstigen Klausurgebäudes, zu dem der jüngst gefundene Plattenboden gehört, aufgrund von alten Plänen schon gekannt. Allerdings sei bisher wenig bekannt gewesen über die Innenaufteilung des Klostergebäudes. „Wir haben gewusst, dass sich an dieser Stelle der Kreuzgang befunden hat, aber wir können durch den Fund jetzt auch die Innengliederung erfassen“, bringt es Bernasconi auf den Punkt.

Geschichte des Frauenklosters

Damit könnte auch die einstige Bedeutung des Klosters Klingental wieder bewusst gemacht werden. „Wir haben es hier mit dem vornehmen Frauenkloster von Basel zu tun“, erklärt der Archäologe. Dieses wurde im Jahr 1274 von zwölf Dominikanerinnen gegründet und ist nach seinem Gönner, dem Ritter und Minnesänger Walter von Klingen, benannt. Kleinbasel hatte sich zu jenem Zeitpunkt dank dem Bau der Basler Rheinbrücke im Jahr 1225 zu einem florierenden Stadtteil entwickelt, in dem sich viele Handwerker und Gewerbetreibende niederließen. Im Gründungsbau des Klosters ist heute das Museum Kleines Klingental untergebracht.

Gründungsbau ist heute Sitz eines Museums

Vom Kleinen Klingental aus leiteten und koordinierten die Nonnen den Bau des Großen Klingentals, das zum größten von zehn Basler Klöstern werden sollte. In den besten Zeiten lebten dort 52 Nonnen. Nach dem Umzug der Nonnen vom Kleinen ins Große Klingental ließen sich im Gründungsbau Laienbrüder nieder, die als Handwerker und Verwalter im Dienst des Klosters standen. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation aufgehoben, wie im Museum Kleines Klingental zu erfahren ist. Im Jahr 1860 mussten die Wohngebäude des Klosters dem Bau der Kaserne weichen. Übrig blieben die Kirche und das Kleine Klingental. Von 1937 bis 1939 wurde das Kleine Klingental umfassend restauriert und ist seither Sitz des Museums und der Basler Denkmalpflege.

Hinweise auf zweiten Basler Totentanz

Von Bedeutung ist der Kreuzgang des einstigen Klosters Klingental auch deswegen, weil er den zweiten Basler Totentanz enthalten hat. „Es gibt historische Abbildungen, auf denen das einwandfrei zu sehen ist“, sagt Bernasconi. Damit bildet er wohl eine Ergänzung zum Basler Totentanz, der auch als Tod von Basel bekannt ist und im Spätmittelalter, sprich im 15. Jahrhundert, auf die Innenseite der Friedhofsmauer bei der Predigerkirche gemalt wurde.

Aus welcher Zeit stammt der jetzt gefundene Plattenboden genau? „Aus der Zeit von Anfang des 14. Jahrhunderts bis Mitte des 15. Jahrhunderts“, umreißt der Abteilungsleiter Ausgrabung beim Kanton Basel-Stadt die fragliche Zeitspanne. Näheres werden dann die weiteren Untersuchungen ergeben.

Jetzt aber ruhen die Arbeiten im Hof der Kaserne fasnachtsbedingt erst einmal. Die „drey scheenschte Dääg“ vom 7. bis 9. März wirken sich auch auf den Ausgrabungsbetrieb aus. Bernasconi aber hofft darauf, dass es wie geplant am 14. März weitergeht: „Wir werden sicherlich noch einiges freilegen können, was uns Aufschluss über die Vergangenheit gibt.“ Denn das einstige Kloster Kleines Klingental birgt noch zahlreiche Geheimnisse, davon ist der Archäologe Bernasconi überzeugt.

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