Gleichwohl will das Kabinett in der kommenden Woche Eckpunkte der Inklusion beschließen. Wie es heißt, ist vorgesehen, dass alle angehenden Lehrer sonderpädagogisch geschult werden. Außerdem sollen sich die Klassengrößen an denen von Gemeinschaftsschulen (28 Schüler) orientieren.
Der Städtetag sieht bei der Inklusion die Landesregierung am Zug. Sie habe bisher keine Finanzierungsvorschläge gemacht, kritisierte ein Sprecher am Freitag. Auf ein Finanzierungskonzept seines Verbandes, sei die Regierung nicht eingegangen.
Behindertenbeauftragter Gerd Weimer bedauert dieses Hin- und Her: „Ich rate dem Kultusministerium und dem Städtetag dringend, in Konklave zu gehen und ihre Beratungen erst zu beenden, wenn weißer Rauch aufgestiegen ist“, sagte er. Beide Seiten müssten sich in der Frage der Finanzierung bewegen: „Besonders auf kommunaler Seite hätte ich mir eine größere Offenheit gewünscht“, sagte Weimer. Schließlich komme die Große Koalition den Kommunen bei der Eingliederungshilfe deutlich entgegen. Im Rahmen eines im Koalitionsvertrag vereinbarten Bundesteilhabegesetzes sollen die Städte und Gemeinden in Deutschland im Umfang von fünf Milliarden jährlich entlastet werden. Für die Kommunen im Land könnte dies eine Entlastung von mehreren hundert Millionen Euro jährlich bedeuten. „Das gibt den Kommunen den Spielraum, beim Thema Inklusion nicht auf die Bremse zu treten“, sagte Weimer. Die großen Anstrengungen, die staatliche Schulämter unternähmen, um Einzelfälle zu regeln, könnten nur eine Notlösung sein. „Wir brauchen dringend eine gesetzliche Regelung.“
Der Verband Bildung und Erziehung zeigt hingegen Verständnis für die Verschiebung der Inklusion: „Für die Umsetzung fehlt schlichtweg das Geld.“, erklärte der Landesvorsitzende Gerhard Brand. Außerdem seien die Schulen zu wenig vorbereitet. Wer die Inklusion soweit vorantreiben wolle, dass behinderte und nicht behinderte Schüler wie selbstverständlich neben- und miteinander lernen, müsse zuerst die Bedingungen dafür schaffen, „anstatt Schüler und Lehrer ins kalte Wasser zu werfen und auf Selbstheilungskräfte zu vertrauen“.