Basel Zweite Anlage ist einen Schritt weiter

Michael Werndorff
Die Riehener Geothermieanlage stößt an ihre Grenzen und soll erweitert werden. Foto: zVg/IWB

In Riehen hat die Suche nach einem Standort für eine zweite Geothermie-Anlage ein Ende. Der Wärmeverbund Riehen nennt einen möglichen zweiten Geothermie-Standort.

Der Wärmeverbund Riehen hat am Donnerstag einen möglichen Standort für eine zweite Geothermieanlage in der Gemeinde bekannt gegeben. Abklärungen haben ergeben, dass sich dafür eine Parzelle im Gebiet Grendelmatten gegenüber dem Tennisplatz des Tennisclubs Riehen eignet. Je nach Entwicklung ist der Start der Bau- und Bohrarbeiten in den Jahren 2025/2026 zu erwarten, wie aus der Mitteilung hervorgeht.

Daten und Standorte

Im Rahmen des Projekts „geo2riehen“ wurden in den vergangenen Monaten Daten zum Untergrund und mögliche Standorte für eine zweite Geothermieanlage ausgewertet. Die Ergebnisse der Erkundungsarbeiten zeigten erfreulicherweise ein großes Potenzial, betonen die Verantwortlichen.

„Wir sind froh, dass die umfassenden Abklärungen positiv ausgefallen sind. Damit können wir die nächste Phase der Bohrplanung angehen“, erklärt Matthias Meier, Geschäftsführer des Wärmeverbunds Riehen (WVR). Derzeit würden bewilligungsrechtliche Schritte eingeleitet und letzte Detailabklärungen im Untergrund vorgenommen.

Da ein Pionier- und Innovationsprojekt wie „geo2riehen“ mit Planungsunsicherheiten verbunden sei, setze der WVR bewusst auf ein etappenweises Vorgehen und eine transparente Kommunikation, heißt es weiter.

Erhöhung auf 80 Prozent

Der WVR will mit dem Projekt „geo2riehen“ seine bestehende Geothermieanlage in Riehen erweitern. Ziel ist es, die regionale Produktion von Wärme auszubauen. Dadurch soll der erneuerbare Anteil der Riehener Wärmeproduktion von aktuell durchschnittlich 55 auf mehr als 80 Prozent erhöht werden. Dies trage zu einem wichtigen Schritt in der Klimapolitik von Riehen und Basel-Stadt bei, schreiben die Gemeinde und der WVR.

Die bereits bestehende Riehener Geothermieanlage ist seit 1994 in Betrieb und versorgt etwa 9000 Riehener mit umweltfreundlicher Erdwärme – also 42 Prozent der Bevölkerung in der 21 000-Einwohner- Gemeinde. Das geschieht durch das Anzapfen und Fördern natürlicher Heißwasservorkommen in rund 1500 Metern Tiefe.

Wasser im Kreislauf

Nach der Wärmeauskopplung wird das Wasser in einem Kreislauf wieder zurückgeführt, wie Thomas Schaal, Projektleiter Energieverbünde Industrielle Werke Basel, im Rahmen einer Informationsveranstaltung vor zwei Jahren erläuterte. Damals starteten die Untersuchungen des Untergrunds in Riehen, Bettingen, großen Teilen von Basel, den angrenzenden Baselbieter Gemeinden Birsfelden, Münchenstein und Muttenz sowie in Teilen der Gemeinde Grenzach-Wyhlen. Insgesamt umfasste das Untersuchungsgebiet 43 Quadratkilometer und 22 000 Messpunkte. Mit der sogenannten Reflexionsseismik wurde ein dreidimensionales Bild des Untergrunds erstellt. Das Verfahren zur Wärmegewinnung sei etabliert: Seit 27 Jahren gibt es im Rahmen der Thermalwassergewinnung keine Probleme, heißt es seitens der Verantwortlichen. Anders als beim eingestellten Basler „Deep Heat Mining Projekt“, das eine Fracking-Technik verfolgte, also Gestein zerklüftet, und im Jahr 2006 ein Beben der Stärke 3 auslöste, sei hier das Risiko deutlich geringer. „Das ist ein ganz anderes Verfahren“, gab Schaal Entwarnung.

Zwei Blockheizkraftwerke

Neben dem Thermalwasser sind zwei gasbetriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) eine zweite wichtige Wärmequelle. Mit ihren je zwanzig Zylindern gehören sie zu den größten ihrer Art in der Schweiz, ist vom WVR zu erfahren. Die durch den Motorenbetrieb entstehende Abstrahlungs- und Abgaswärme wird ebenfalls abgefangen und ins Wärmeverbundnetz eingeleitet.

Wärme und Strom

Mit den BHKW wird gleichzeitig Wärme und Strom produziert. Letzterer wird dabei in das lokale Stromnetz eingespeist. Die Geothermie-Anlage und die BHKW dienen zur Deckung der Grundlast. Die sogenannte Spitzenlast wird dabei im Süden durch Fernwärme abgedeckt, welche die IWB vor allem in der Basler Kehrichtverwertungsanlage erzeugen, und im restlichen Versorgungsgebiet durch Gaskessel-Wärmeerzeugungsanlagen.

Den Planungen zufolge sollen mit der zweiten Anlage in Riehen weitere 4000 Personen versorgt werden, wie die Gemeinde Riehen auf ihrer Webseite schreibt. Im Jahr 2004 wurde die Gemeinde vor den Toren Lörrachs als erste Gemeinde Europas mit dem „European Energy Award“ in Gold ausgezeichnet.

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