Binzen „Binzen ist am stärksten betroffen“

Weiler Zeitung
Quasi durch die Vorgärten fährt die Kandertalbahn an einigen Stellen in Binzen. Foto: Alexandra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Kandertalbahn: Drei Bürgerinnen fordern Aufklärung über die Konsequenzen einer S-Bahn-Reaktivierung

Es war ein offenes Geheimnis. Denn gesprochen wurde – zumindest öffentlich – nicht viel darüber: In Binzen sind bei weitem nicht alle Bürger begeistert von der Idee, die Kandertalbahntrasse für den S-Bahn-Verkehr zu reaktivieren. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag haben drei Bürgerinnen ihrem Unmut nun Luft gemacht. Sie wollen, dass über alle Konsequenzen gesprochen wird.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Lianna Schäfer meldete sich gegen Ende der Sitzung mit ihrem Anliegen zu Wort. Zusammen mit Ilka Bühler und Susanne Bierl hatte sie Argumente zusammengetragen, die gegen einen S-Bahn-Verkehr – insbesondere in Binzen – sprechen. Denn das Dorf würde durch den Trassenverlauf geteilt, während andere Gemeinden nur am Rande betroffen seien. „Durch die gleisnahe Bebauung in Binzen wäre das Leben der Anwohner bei regelmäßigem Bahnverkehr sehr stark beeinträchtigt“, machte die Binzenerin deutlich.

Schäfer wies auch auf die 14 Bahnübergänge in Binzen hin, von denen einige komplett geschlossen oder aber beschrankt werden müssten. Die Laufwege würden dadurch länger, und die Schrankenschließzeiten würden zu Rückstaus auf der Hauptstraße führen, befürchtete sie. Eine Verlagerung des Verkehrs auf ruhigere Straßen hielt sie für wahrscheinlich.

Als weitere Gegenargumente führten die Frauen hohe Kosten für die Bahnsteigherstellung für die Gemeinde an. Auch wollten sie nicht, dass Binzen für die umliegenden Dörfer den Pendlerparkplatz stellen muss.

Schäfer führte weiter aus, dass es Empfehlungen gebe, mit Einrichtung des Schienenverkehrs parallele Buslinien einzustellen. Sie befürchtete, dass die direkten Buslinien nach Lörrach, Basel und Kandern davon betroffen sein könnten.

Für die Zugverbindung sieht sie aufgrund der relativ geringen Einwohnerzahl jedoch nur Potenzial für einen unattraktiven Stundentakt, der zudem Umstiege in Weil am Rhein erforderlich machen würde.

„Wann werden die Mitbürger der Gemeinde mit diesen relevanten Informationen versorgt?“, fragten die drei Frauen deshalb und betonten, dass dies für den Meinungsbildungsprozess des einzelnen ausschlaggebend sein könnte. Die Berichterstattung im Hinblick auf die Kandertalbahn empfinden sie als einseitig. „Wir sind auch für den Ausbau des ÖPNV, aber nicht um jeden Preis“, erklärte Lianna Schäfer.

Erste Reaktionen

Schließlich wurde Bürgermeister Andreas Schneucker nach der aktuellen Sachlage gefragt. „Es gibt Unruhe im Ort“, bestätigte dieser. Er berichtete von Gesprächen, die im Frühjahr stattgefunden haben. Dabei saßen Einwohner, die Bedenken haben, zusammen am Tisch mit Vertretern der IG Pro Kandertalbahn, die das Projekt gezielt vorantreiben. Diese Gespräche seien gut angekommen, ließ Schneucker wissen.

Binzen sei am stärksten betroffen, bestätigte er die Einschätzung der Frauen. Er plädierte jedoch dafür, jetzt erst einmal die Ergebnisse der Gutachten zum Fahrgastpotenzial abzuwarten, bevor über konkrete Folgen gesprochen wird. Sicherlich müssten Bahnübergänge geschlossen werden, wenn die S-Bahn kommt. Welche das sein werden, könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen, so Schneucker.

Dennoch fand der Bürgermeister es wichtig, dass die Themen, die Binzen betreffen, auf den Tisch kommen. Er schlug weitere Gespräche vor. Von Frank Krumm kam der Vorschlag, gleich zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung einzuladen.

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