Binzen Alles fließt zum Rathaus

Weiler Zeitung
Keine Gefahr geht hier von der Kander bei Binzen aus. Wenn es aber lange und ausgiebig regnet, kann das Gewässer stark anschwellen und über die Ufer treten. Foto: Alexan-dra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: Bericht über die Gefahren in Binzen durch Hochwasser und Starkregen

Über die Hochwassergefahren und das Starkregenrisikomanagement speziell für Binzen referierte in der Gemeinderatssitzung Andreas Tröndle vom Fachbereich Umwelt beim Landratsamt Lörrach.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Der Referent legte dabei Wert auf die Unterscheidung der beiden Risiken Hochwasser und Starkregen.

Hochwasser

Bei einem Hochwasser treten nach tagelangem Landregen die Flüsse über die Ufer. Welche Gebiete in Binzen davon wie stark betroffen sein könnten, verdeutlichte Tröndle im Gemeinderat anhand von speziellen Karten. Diese Hochwassergefahrenkarten können auch auf der Internetseite des Landratsamts eingesehen werden. Es gibt Darstellungen, die die Auswirkungen in der Fläche und solche, die sie in der Tiefe zeigen. Als ein Maßstab gilt die Jahrhundertflut, also ein Hochwasser, wie es im statistischen Mittel nur alle 100 Jahre (HQ100) vorkommt.

Binzen verfügt Tröndle zufolge lediglich über einen HQ20-Schutz, könnte also auch schon bei kleineren Hochwassern, die statistisch gesehen deutlich häufiger vorkommen, in Mitleidenschaft gezogen werden. Dieser Schutz geht zurück auf ein Konzept, das 1984 zusammen mit dem Regierungspräsidium Freiburg erstellt wurde.

Es gab Überlegungen, die Gemeinde durch ein Regenüberlaufbecken zu schützen. Aufgrund des sandigen Untergrunds wurde diese Idee jedoch als nutzlos verworfen. Stattdessen sollte ein Regenüberlaufbecken in Wollbach gebaut werden. Die Kosten hierfür wurden mit 4,8 Millionen Euro veranschlagt, die zu erwartenden Schäden jedoch nur mit 1,5 Millionen Euro – weshalb auch diese Maßnahme schließlich im Sande verlief.

Mit der Hochwassergefahrenkarte einher gehen Bauverbote für die gefährdeten Gebiete. Unter bestimmten Voraussetzungen können diese jedoch umgangen werden. So ist es zum Beispiel möglich, einen offenen Carport statt einer Garage zu bauen. Wasserdichte Keller und Lichtschächte können ebenfalls zu Sondergenehmigungen führen.

Starkregen

Unabhängig von Flüssen richtet ein Starkregenereignis Schaden an. Es handelt sich hierbei um ungewöhnlich starke Niederschläge in der Fläche, die unter Umständen ungünstig abfließen und dabei auch Erdreich mit sich reißen können. Im Rahmen des Leuchtturmprojekts EroL (Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland) wird überprüft, was im Einzelfall passieren kann. Auch werden Handlungskonzepte erarbeitet. Das Land bezuschusst solche Maßnahmen mit 70 Prozent.

Unterschieden wird zwischen seltenen, außergewöhnlichen und extremen Starkregenereignissen, wobei die mittlere Kategorie einem Ereignis entspricht, wie es statistisch gesehen alle 30 Jahre einmal vorkommt. Für Binzen konnte Tröndle, untermauert von entsprechenden Darstellungen, soviel sagen: „Alles fließt von der Autobahn her in Richtung Rathaus und Hauptstraße.“ Eine nicht unerhebliche Rolle bei den Auswirkungen spielt die Aufnahmekapazität der Böden für das Wasser.

Was versicherungsrechtliche Fragen betrifft, haben die erstellten Hochwasserkarten durchaus Relevanz, erklärte Tröndle auf Nachfrage. Einen Bestandsschutz für Grundstücke nach Abriss eines Gebäudes gebe es nicht. Bei einem Neubau gelte das aktuelle Recht, erklärte der Experte weiter.

Nicht gerade zur Beruhigung trug das Video bei, das der Referent zum Abschluss zeigte: Zu sehen waren die Überflutungen im Ortskern vom Weitenau im Jahr 2016.

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