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Basel Zeichen gegen Ausgrenzung

Adrian Steineck

Nationalsozialismus: Großräte setzen sich für Anne-Frank-Platz ein.

Basel - Das Mädchen Anne Frank, das zum Symbol der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten wurde, ist durch den Anne-Frank-Fonds mit Basel verbunden. Das soll nach dem Willen zahlreicher Basler Großräte jetzt mit der Benennung eines Platzes gewürdigt werden.

Gestellt hat den entsprechenden Antrag der Großrat Stephan Luethi-Brüderlin von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP). Er will damit auch ein klares Zeichen gegen Antisemitismus setzen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Zeichen würde Basel gut tun

Ein solches Zeichen würde der Stadt Basel mit ihrer humanistischen Tradition gut zu Gesicht stehen, ist der SP-Politiker überzeugt. „Für unsere Jugend wäre es wichtig, zu sehen, wie sich ein heranwachsender Mensch unter Druck und ständiger Lebensgefahr verhält“, sagt er. Luethi-Brüderlin hat bei der Basler Regierung angefragt, zu prüfen, ob Anne Frank als bekanntes Symbol für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im 20. Jahrhundert mit der Benennung einer Straße oder eines Platzes ausgezeichnet werden solle. Unterstützt wird Luethi-Brüderlin dabei von insgesamt 32 Großratsmitgliedern quer durch sämtliche Parteien.

Auch in Basel sieht der Kommunalpolitiker Anzeichen dafür, dass die Judenfeindlichkeit wieder salonfähig wurde. „Wir hatten kürzlich innerhalb weniger Wochen zwei Anschläge auf die einzige jüdische Metzgerei in Basel, bei denen unter anderem die Scheiben eingeschlagen wurden“, legt er dar.

Er wolle diese Ereignisse nicht dramatisieren, aber das gerade angesichts des gestrigen 80. Jahrestages der Reichspogromnacht wieder Scheiben klirrten, könne durchaus als Fanal verstanden werden. Während der sogenannten Reichspogrome war es im Jahr 1938 zu Ausschreitungen und Gewaltmaßnahmen gegen jüdische Einrichtungen im gesamten deutschen Reich gekommen, die vom NS-Regime gesteuert worden waren.

Das Thema Anne Frank beschäftigt den Kommunalpolitiker bereits seit mehreren Jahrzehnten. „Meine Töchter, die heute in ihren Dreißigern sind, haben im Schulunterricht das Tagebuch der Anne Frank gelesen und gemeinsam mit ihrem Lehrer auch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besucht“, erinnert sich der SP-Großrat.

Erster Antrag vor neun Jahren ohne Erfolg

Das einstige Versteck der Familie Frank ist heute ein Museum. Anne Franks Vater wiederum hat in Basel den Anne-Frank-Fonds gegründet und lange Jahre in Birsfelden gelebt, wo eine Straße nach ihm benannt ist. Auch der im Jahr 2015 verstorbenen Cousin Anne Franks, den Schauspieler Bernhard „Buddy“ Elias, den Luethi-Brüderlin noch kennengelernt hat, setzte sich von Basel aus für das Andenken an seine Cousine ein.

Bereits im Jahr 2009 hatte Luethi-Brüderlin eine schriftliche Anfrage – „das einfachste parlamentarische Mittel, das wir in der Schweiz haben“, sagt er – gestellt. Schon damals ging es darum, ob Basel Anne Frank in Form einer Straßenbenennung würdigen könnte – ohne Erfolg. Die zuständige Nomenklatur- oder Benennungskommission hatte den Namen zwar als grundsätzlich geeignet bezeichnet, aber geantwortet, dass es nicht immer möglich sei, Benennungsvorschläge sofort und in der vorgeschlagenen Form umzusetzen.

Der von 33 Großräten unterzeichnete Vorschlag wird nun in einer ordentlichen Sitzung des Großen Rates behandelt, wie Luethi-Brüderlin das weitere Vorgehen beschreibt. Anfang kommenden Jahres wird der Vorschlag auf die Themenliste für die Regierung gesetzt, die dann zwei Jahre Zeit hat, über den Vorschlag zu befinden. „Aber ich hoffe, das wird schneller gehen“, sagt der Politiker, der sich über die rege Unterstützung freut.

Kleinbasler Rheinterrasse wird vorgeschlagen

Die Parlamentarier wissen auch schon, welcher Ort in Basel infrage käme: die Kleinbasler Rheinterrasse mit der sitzenden Helvetia-Figur. Denn es sei der Rhein, der Basel, Birsfelden und Amsterdam, also die Lebensmittelpunkte von Buddy Elias, Otto Frank und Anne Frank verbinde, heißt es im Antrag von Luethi-Brüderlin.

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